US-Plattenlabel verklagen AllofMP3.com auf Schadensersatz

Vier US-amerikanische Plattenfirmen sind in New York vor Gericht gegangen und wollen eine Verfügung gegen den russischen Billig-Musikanbieter erreichen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 369 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Vier US-amerikanische Plattenlabel haben bei einem Gericht im Southern District of New York Klage gegen das Unternehmen Mediaservices eingereicht, Betreiber des russischen Online-Musikdiscounters AllofMP3.com. EMI, Sony BMG, Universal und Warner Music meinen laut US-amerikanischen Medien, der Billiganbieter habe vom Verkauf nicht-lizenzierter Kopien von ihnen vertriebener Musikstücke profitiert. Das Geschäftsmodell der Russen beruhe auf massiver Verletzung des Digital Millennium Copyright Act und der New Yorker Gesetze. Die Plattenfirmen wollen gegen Mediaservices eine Unterlassungsverfügung erreichen und stellen Schadensersatzforderungen in nicht genannter Höhe. Die mitunter zu Übertreibungen neigende New York Post berichtet über "mehr als 1 Billion US-Dollar" ("... a copyright infringement suit seeking more than $1 trillion in damages ...").

Das russische Angebot verkauft Musikdownloads unter anderem als DRM-freie MP3-Dateien zu einem Bruchteil des Preises, den Musikläden verlangen, die von der US-Musikindustrie unterstützt werden. Während diese den Russen vorwirft, keine gültige Verkaufslizenz zu besitzen, verweist die US-Rechtsvertretung von Mediaservices darauf, dass Abgaben an die russische Verwertungsgesellschaft ROMS gezahlt würden. Nach russischen Gesetzen benötigten Läden wie AllofMP3.com in manchen Fällen keine ausdrückliche Einwilligung der Copyright-Inhaber. Diese Gesetzeslage soll sich 2007 ändern, hat die russische Regierung kürzlich in einem bilateralen Abkommen mit den USA versprochen, durch das Hindernisse auf dem Weg zum Beitritt Russlands in die Welthandelsorganisation WTO beiseite geräumt werden sollen.

Im Sommer hatte bereits der britische Phonoverband BPI Mediaservices verklagt. Auch aus anderen Ländern verstärkte sich in den vergangenen Monaten der Druck auf das russische Unternehmen: Dänische Provider errichteten eine Sperre zur Internetadresse allofmp3.com. In Deutschland setzte es von Seiten der Musikindustrie Abmahnungen auf Websites, die auf das russische Angebot verlinkt hatten. Auf Allofmp3.com wird indes ausgiebig, aber kommentarlos auf eine jüngst kursierende Untersuchung der Marktforscher von Forrester Research über angeblich sinkende Download-Zahlen im iTunes Store verwiesen.

Siehe zu den Auseinandersetzungen um AllofMP3 auch: