Übernahme auf dem Motorradmarkt: KTM kauft MV Agusta​

Ein weitreichender Schritt auf dem Motorradmarkt: Mit der Übernahme von MV Agusta entwickelt sich KTM immer mehr zum Global Player.

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Timur Sardarov

Timur Sardarov ist der Besitzer von MV Agusta. Er stammt aus Russland.

(Bild: MV Augusta)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ingo Gach

Der österreichische Motorradhersteller KTM kauft die italienische Traditionsmarke MV Agusta. Schon im letzten November erwarb die KTM AG für 30 Millionen Euro 25,1 Prozent der MV Agusta S.p.A. und die Gerüchteküche fing an zu brodeln. Timur Sardarov, der russische Besitzer von MV Agusta, betonte zwar, dass es sich nur um eine strategische Partnerschaft handeln würde, doch so recht wollte das nicht zum Ruf von KTM-Boss Stefan Pierer passen, keine halben Sachen zu machen. Husqvarna und Gasgas hat der clevere Geschäftsmann und CEO der Pierer Mobility AG schon gekauft und es ist bekannt, dass er gerne noch eine Sportmarke im Portfolio hätte. Zunächst hatte er versucht, Ducati zu erwerben, doch die Audi AG wollte ihre italienische Tochterfirma nicht veräußern. Nun wäre der MV Agusta mit seinem berühmten Namen der perfekte Kandidat.

Mehr zur Marke MV Agusta

KTM übernahm im September 2022 den Vertrieb und die Kundenbetreuung von MV Agusta zunächst in den Märkten USA, Kanada und Mexiko und wenige Monate später auch weltweit. Seit dem Sommer 2023 kümmern sich die Österreicher dann auch um die Zuliefererkette und den Einkauf für das italienische Werk. Am 24. 10. 2023 räumte MV Agusta der KTM AG die Kaufoption auf die Aktienmehrheit zum 31. 12. 2025 ein. Es gilt als sicher, dass Pierer dies zu tun gedenkt und er wäre damit ab 2026 der Mehrheitseigner von MV Agusta. Im Gegensatz zu Husqvarna und Gasgas soll die Produktion von MV Agusta aber nicht nach Mattighofen verlegt werden, sondern in Varese bleiben. MV Agusta soll sich als Premiummarke auf die Entwicklung von Edel-Sportlern konzentrieren und endlich profitabel werden.

Timur Sardarov hatte 2016 über seine Investmentgruppe Black Ocean Investment für 50 Millionen Euro die von der Insolvenz bedrohten Marke MV Agusta übernommen. Trotz aller Bemühungen gelang es der Marke aber nicht, die Verkaufszahlen ihrer hochpreisigen Motorräder signifikant zu erhöhen. Sardarov zielte eine Marke von 10.000 Motorrädern an, doch vergangenes Jahr wurden nur rund 5500 Stück produziert. Ohne die Hilfe von KTM wäre MV Agusta vermutlich nicht mehr lange überlebensfähig. Die in der Pierer Mobility AG vereinten Marken KTM, Husqvarna und Gasgas konnten 2022 insgesamt 332.881 Motorräder verkaufen und haben mit 2,437 Milliarden Euro einen neuen Umsatzrekord aufgestellt.

Zudem hat KTM ein Joint Venture mit dem indischen Motorradhersteller Bajaj, der die kleinen Duke-Modelle zwischen 125 und 390 cm3 baut. Bajaj hält mittlerweile rund 48 Prozent der KTM-Aktien. Seit 2013 gibt es außerdem eine Kooperation mit der chinesischen Marke CF Moto, seit 2017 ein Joint Venture. KTM vertreibt CF Moto in Europa und die 790er-Modelle werden in China gebaut.

(mfz)