Umfrage unter IT-Fachkräften: Warum Geld allein nicht glücklich macht

Das Entwicklerportal Stack Overflow hat 2600 IT-Fachkräfte befragen lassen. Was Arbeitgeber besser machen können und Arbeitnehmer wirklich suchen.

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(Bild: SeventyFour/Shutterstock.com)

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Geld allein macht Fachkräfte in der Tech-Branche nicht glücklich: Wer als Arbeitgeber seine Experten halten will, sollte neben dem Gehalt vor allem bei den Punkten Flexibilität und Weiterbildung punkten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Softwareentwickler-Plattform Stack Overflow. Vor allem in der Europäischen Union und Großbritannien schätzen Entwickler und andere Angestellte in Tech-Berufen Flexibilität sogar noch etwas mehr als das Gehalt, das vorwiegend in den USA die entscheidende Rolle spielt.

Die Umfrage unter 2600 IT-Fachkräften fand laut Stack Overflow im Oktober 2022 statt. Es wurde nach Wünschen, Bedürfnissen und Erwartungen im Arbeitsmarkt gefragt. Wie im Vorjahr zeigen sich Mitarbeiter der Tech-Branche wechselfreudig: 74 Prozent erklärten, aktiv nach einer neuen Stelle zu suchen oder zumindest für neue Möglichkeiten offen zu sein – so viel wie schon im Jahr 2021. Wenig überraschend, suchen primär jüngere Entwickler nach der optimalen Wirkungsstätte. Knapp zwei Drittel derjenigen, die Ausschau nach etwas Neuem halten, sind zwischen 20 und 44 Jahre alt.

Vor allem mit den alten Gepflogenheiten und Regeln des Arbeitens wollen Fachleute in der IT heute immer weniger zu tun haben. Feste Uhrzeiten für Beginn und Ende der Arbeit und Präsenzpflicht sind 46 bzw. 44 Prozent der Befragten ein Graus. Größter Nervfaktor sind aber unnötige Arbeitsunterbrechungen, weil lange auf notwendige Informationen und Antworten gewartet werden muss. 43 Prozent erklärten, dass sie fehlende Ressourcen an ihrem bestehenden Arbeitsplatz nerven.

Dabei haben sich die Rahmenbedingungen in der Branche im Vergleich zum Vorjahr deutlich verändert. Während in den ersten Monaten des Jahres 2022 noch die sogenannte "Great Resignation" die Schlagzeilen beherrschte, also eine freiwillige Neuorientierung vieler Arbeitnehmer nach den Lockdown-Phasen der Coronapandemie, mussten sich in den letzten Monaten des Jahres mehr und mehr IT-Fachleute zwangsweise nach neuen Stellen umschauen. Ihnen wurde gekündigt, wie bei bekannten Firmen wie Amazon, Twitter oder Meta.

Zumindest in der Europäischen Union und Großbritannien hat das die Wechselbereitschaft laut der Umfrage auch spürbar gesenkt. 38 Prozent sind hier nicht an einer neuen Stelle interessiert. Im Vorjahr waren es nur 27 Prozent. Im Rest der Welt ist die Bereitschaft hingegen höher.

Wer in der Tech-Branche eine neue Stelle sucht, fühlt sich offenbar immer noch zuvorderst durch ein höheres Gehalt angezogen. 54 Prozent gaben dies als wichtigsten Grund an. Vor allem erfahrene Entwickler möchten für ihr Fachwissen mit zunehmenden Berufsjahren besser entlohnt werden. Die Lust auf neue Technologien ist der zweite maßgebliche Grund.

Die Umfrageergebnisse geben auch Arbeitgebern Hinweise, wie sie Bewerber noch besser erreichen können. Eine gute menschliche Vernetzung ist in jedem Fall förderlich, da 46 Prozent der Befragten angaben, über Mundpropaganda oder ihr persönliches Netzwerk auf neue Arbeitgeber gestoßen zu sein.

In jedem Fall sollten Unternehmen schauen, wie sie Interessierten möglichst ein umfassendes Bild darüber geben können, wie es ist, für sie zu arbeiten. Knapp jeder Fünfte beklagt, dass nicht genügend Informationen darüber zu finden sind. Dies ist möglicherweise auch ein Grund dafür, warum viele (41 Prozent) deshalb auf Portale für Unternehmensbewertungen setzen, um sich vorab einen Eindruck von der Attraktivität eines Arbeitgebers zu verschaffen.

In der Anbahnungsphase einer Neuanstellung sollten Arbeitgeber schnell und kompetent agieren: Langwierige Einstellungsverfahren und unorganisierte Vorstellungsgespräche lassen Bewerber Abstand nehmen. Wenn dann zwischenzeitlich noch andere Angebote herein flattern, sehen Firmen die Interessierten laut Umfrage vielfach nur noch von hinten.

(mki)