VDE fordert bessere Sicher­heits­standards für Elektro­fahrzeuge

Elektrofahrzeuge könnten sicherer werden, wenn die Prüf- und Zulassungskriterien deutlich verschärft würden, findet der VDE

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Gernot Goppelt

In Offenbach betreibt der VDE Prüfstände, auf denen Lithiumionen-Akkus von bis zu 400 Kilogramm Gewicht geprüft werden können.

(Bild: VDE)

Elektrofahrzeuge könnten sicherer werden, wenn die Prüf- und Zulassungskriterien deutlich verschärft würden, findet der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik). Vor allem die Brandgefahr von Batterien in Elektrofahrzeugen werde nicht hinreichend untersucht.

Moderne Lithium-Ionen-Akkus müssen in einem bestimmten Temperaturbereich betrieben werden. Versagt die Kühlung, beispielsweise durch einen Kurzschluss nach einem Unfall, droht Überhitzung, im schlimmsten Fall sogar ein Brand. Die bislang gültigen Normen bilden solche Fälle laut VDE nicht hinreichend ab. Besonders kritisch sei die Abweichung realer Unfälle von den vorgeschriebenen Tests. So würden in der Regel nur Quetschtests durchgeführt. Bei einem realen Unfall dominiere jedoch eine schlagartige Belastung mit einem hohen Impuls.

Vor allem fordert der VDE, das Versagen einzelner elektronischer Bauteile bei der Prüfung zu berücksichtigen. Denn dabei sollte die Batterie immer in einen sicheren Zustand übergehen, ein laufender Ladevorgang muss beispielsweise sofort abgebrochen werden. Die Software des Batterie-Managementsystems sollte ebenfalls auf mögliche Fehler getestet werden. Die bislang gültigen Normen würden zu wenig deren Prüfung vorschreiben.

Ebenfalls nicht ausreichend seien die bisherigen Standards für das Hochvolt-Bordnetz. Die Antriebskomponenten eines Elektrofahrzeugs arbeiten zum Teil mit Spannungen von mehr als 800 Volt. Nach einem Unfall muss absolut sicher sein, dass diese Komponenten spannungsfrei sind und auch bei starker Deformation keine Entladeströme über die Karosserie abfließen. Die existierende Regelung UN ECE-R100 schreibe zwar Mindeststandards vor, berücksichtige aber die realen Verhältnisse nicht hinreichend. So werde zum Beispiel keine verschmutzte oder feuchte Karosserie untersucht.

Auch bei Pedelecs gibt es nach Auffassung des VDE erheblichen Nachholbedarf. Nach Schätzungen des Vereins werden 95 Prozent aller Pedelecs ohne jede Sicherheitsüberprüfung verkauft. Besonders kritisch sei das Ladegerät. Anders als bei wettergeschützten Ladesäulen seien die Ladegeräte für Pedelecs oft nur für den Betrieb in Gebäuden ausgelegt. Würden sie dennoch im Freien genutzt, müsse ein sicherer Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit gegeben sein. Und auch bei den Pedelecs droht laut VDE Brandgefahr: Denn sie würden oft dicht beieinander in Hausfluren und Kellerräumen abgestellt – eine sich entzündende Batterie könnte eine Kettenreaktion ungeahnten Ausmaßes auslösen. (ggo)