Virgin Galactic verschiebt kommerzielle, suborbitale PassagierflĂĽge auf 2023
Probleme mit der Lieferkette und Mitarbeitermangel verzögern den Beginn der Kurzausflüge in die Schwerelosigkeit um mindestens ein Vierteljahr.
Das Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic hat den Start seines Regelbetriebs erneut verschoben. Die ersten kommerziellen KurzausflĂĽge in die Schwerelosigkeit sollen im ersten Quartal 2023 aufgenommen werden. Zuvor wollte die US-Firma seine ersten kommerziellen, suborbitalen PassagierflĂĽge mit Touristen im letzten Vierteljahr 2022 starten, nachdem es bislang nur TestflĂĽge gegeben hatte.
Einer dieser Testflüge wurde medienwirksam mit dem britischen Firmengründer und Milliardär Richard Branson noch kurz vor Konkurrent Blue Origin mit dessen Gründer und ehemaligem Amazon-Chef Jeff Bezos durchgeführt. Seit diesem Flug Mitte 2021 hagelt es für die Firma aber vor allem schlechte Nachrichten. So gab es Berichte, dass der Flug eigentlich hätte abgebrochen werden müssen. Die US-Flugaufsicht nahm Ermittlungen auf und untersagte weitere Starts, doch das Verbot wurde wieder aufgehoben.
Aufgrund potenzieller Defekte an einer Komponente der Flugsteuerung gab es weitere Verzögerungen, sodass der nächste Start mit Passagieren um ein Jahr verschoben wurde. Ein Neustart war für Ende 2022 vorgesehen, doch nun verzögert sich dies auf 2023, wie Virgin Galactic bei der Bekanntgabe seiner jüngsten Quartalsergebnisse mitgeteilt hat.
Lieferschwierigkeiten bei Metallen
Firmenchef Michael Colglazier erklärte die erneute Verschiebung durch ein "erhöhtes Maß an Unterbrechungen der Lieferkette" und weniger neuen Mitarbeitern als erwartet. Deshalb wurde die Zeitplanung angepasst, sagte er laut SpaceNews im Gespräch mit Analysten im Anschluss an die Bekanntgabe der Finanzzahlen.
Auf Nachfrage fügte Colglazier hinzu, dass sich die Lieferzeiten der in den Flugzeugen verwendeten Hochleistungsmetalle deutlich verlängert haben. Solche Aluminiumlegierungen wären zuvor innerhalb von zwei bis drei Wochen verfügbar gewesen, aber das würde jetzt deutlich länger dauern. Das Unternehmen habe zwar alternative Quellen gefunden, aber "insgesamt summieren sich diese Dinge".
Mitarbeiter gesucht fĂĽr Delta-Klasse
Daneben erweitert Virgin Galactic sein technisches Personal, aber die meisten neuen Mitarbeiter arbeiten am Design des neuen Raumflugzeugs der Delta-Klasse. Dieses soll voraussichtlich ab 2025 in Betrieb genommen werden, einmal wöchentlich fliegen können und noch weniger kostenintensiv sein, wie das Unternehmen zuvor im Rahmen seiner Pläne für mehr Raumfahrzeuge und Flüge angekündigt hat.
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Die bisherigen Mitarbeiter arbeiten weiterhin am Trägerflugzeug Eve sowie an Unity, dem bisherigen Raumgleiter, und dem Schwesterschiff Imagine, das Mitte 2023 in Betrieb genommen werden soll. Während VSS Unity nur einmal monatlich starten kann, soll das zweite Raumschiff der Flotte alle zwei Wochen abheben. VSS Imagine soll nicht nur öfter fliegen können, sondern auch günstiger.
Unity und Eve sollen ihre Testflüge im vierten Quartal dieses Jahres wieder aufnehmen, bevor der kommerzielle Betrieb Anfang 2023 beginnt. Gleichzeitig soll Imagine ihren Erstflug starten und noch vor regulärer Inbetriebnahme Mitte 2023 mehrere "Einnahmen-generierende" Testflüge absolvieren.
Nachfrage ungebrochen, aber höherer Verlust
Trotz dieser Verzögerungen sieht Virgin Galactic eine weiterhin große Nachfrage. Die Liste der eingeschriebenen Interessenten umfasse 800 Kunden und Colglazier erwartet, das Ziel von über 1000 Reservierungen bis zum Start der Flüge Anfang 2023 zu erreichen. Er fügte hinzu, dass die Flugpreise trotz steigender Inflation zunächst nicht erhöht werden sollen. Virgin Galactic ruft 450.000 US-Dollar für ein Ticket in die Schwerelosigkeit auf. Erst wenn die letzten 200 Tickets verkauft worden sind, sollen die Preise neu bewertet werden.
Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnete Virgin Galactic Einnahmen von lediglich 319.000 Dollar bei einem Betriebsverlust von 91,4 Millionen Dollar. Das sind rund 10 Millionen Dollar mehr Verlust als noch vor einem Jahr, aber damals hatte die Firma noch keine Einnahmen. Da Virgin Galactic ĂĽber 1,22 Milliarden Dollar an Barmitteln und Ă„quivalenten verfĂĽgt, kann die Firma sich diese Ergebnisse noch leisten.
(fds)