Volkswagen: Es drohen Werksschließungen und Kündigungen
Der Volkswagen-Konzern muss sein Sparprogramm verschärfen. Das könnte betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bedeuten.
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Der Volkswagen-Konzern hat 2023 ein massives Sparprogramm beschlossen, mit dem die Rendite kräftig steigen soll. Im August wurde bekannt, dass diese Bemühungen nochmals verschärft werden sollen. Nun macht der Konzern deutlich, was das für die Beschäftigten bedeuten könnte. Es drohen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen. Wie das Unternehmen nach einer Führungskräftetagung mitteilte, kündigt es zudem die bisher geltende Beschäftigungssicherung auf, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschloss.
Beschäftigungssicherung soll aufgekündigt werden
Aus Sicht des Vorstands müssen die Marken innerhalb der Volkswagen AG umfassend restrukturiert werden, heißt es. "Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden Standorten sowie Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden." Zudem reiche der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen. "Ein Umbau allein entlang der demografischen Entwicklung ist aus Sicht des Unternehmens nicht ausreichend, um die kurzfristig notwendigen Strukturanpassungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen", heißt es in der Mitteilung. "Vor diesem Hintergrund sieht sich das Unternehmen dazu gezwungen, die seit 1994 fortgeschriebene Beschäftigungssicherung aufzukündigen."
Betriebsrat kündigt Widerstand an
Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte massiven Widerstand an. Die Pläne seien "ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge", erklärte sie in einer Sonderausgabe der Betriebsratszeitung "Mitbestimmen". "Damit steht VW selber und somit das Herz des Konzerns infrage. Dagegen werden wir uns erbittert zur Wehr setzen", so Cavallo. "Mit mir wird es keine VW-Standortschließungen geben!" Die Arbeitnehmervertreter verfügen bei VW zusammen mit dem Land Niedersachsen über eine Mehrheit im Aufsichtsrat.
Konzernchef Oliver Blume begründete den Kurs mit der sich zuspitzenden Lage. "Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, neue Anbieter drängen nach Europa", sagte er laut Mitteilung. "Dazu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt. In diesem Umfeld müssen wir als Unternehmen jetzt konsequent agieren." Die Kernmarke VW hat seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen und liegt bei der Rendite weit hinter Konzernmarken wie Skoda, Seat und Audi zurück. Ein 2023 aufgelegtes Sparprogramm sollte hier die Wende bringen, das Ergebnis bis 2026 um zehn Milliarden Euro verbessern sollte.
Volkswagen: "Stärkerer Gegenwind"
Das aktuell schwache Neugeschäft hat die Lage nun aber weiter verschärft. Um die angepeilten Ergebnisverbesserungen trotzdem zu erreichen, müssten die Kosten nun stärker als bisher geplant sinken. Es gehe dabei um bis zu vier Milliarden Euro, die zusätzlich eingespart werden müssten, berichtet das Handelsblatt. "Der Gegenwind ist deutlich stärker geworden", sagte Markenchef Thomas Schäfer. "Wir müssen deshalb jetzt noch mal nachlegen und die Voraussetzungen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein."
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(mfz)