Vorstellung Mercedes CLA EQ: Der Erste mit mehr Spannung
Der CLA bedeutet für Mercedes technisch einen großen Sprung, der mit vielen Hoffnungen verbunden ist. Er lässt andere Modelle alt aussehen.
(Bild: Mercedes)
Hersteller sind nicht zögerlich, wenn es um die Ausrufung historischer Tage geht. Schnell ist die Rede von "neuen Epochen", "radikalen Neuanfängen" oder gar "Quantensprüngen". Der nächste Mercedes CLA soll genau das alles werden. Deshalb wurde schon seit geraumer Zeit in sorgsam portionierten Häppchen immer mal wieder ein kleiner Ausblick auf die Technik gewährt. Damit ist nun Schluss: Mercedes zeigt nicht nur das finale Design, sondern nennt auch ein paar wichtige Eckdaten.
800 Volt
Die sind, so viel lässt sich schon festhalten, ziemlich beeindruckend. Der CLA nutzt die neue Plattform "Mercedes Modular Architecture" (MMA), die mit einer Spannungsebene von 800 Volt potenziell deutlich höhere Ladeleistungen erlaubt. Mercedes verspricht mit der größeren von zwei geplanten Batterien bis zu 320 kW. In zehn Minuten soll Strom für bis zu 325 km nachgeladen sein. Beides formuliert einerseits den Idealfall, andererseits bezieht sich diese Angabe auf die Bedingungen im WLTP.
Die global zurückhaltende Nachfrage nach Elektroautos von Mercedes zwingt die Marke, in einigen Punkten kräftig nachzulegen – und das ist, soweit sich das an Eckdaten festmachen lässt, auch der Fall. Für die Version mit großer Batterie und Heckantrieb wird im Zyklus ein Verbrauch von 12,2 bis 14,1 kWh/100 km genannt. Wenn rund 300 km Reichweite im Zyklus in 10 Minuten nachgeladen sein sollen, bedeutet das in diesem Fenster eine durchschnittliche Ladeleistung von knapp 220 kW – mindestens.
Zwei E-Antriebe - vorerst
Geplant sind, zusätzlich zu einigen Mildhybrid-Benzinern, zunächst zwei batterieelektrische Antriebe. Beide bekommen eine Batterie mit 85 kWh, ein mit 58 kWh kleinerer Speicher wird nachgereicht. Auch Modelle mit noch mehr Leistung werden folgen. Die schon bekannten Zahlen:
| CLA 250+ EQ | CLA 350 4matic EQ | |
| Energiegehalt Batterie | 85 kWh | |
| Ladeleistung DC | 320 kW | |
| Reichweite | 790 km | 770 km |
| Verbrauch im WLTP | 12,2 bis 14,1 kWh | |
| Leistung | 200 kW | 260 kW |
| Drehmoment | 335 Nm | 515 Nm |
| Antrieb | Heck | Allrad |
| Kofferraum vorn / hinten | 101 / 405 | |
Aus Verbrauchsangaben und Reichweitenversprechen lässt sich leicht ablesen, dass Mercedes reichlich Arbeit in die Effizienz gesteckt haben muss. Schon mit der Studie EQXX deutete der Konzern vor ein paar Jahren an, dass nicht allein immer größere Batterien der Weg zu mehr Reichweite sein könnten. Dem CLA helfen fraglos unter anderem eine vergleichsweise kleine Stirnfläche und technische Tricks wie das Zweigang-Getriebe an der Hinterachse. Der Synchronmotor liefert zwar in einem, verglichen mit einem Verbrenner, unglaublich breiten Drehzahlbereich seine Leistung ab, doch auch hier gibt es Grenzen, jenseits derer der Stromverbrauch steigt. Porsche verbaut im Taycan ein Zweigang-Getriebe, um die Fahrleistungen zu verbessern, bei Mercedes dürfte es vorrangig um eine noch höhere Effizienz gehen.
Alternative Antriebe: Mildhybrid-Benziner
Anders als zunächst vermutet bekommt der CLA auch wieder Verbrennungsmotoren aus der Baureihe M252. Dahinter steckt ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 48-Volt-Mildhybrid. Die Motorenbaureihe wird zunächst mit 100, 120 und 140 kW auf den Markt kommen, und der CLA bekommt vermutlich all diese Ausbaustufen. Mercedes setzt auf das Miller-Brennverfahren. Die Einlassventile schließen also früher als normal, was die Effizienz anheben soll. Die Verdichtung liegt bei 12:1. Stets serienmäßig ist ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen, an dessen Seite der 20-kW-E-Motor angeflanscht ist. Die Batterie mit einem Energiegehalt von 1,3 kWh dient als Puffer, um den Verbrenner so oft wie möglich nah an seinem besten Wirkungsgrad betreiben zu können.
Interessant wird die interne Einordnung. Schon bisher waren sich CLA und C-Klasse in den äußeren Abmessungen nah, technisch unterschieden sie sich mit Frontantrieb und Doppelkupplungsgetriebe auf der einen, Hinterradantrieb und Wandlerautomatik auf der anderen Seite. Nun kommen sie sich auch in dieser Hinsicht näher. Als Elektroauto sitzt der primäre Antrieb im 4,72 m langen CLA EQ hinten, eine zu erwartende C-Klasse mit E-Antrieb muss sich also auf andere Weise absetzen. Eng wird es argumentativ auch für den Mercedes EQE, der nur etwas größer ist, bei Reichweite und Ladeleistung im Vergleich mit dem CLA aber chancenlos ist.
Betriebssystem MB.OS
Der neue CLA wird der erste Mercedes, der das neue Betriebssystem MB.OS bekommt. Mercedes verspricht, mit "Supercomputing und künstlicher Intelligenz ein neues Niveau an Sicherheit, Komfort und automatisiertem Fahren" anzubieten. Angesichts dessen, dass Mercedes mit dem bisherigen MBUX in dieser Hinsicht keineswegs schlecht aufgestellt war, darf man gespannt sein, was da kommt. Ziemlich sicher wird auch Mercedes das Geschäft nach dem Kauf ausbauen - sei es mit Apps oder Fahrzeugfunktionen, die sich gegen Gebühr nachträglich freischalten lassen.
Mercedes CLA innen (7 Bilder)

Mercedes
)Verärgern dürfte den einen oder anderen Interessenten, dass Mercedes an ein paar Dingen hartnäckig festhält. Die fummeligen Touchflächen auf dem Lenkrad haben es auch in dieses Modell geschafft, ebenso die nur meistens ausfahrenden Türgriffe, die beispielsweise meinen Kollegen Clemens Gleich schon an der ansonsten sehr gelungenen E-Klasse nervten. Das riesige Glasdach ist serienmäßig, öffnen lassen wird es sich nicht einmal optional. Der hintere Kofferraum ist mit 405 Litern, bezogen auf die äußeren Abmessungen, geradezu lächerlich klein. Zur Einordnung: Der Kofferraum eines VW Polo ist gerade einmal 55 Liter kleiner. Allerdings ist das Fach unter der vorderen Haube mit 101 Litern vergleichsweise groß.
Ausblick
Noch äußert sich Mercedes nicht dazu, was der CLA kosten soll. Erwartungsgemäß wird sich die Marke nicht zu einem Preiskampf herablassen. Wir rechnen mit rund 50.000 Euro für das Basismodell mit batterieelektrischem Antrieb, mit einem Verbrenner dürfte es bei rund 42.000 Euro losgehen. Konkurrenten mit ähnlich großen Elektroautos starten zum Teil deutlich unter dem, was wir für den CLA EQ prognostizieren. Ein Tesla Model 3 kostet derzeit mindestens 39.990, ein Hyundai Ioniq 6 ist ab 43.900 Euro zu haben. Natürlich ist dieser CLA nur der Anfang. Auf der MMA-Plattform wird Mercedes in den kommenden Jahren verschiedene SUVs nachreichen, angekündigt ist auch ein Kombi, der nicht mehr so heißen darf.
(mfz)