Was bieten Android Auto und Apple Carplay
Die Steuerung erfolgt per Touchscreen, Dreh-Drück-Steller im Auto, Lenkradtasten und vor allem per Spracheingabe, allerdings reagiert nur der Google Assistant auf seinen Weckruf „Okay Google“. Zwar reagiert Carplay auch häufig auf „Hey Siri“, das allerdings nur, sofern der Sprachassistent auf dem iPhone auch bei ausgeschaltetem Display aktiviert ist und Fahrgeräusche oder Musik die Stimme nicht zu sehr überlagern. Um mit solchen Nebengeräuschen besser umzugehen oder auch, wenn sich das per Carplay Wireless verbundene iPhone etwa noch in der Hosentasche befindet, können mit dem bevorstehenden Carplay Update in iOS 13 auch die im Fahrzeug verbauten Mikrofone verwendet werden (später mehr dazu). In beiden Systemen ist die Aktivierung der Spracheingabe per Lenkradtaste möglich, wobei Siri unverständlicherweise immer den ganzen Bildschirm für sich beansprucht, sobald der Assistent aktiviert wird. Auch das soll sich mit iOS 13 derartig ändern, dass während des Sprachdialogs, wie bei Android Auto, nur ein kleines Overlay auf dem Bildschirm zu sehen ist.
Apple CarPlay
Carplay fühlt sich für iOS-Nutzer sofort sehr vertraut an, indem man von einem iOS-typischen Homescreen empfangen wird. Von dort lassen sich alle verfügbaren Apps aufrufen. Am linken Bildschirmrand finden sich die zuletzt verwendeten Apps, sowie der Home Button. Benachrichtigungen für kompatible Apps werden im oberen Bereich des Bildschirms eingeblendet und können auf Wunsch vorgelesen werden, ebenso ist das Diktieren einer Antwort möglich. Eine Medienwiedergabe ist über die gängigsten Apps möglich: Apple Music, Spotify, Amazon Music, Google Play Music werden unterstützt, ebenso wie die populärsten Podcast-Player Overcast oder Downcast – neben Apple Podcasts natürlich. Auch Hörbuchfreunde kommen unter anderem mit Audible auf ihre Kosten.
Einer der häufigsten Anwendungsfälle der Smartphone-Systeme ist sicherlich die Nutzung von Navigations-Apps. Apple hat zwar viel daran gearbeitet, dass Apple Maps wenigstens nutzbar wird, Google Maps übertrumpft Apples Kartenservice aber immer noch deutlich. Die Zieleingabe per Sprache funktioniert unter Carplay weitestgehend zuverlässig, auch POIs werden gefunden, doch das war es dann auch schon.
Keine Ăśbersicht
Gute Alternativrouten hat Apples Karten-App nur selten im Angebot und auch das Hinzufügen von Zwischenzielen fühlt sich mehr nach einem Workaround an, indem erst eine Navigation zum Zwischenziel läuft und anschließend eine neue zum Hauptziel gestartet wird. Weder gibt es eine Übersicht über die gesamte Route einschließlich aller Zwischenziele, noch lässt sich die Gesamtankunftszeit erkennen. Das User Interface ist generell auch sehr minimalistisch gehalten und bietet wenig Steuerungsmöglichkeiten. Als rudimentäre Navigationslösung geht Carplay in Ordnung, höhere Ansprüche kann es aber nicht erfüllen.
Daher passt es gut, dass seit iOS 12 auch endlich Google Maps als Navigationslösung verwendet werden kann. Doch auch hier muss man sich bewusst sein, dass Google Maps für Android deutlich intensiver gepflegt wird, zumal die Carplay-Variante im Funktionsumfang recht eingeschränkt ist. Zwar hat Google Maps auf iOS mehr Alternativrouten oder die besseren Routenempfehlungen und teils auch das aktuellere Kartenmaterial in petto als Apples Kartendienst. Im Vergleich zur Android-Variante fühlt sich Google Maps trotzdem recht beschnitten an.
Android Auto
Android Auto ist derzeit noch sehr stark an das ehemalige „Google Now“ angelehnt, welches auf Smartphones inzwischen vollständig durch den Assistant abgelöst wurde. Ein Homescreen im Stile von Google Now soll als eine Mischung aus Benachrichtigungszentrale (nur für freigegebene Apps), Mediensteuerung, kompakter Navigationsdarstellung (nächste Routenanweisung) und Assistant-typisch kontextabhängigen Informationen dienen. Hotelreservierungen oder Flugbuchungen werden direkt auf dem Homescreen in Form von Karten angezeigt. Praktisch, wenn per Tap auf den bevorstehenden Flug sogleich die Navigation zum Flughafen gestartet wird.
Am unteren Bildschirmrand befinden sich Einstiegspunkte in Navigation, Telefon und Mediaplayer. Unter jedem Menüpunkt verstecken sich die Apps, welche für den jeweiligen Zweck verfügbar sind. In der Kategorie „Mediaplayer“ findet sich der Zugriff auf die diversen kompatiblen Player wie Spotify, Google Play Music, Podcast Addict und viele mehr – die Auswahl ist sehr umfangreich. Durch die Art der Menüstruktur gestaltet sich der Zugriff auf unterschiedliche Apps allerdings recht umständlich – einer der Gründe, warum Google hiervon in Kürze abrücken wird.
Im Hinblick auf die Funktionalitäten als Mediaplayer schenken sich Android Auto und Apple Carplay nichts. Beide lassen sich problemlos bedienen und auch per Spracheingabe lässt sich die passende Playlist, ein Spotify-Radiosender oder Ähnliches abspielen. Verständnisprobleme, gerade mit Bandnamen, gibt es hier wie dort vereinzelt.
Google Maps dominiert
Die große Stärke von Android Auto ist sicherlich die Nutzung von Google Maps als Navigationslösung. Google hat in den vergangenen Jahren einige Updates nachgeschoben, die Maps zu einem ernstzunehmenden Navigationssystem haben reifen lassen. Das beginnt bereits bei der Routenplanung, die sofort und ohne Rechenpause mehrere Alternativrouten zur Verfügung stellt. Dadurch lassen sich interessante Neuentdeckungen machen und es finden sich häufig reizvollere Routen über Landstraßen, die mit wenigen Minuten mehr Fahrtzeit eine angenehme Möglichkeit zur Stauumfahrung darstellen.