Windows 7 treibt Microsofts Geschäft weiter an

Auf 10 Prozent aller PCs weltweit sei Windows 7 mittlerweile installiert, erklärte Microsoft bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen. Es sei das sich am schnellsten verkaufende Betriebssystem in der Geschichte der IT-Branche.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 429 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Die Großkopferten der IT-Branche erklären die Wirtschaftskrise eigentlich für beendet, Intel geht es blendend, IBM hat einen nicht scheinbar nicht endenden Lauf, selbst AMD schreibt wieder schwarze Zahlen. Und Google legt weiter massiv zu, auch Yahoo geht es wieder besser - unter anderem dank der Kooperation mit Microsoft. Und von Microsoft erwartet man, angesichts wieder boomenden PC-Markts angesichts des Erfolgs von Windows 7, auch in seinem dritten Geschäftsquartal, dass der Konzern die anziehende Konjunktur mit beflügelt. Gewinne von 42 Cents je Aktie bei einem Umsatz von 14,39 Milliarden US-Dollar sollten es werden, so lauteten wenigstens die Prognosen der Börsianer.

Das konnte Microsoft locker übertreffen: Der Konzern erzielte einen Nettogewinn von 4,006 Milliarden US-Dollar (plus 35 Prozent im Jahresvergleich) oder 45 US-Cents pro Aktie (plus 36 Prozent). Der Umsatz lag bei 14,503 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 6 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs. Unter Berücksichtigung eines Deferred Revenue von 305 Millionen Euro lag der Umsatz bei 14,81 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs. Diese im deutschen Rechnungswesen passiver Rechnungsabgrenzungsposten genannten Umsätze erzielte Microsoft über das sogenannte Office 2010 Technology Guarantee Program, das Kunden ein kostenloses Update auf Office 2010 ermöglicht, wenn sie vor dem 30. September Office 2007 kaufen. Ein Teil dieser Umsätze wird daher erst in dem Quartal tatsächlich verbucht, in dem die Kunden dann Office 2010 beziehen, aber keine weiteren Zahlungen an Microsoft mehr dafür leisten müssen.

Windows 7 sei eine Wachstumsmaschine, kommentierte Microsofts Finanzchef Peter Klein die Zahlen. Der Umsatz mit Windows legte im Jahresvergleich um 28 Prozent zu. Chief Operating Officer Kevin Turner meinte, die Unternehmenskunden würden nun wieder ihre Desktop-PCs aktualisieren, dadurch gebe es auch Schwung für Windows 7. Mittlerweile laufe Windows 7 auf 10 Prozent aller PCs weltweit, es sei damit das Betriebssystem, das sich in der Geschichte der IT-Industrie bislang am schnellsten verkauft habe.

Entsprechend konnte die Sparte Windows and Windows Live den Umsatz im Jahresvergleich von 3,448 auf 4,415 Milliarden US-Dollar steigern, den operativen Gewinn von 2,273 auf 3,061 Milliarden US-Dollar. Der Bereich |Server and Tools legte dagegen beim Umsatz nur leicht von 3,491 auf 3,575 Milliarden US-Dollar zu, der operative Gewinn von 1,224 auf 1,255 Milliarden US-Dollar. In der Business Division (zu der die Office-Pakete und Unternehmenssoftware gehören) fiel der Umsatz gar von 4,508 auf 4,234 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn sank von 2,756 auf 2,622 Milliarden US-Dollar.

Nach wie vor sind einige strategische Probleme von Microsoft ungelöst. Die Zukunft scheinen zumindest derzeit andere Firmen unter sich auszumachen, bei Internet-Software, Smartphones und all den Mobilgeräten, die mobiles Internet und Webanwendungen auch für Privatanwender attraktiv machen, haben vor allem Google und Apple das Sagen. Ob Microsoft etwa bei Smartphones endlich in größerem Maße reüssieren kann, wird sich dann zeigen, wenn das angekündigte Windows Phone 7 auf ersten Handys seine Konkurrenzfähigkeit mit iPhone, Android-Handys und Blackberry beweisen kann. Und die Online-Bemühungen von Microsoft harren ebenfalls noch eines entscheidenden Durchbruchs. Allerdings meinte Klein bei der Vorlage der Zahlen auch, mit der Suchmaschine Bing und den Cloud-Diensten habe man ebenfalls gut zulegen können.

Im Vergleich zu den anderen Microsoft-Sparten bewegt sich das aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau - und die Online Services Division steckt in den roten Zahlen: Die operativen Verluste weiteten sich sogar noch aus von 411 auf 713 Millionen US-Dollar, wobei der Umsatz von 507 auf 566 Millionen US-Dollar stieg. Der Bereich Entertainment and Devices (neben den Mobilgeräten etwa auch die XBox und die Spiele) konnte den Umsatz leicht von 1,629 auf 1,665 Milliarden US-Dollar steigern, und statt eines Verlusts von 41 Millionen kam nun ein Gewinn von 165 Millionen US-Dollar zustande.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.) 2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
1/08 13.762 Mio. 4.289 Mio.
2/08 16.367 Mio. 4.707 Mio.
3/08 14.454 Mio. 4.388 Mio.
4/08 15.837 Mio. 4.297 Mio.
1/09 15.961 Mio. 4.373 Mio.
2/09 16.629 Mio. 4.174 Mio.
3/09 13.648 Mio. 2.977 Mio.
4/09 13.099 Mio. 3.045 Mio.
1/10 12.920 Mio. 3.574 Mio.
2/10 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) 6.662 Mio.
3/10 14.503 Mio 4.006 Mio

* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm für Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
*** ohne Deferred Revenue, der durch Einnahmen mit Windows 7 vor der allgemeinen Verfügbarkeit des Betriebssystems erzielt wurde
(jk)