Wohnmobil-Hersteller Knaus Tabbert: Korruptionsverdacht
Knaus Tabbert kommt nicht zur Ruhe. Nach einem Wechsel in der Chefetage und einem Produktionsstopp besteht nun der Verdacht auf Korruption.
Der niederbayerische Freizeitmobilhersteller Knaus Tabbert durchlebt derzeit eine unruhige Zeit. Der bekannte Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen hat in den vergangenen Wochen einen Wechsel der Chefetage vollzogen. Dazu wurde an zwei Standorten bis zum Jahresende die Produktion gestoppt. Zu den wirtschaftlichen Problemen kommt jetzt möglicherweise ein weiteres hinzu: Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt wegen des Verdachts auf Korruption.
Zwei Manager eines Unternehmens "aus dem Bereich der Automobilbranche" sowie ein Verantwortlicher einer saarländischen Investmentgesellschaft im Alter zwischen 57 und 61 Jahren sollen demnach Bestechungsgelder von einzelnen Zulieferern angenommen haben, wie die Ermittlungsbehörde und das Polizeipräsidium Niederbayern mitteilten. Als Gegenleistung sollen die zahlenden Zulieferer bei einzelnen Aufträgen bevorzugt worden sein. Die Staatsanwaltschaft ließ bei einer Razzia mit 165 Polizisten mehrere Büro- und Geschäftsräume bei Knaus Tabbert und die Wohnung eines der Verdächtigen durchsuchen. Weitere Razzien gab es in Niedersachsen, Baden-Württemberg, im Saarland, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie in der Schweiz. Die beiden Manager wurden in Untersuchungshaft genommen.
Vorerst: Ein Verdacht
Es sei zur Durchsuchung von Geschäftsräumen der Knaus Tabbert AG aufgrund eines staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens gegen einzelne Mitglieder des Managements der Gesellschaft im Zusammenhang mit individuellen Vorwürfen strafrechtlich relevanter Handlungen zulasten des Unternehmens gekommen, hieß es in der kurzen Stellungnahme. "Das Unternehmen selbst ist nicht Gegenstand der Vorwürfe." Die Ermittler stellten laut Mitteilung sowohl Dateien als auch Unterlagen sicher. Staatsanwaltschaft und Polizei wiesen ausdrücklich darauf hin, dass im Strafrecht bis zu einer Verurteilung für alle Verdächtige die Unschuldsvermutung gilt.
In der Chefetage von Knaus Tabbert hat es in diesem Jahr beträchtliche Unruhe gegeben. Zuerst hatte im Februar 2024 Finanzvorständin Caroline Schürmann das Unternehmen verlassen. Ihre Aufgaben übernahm Vorstandschef Wolfgang Speck, bis dieser Ende Oktober "aus persönlichen Gründen" ebenfalls ausschied und nur noch zwei Vorstandsmitglieder verblieben. Mitte November hatte der niederländische Aktionär Wim de Pundert, bisher Mitglied des Aufsichtsrats, die Führung übernommen. Er soll Knaus Tabbert in einer Doppelrolle als Vorstandschef und Finanzvorstand lenken.
Boom ist vorbei
Nach dem Boom der Coronajahre leidet der Wohnmobil- und Wohnwagenhersteller derzeit unter Auftragsmangel. Wegen mangelnder Auslastung ruht derzeit die Produktion am Firmensitz und im ungarischen Werk Nagyoroszi. An zwei weiteren Standorten wird noch gearbeitet. Knaus Tabbert hat seine Umsatz- und Gewinnprognosen für dieses Jahr kräftig reduziert. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielt.
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(mfz)