Yahoo: Microsoft an mehr als nur Suche und Werbung interessiert
Marktbeobachter erwarten die Integration von Web 2.0-Diensten wie Flickr und del.icio.us in Redmonds Portfolio - und mehr Online-Fähigkeiten für Office.
Es könnte ein langer Übernahmekampf werden: Yahoo hat den Aufkauf durch Microsoft für rund 45 Milliarden Dollar in Bargeld und Aktien gestern wie berichtet zurückgewiesen, während Redmond an den Plänen festhält und bereits zwischen den Zeilen eine feindliche Übernahme andeutete. Als Hauptgründe, warum der Deal so attraktiv sein soll, nennt Microsoft stets die Synergieeffekte bei Suche und Werbung, die beide Partner erzielen könnten. Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass es um mehr als nur diese oberflächlichen Bereiche geht – Microsoft, so scheint es, ist auch an Yahoos anderweitigen Errungenschaften interessiert.
Charlene Li, Analystin beim IT-Marktforschungsunternehmen Forrester Research, sagte gegenüber der Online-Ausgabe des Technologiemagazins Technology Review, dass vor allem Yahoos Technologien aus den Bereichen Social Media und Mobiles für Microsoft interessant seien. Da wäre beispielsweise die Yahoo-Tochter Flickr, eine enorm populäre Bildercommunity, sowie der Lesezeichendienst del.icio.us, der als Pionier im Bereich "Social Bookmarking" gilt.
"Das sind großartige Marken, die im Zentrum dessen stehen, wie die Menschen online interagieren", meint Li. Spannend an del.icio.us sei so zum Beispiel der "Social Search"-Aspekt, bei dem die Nutzer interessante Seiten mit Tags markierten und so die Relevanz bestimmten. "Da findet eine Demokratisierung von Googles PageRank-Suchtechnologie statt", meint die Analystin. Interessant für Microsoft könnte außerdem auch Yahoos Mobilportal "Go" sein, das sich an Microsofts Windows Mobile-Betriebssystem anpassen lassen würde, dem laut Li bislang ein gutes Interface fehlt.
Lawrence Ricci, ein auf Embedded-Systeme spezialisierter Industrieberater, glaubt wiederum, dass Yahoo-Töchter wie Flickr auch deshalb attraktiv für Microsoft sind, weil sie sich eng mit Hardware wie digitalen Kameras verzahnen lassen, auf denen dann wiederum Microsofts Embedded-Betriebssystem laufen kann. Rob Koplowitz, Kollege von Li bei Forrester Research, sieht in Yahoos Web 2.0-Erfahrung auch eine Möglichkeit, Microsofts Büropaket Office aufzufrischen. Web-basierte Produktivitätslösungen wie Google Docs eroberten zunehmend Marktanteile – auch weil sie kostenlos oder zumindest extrem günstig sind.
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