VDA: "Strafzölle auf chinesische E-Autos nicht zielführend​"

In der EU-Kommission gibt es konkrete Überlegungen, chinesische E-Autos mit höheren Zöllen zu belegen. Die Autoindustrie hält das für eine schlechte Idee.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
GWM ORA 03

Autos wie der GWM ORA 03 könnten mit höheren Zöllen deutlich teurer als bisher werden. Doch eine vergleichbare Reaktion von der chinesischen Regierung würde die europäische Autoindustrie hart treffen, meint der VDA.

Lesezeit: 3 Min.
Von

Der Vorwurf steht seit einer Untersuchung im Raum: Die chinesische Regierung subventioniert die eigene Autoindustrie und benachteiligt damit Importeure. Als Reaktion darauf gibt es den Plan, zusätzliche Zölle auf den Import von chinesischen Elektroautos auf den europäischen Markt zu erheben. Das soll die hiesige Autoindustrie vor billigen Elektroautos aus China schützen. Der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA) warnt allerdings vehement vor einer solchen Zollerhöhung. Er fürchtet eine empfindliche Gegenreaktion der Chinesen, die vor allem die deutschen Hersteller treffen würde.

"Strafzölle sind weder für die EU noch für Deutschland zielführend", heißt es in einem Eckpunktepapier. Der Verband warnt vor dem "enormen Schaden", der durch potenzielle Gegenmaßnahmen aus Peking verursacht werden könnte. "Der von der EU-Kommission beabsichtigte Zweck von Ausgleichszöllen könnte sich bei einem Handelskonflikt entsprechend schnell negativ auswirken. Der Fokus muss vielmehr nun endlich auch auf den europäischen Industriestandort gerichtet sein", heißt es in einer Stellungnahme des VDA. Ausgleichszölle für aus China importierte Elektroautos seien nicht geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie zu stärken. China ist der größte Automarkt der Welt und war laut VDA im Jahr 2023 für Autos aus Deutschland nach den USA und dem Vereinigten Königreich der drittgrößte Exportmarkt.

Sollten Einfuhrzölle aus Peking auf Fahrzeuge mit einem Motor von mehr als 2,5 Litern Hubraum eingeführt werden, würde dies die Branche hart treffen, argumentiert der VDA. Im Jahr 2023 fiel etwa ein Drittel der aus Deutschland nach China exportierten Fahrzeuge in diese Größenordnung. Zudem könne durch hohe Steuern nicht das erklärte Ziel erreicht werden, faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und die heimische Industrie vor unlauteren Praktiken zu schützen. Im Gegenteil: Sie würden den Ausbau der Elektromobilität und damit das Erreichen der Klimaziele erschweren, betont der Verband.

Die deutsche Autoindustrie rechnet nicht damit, dass chinesische Elektroautos den europäischen Markt überschwemmen. Deren Anteil am gesamten Pkw-Markt dürfe sich bis 2030 bei etwa fünf bis zehn Prozent einpendeln, schätzt der Verband. Das liege auch an der Markenbindung der Verbraucher, die bei Autos sehr ausgeprägt sei. Zum Vergleich stellt der VDA fest, dass im Jahr 2023 die deutschen Hersteller etwa zehnmal so viele Elektroautos in China verkauft haben wie chinesische Produzenten in Deutschland.

Die EU-Kommission will am 4. Juli die notwendigen Details veröffentlichen, damit die vorläufigen Zölle in Kraft treten können. Die könnten ab dem 5. Juli um Mitternacht durch eine Sicherheitsleistung erhoben werden. Ob die Zölle von bis zu 38,1 Prozent aber tatsächlich einbehalten werden, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann. Spätestens im November muss von den EU-Staaten entschieden werden, ob auch langfristig Zölle eingeführt werden. In diesem Fall würden die vorläufigen Zölle dann in bestimmten Fällen rückwirkend erhoben.

(mfz)