CES

c't 3003: Alles Wichtige von der CES 2023

Die CES 2023 ist vorbei, wir fassen zusammen: Was war wichtig, was heiße Luft? Neben Elon Musks Loop geht es um Exoskelette und Lastenräder.

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Auf der CES 2023 war viel los – unser Video zeigt, was wichtig war.

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Seit die CeBIT nicht mehr existiert, ist die CES in Las Vegas für mich wirklich die mit Abstand wichtigste Technikmesse. Die CES 2023 ist vorbei und in diesem Video zeige ich euch, was in diesem Jahr die relevantesten Themen, Produkte, Hypes waren. Statt nur so Businesszeug kann man auf der CES wirklich konkrete Zukunftstechnik sehen; also neben echten Produkten, auch abgefahrene Prototypen und ja, auch fliegende Autos gab es dieses Jahr mal wieder. Ich selbst war dieses Mal nicht vor Ort, aber dafür ganz viele meiner Kolleginnen und Kollegen, ja, guten Appetit euch. Deshalb gibt’s hier in dem Video auch kritische Einschätzungen und möglichst wenig Marketing-Heißluft. Bleibt dran.

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…

Stichwort Science-Fiction-Gadgets auf der CES: Sowas kann ja wirklich aufregend sein, aber natürlich lässt sich die Sehnsucht nach Zukunftstechnik auch super als Werbung missbrauchen. Stellt man sich nämlich clever an, berichten tausende Medien auf der ganzen Welt über deine tolle Erfindung – die aber niemals herauskommen wird, sondern nur für die CES konzipiert wurde.

Eines der besten Beispiele war vor zwei Jahren der Klopapierrollenroboter eines Klopapierherstellers – alle haben drüber berichtet, obwohl damals schon sonnenklar war, dass das ein reiner Marketingstunt war und das Ding niemals als Produkt rauskommen wird. Aber es war halt auch so nett.

Ganz ähnlich verhält sich das mit einem der populärsten Gadgets der CES 2023: Dem Konzeptauto BMW i Vision Dee mit E-Ink-Karosserie. Das Teil kann wirklich jederzeit die Farbe wechseln, es gibt 240 E-Ink-Module, die einzeln angesteuert werden und 32 Farben annehmen können. Hat definitiv als Hingucker funktioniert, die Medien haben alle berichtet. Aber, da ist sich mein Autoexpertenkollege Sven Hansen absolut sicher: In dieser Form wird es das Auto nie zu kaufen geben. Nicht nur aus technischen oder Kostengründen, sondern auch wegen der Straßenverkehrsordnung. Denkbar ist aber, dass BMW die Farbwechselpanels an bestimmten Stellen in Serienmodellen einsetzt, zum Beispiel im Scheinwerfer. Und das wirklich ziemlich beeindruckende Head-up-Display des Autos, das man in fünf Stufen zwischen „ich sehe meine komplette Umwelt“ bis „ich sehe fast nur noch Computergrafik“ umschalten kann – das wird wahrscheinlich zumindest so ähnlich in wirklich kaufbaren Autos eingebaut werden.

Warum ich hier von Autos erzähle, obwohl es doch um eine Tech-Messe geht? Ja, das ist das Ding – bei Autos wird der Autoteil immer unwichtiger und der Techteil immer wichtiger. Man kann vielleicht sogar sagen: Das Autoradio ist wichtiger als der Motor. Und so kam es dann auch, dass Sony dieses Jahr auf der CES nicht nur ankündigte, dass die seit sage und schreibe über zwei Jahre anhaltenden Lieferschwierigkeiten der Playstation 5 ab sofort ein Ende haben sollen – sondern die haben halt auch ein Auto angekündigt. Also auf dem gleichen Messestand: Fernseher, Spielkonsole, Auto, alles Tech irgendwie. Das Sony-Auto soll jedenfalls Afeela heißen und 2026 auf den Markt kommen, zusammen mit Honda wird das entwickelt. Und hat natürlich super viel Entertainmentzeugs im Innenraum. Ja, und 45 Sensoren sind laut Sony eingebaut, es geht also natürlich auch um autonomes Fahren – ich bin gespannt, wie autonom „autonom“ 2026 sein wird, also ob ich da künftig auf die Straße auf YouTube-Videos gucken kann.

Dass Autos vielleicht nicht unbedingt die Lösung für alle Verkehrsprobleme sind, zeigt der Vegas Loop, der von Elon Musks Firma the Boring Company (huhu, Wortspiel!,"bohren" und "langweilig", hahaha, ne) gebaut wurde. Das ist ein Tunnel, durch den einzelne Autos – natürlich Teslas durchfahren können – allerdings zum Teil nur in eine Richtung; da passt also genau ein Tesla durch. Was im Falle von Störungen oder schlimmeren Dingen ziemlich problematisch ist.

Meine Kollegin Ulrike Kuhlmann hat den Tunnel ausprobiert, ihr Fazit fällt etwas positiver aus, als die Überschrift hier andeutet: Ja, der Weg quer übers Messegelände hat statt 20 Minuten zu Fuß im Teslatunnel nur wenige Minuten gedauert. Aber: Die ganze Operation ist extrem personalintensiv, weil in den Stationen etliche Fahrgastlotsen arbeiten, und auch weil ja in jedem Tesla für vier Fahrgäste ein Fahrer sitzen muss. Trotz der eher simplen Verkehrsführung (geradeaus durch den Tunnel) können die Teslas nicht autonom fahren, weil im Übergang zwischen Röhre und Haltestation die Sensoren ins Schleudern kommen. Äh, ja, ok, super Werbung. Aber wartet mal, könnte man das nicht sowieso direkt VIEL effizienter machen? Mit Fahrzeugen, in die mehr Leute als vier passen? Ja, das ist für die Zukunft geplant, mal sehen. Übrigens: Da in Vegas quasi alle großen Hotels nur so ungefähr ne Vierteilstunde mit dem Rad vom Messegelände entfernt sind, wäre das Fahrrad eigentlich eine gute Lösung gegen den Autoverkehrsstau. Ich habe das vor acht Jahren mal ausgesprochen dramatisch ausprobiert – davon gibt es auch ein Video, hab ich unten verlinkt. Und ja, auch 2023 ist die Situation immer noch unverändert: No Fahrradfahren in Vegas.

Dafür gab es aber dieses Jahr zumindest Fahrräder auf der Messe selbst zu sehen. Superinteressant fand ich das Lastenrad Aik von der schwedischen Firma Cake. Also das ist halt so’n richtiges Schlachtschiff, was auch einen fetten Anhänger ziehen kann. Die größte Besonderheit: Man kann bis zu drei Akkus in den Rahmen einhängen, jeder Einzelne soll 120 Kilometer Reichweite bringen, also insgesamt 360 Kilometer. Ab Mai soll das Teil ab 6500 Euro erhältlich sein. Teuer, aber billiger als ein Lkw.

So, jetzt aber echt Schluss mit dem Mobilitäts-Thema, jetzt wirklich Gadgets. Eins fand ich extrem beeindruckend und das kommt tatsächlich von einer deutschen Firma, aus Augsburg. Nämlich das Exoskelett von German Bionic. Apogee heißt das Teil und bietet laut Hersteller bis zu 30 kg Unterstützung beim Heben und hilft auch beim Gehen. Das ist also für Leute gemacht, deren Berufsalltag vor allem aus Heben und Rumlaufen.

Erwähnen muss ich auch den neuen Staubsaugerroboter Roborock S8, weil ich ja über den Vorgänger S7 MaxV ein Langzeittest-Video gemacht habe. Wo der S7 noch rumgeschimmelt hat, gibt es beim S8 Ultra nun einen integrierten Trockenfön. Außerdem gibt es nun zwei Saugwalzen statt einer – bis zu 6000 Pascal Saugleistung soll der S8 schaffen. Ab März kommt das Teil auf den Markt, ohne Absaug- und Abwasserstation also auch ohne Fön kostet er 699 Euro, mit der großen Station inklusive Wassertank und Fön sind es 1499 Euro.

Allgegenwärtig war auf der CES der Smart-Home-Standard Matter. Der wurde ja von Apple, Google, Samsung und hunderten anderen Smarthomefirmen konzipiert, um endlich die Verwirrung mit den ganzen Smarth-Home-Standards zu beenden. Matter soll der Überstandard sein, der immer safe mit allen Sachen funktioniert. Mein Kollege Nico Jurran hat auf der ganzen Messe nach Matter-Produkten gesucht und war am Ende ziemlich enttäuscht: Denn auch wenn alle über Matter geredet haben, hat außer Eve praktisch niemand gezeigt, wie die eigenen Geräte von Geräten anderer Hersteller gesteuert werden oder umgekehrt. Also das, was Matter eigentlich ausmacht.

Sehr cool fand ich den intelligenten Rettungsring von Usafe, einer portugiesischen Firma. Das Teil hat einen eigenen Antrieb, es schwimmt also selbst zu einer Person in Seenot. Auf dem Schiff wird es auf einem Induktionslader gelagert, der Akku ist also im Notfall immer voll.

Auch ziemlich abgefahren: Das Lenovo-Notebook Yoga Book 9i mit zwei Displays übereinander, bzw nebeneinander, man kann sich das auch so hinklappen. Die Displays sind OLEDs, haben jeweils eine Auflösung von 2880 x 1800. Ab Juni soll das Yoga Book 9i in den Handel kommen und ab 2700 Euro kosten.

Ja, und man kann irgendwie keine CES-2023-Zusammenfassung machen, ohne das Withings U-Scan zu erwähnen. Das ist ein Gadget, was man in die eigene Toilette einbaut, und die dann den Urin analysiert. Das Teil kann nicht nur Wasser von Urin unterscheiden, sondern auch letzteres von unterschiedlichen Personen. Man muss da so Kartuschen reintun, die dann für drei Monate Werte liefern. Zum Start gibt es eine Kartusche, die den Monatszyklus bei Frauen überwacht – und zum Beispiel den Eisprung anzeigt. Und eine Kartusche, die eine detaillierte Stoffwechselauswertung vornimmt. Das Starterkit mit einer Kartusche soll 500 Euro kosten und im zweiten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen. Das kann ich euch jetzt schon garantieren, dass wir das hier bei 3003 testen. Und dann habe ich ja auch noch ein bisschen Zeit mir zu überlegen, wie wir das filmen können, ohne gegen die YouTube-Richtlinien zu verstoßen. AUGEN AUFREISSEN. Ich entschuldige mich für die Bilder, die ich gerade in euren Köpfen erzeugt habe. Tschüss.


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)