Digitalisierung könnte manchen Job in der Fahrzeugbranche retten
Die Autohersteller brauchen künftig erheblich weniger Mitarbeiter als bisher – wenn es vorrangig um den Bau von Elektrofahrzeugen geht. Eine aktuelle Studie macht jedoch Hoffnung darauf, dass fortschreitende Digitalisierung den Job-Schwund bremsen könnte.
Der Umstieg auf Elektroautos wird in den kommenden Jahren Zehntausende von Arbeitsplätzen in der deutschen Automobilbranche kosten – aber die gleichzeitig fortschreitende Digitalisierung der Fahrzeuge könnte den Verlust zumindest teilweise auffangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, welche die Folgen beider Trends einander gegenübergestellt.
Demnach werden dem erwarteten Wandel in der Mobilitätstechnik bis zum Jahr 2030 schlimmstenfalls mehr als 170.000 von zuletzt etwa 613.000 Jobs bei Herstellern und Zulieferern in Deutschland zum Opfer fallen. Im besten Fall wäre es nur etwa ein Zehntel davon. Dazu müssten aber alle neuen digitalen Fahrzeugkomponenten und auch die Batterien für die Elektroautos in Deutschland produziert werden, schreiben die Autoren der Studie um IFA-Leiter Willi Diez.
Unter Digitalisierung verstehen Diez und sein Team vor allem die Vernetzung der Autos, also nicht nur die Verbindung der Fahrzeugteile untereinander, sondern insbesondere auch die Vernetzung des Autos mit der Außenwelt – zum Beispiel über Fahrerassistenzsysteme. "Der Anteil digitaler Komponenten am Gesamtwert eines Fahrzeugs dürfte von heute 4,9 Prozent auf rund 14,0 Prozent im Jahr 2030 ansteigen", sagt Diez voraus. "Dies entspräche einem Wert digitaler Komponenten von 4500 Euro je Fahrzeug."
FĂĽr ihre Studie haben die Wissenschaftler verschiedene Szenarien durchgerechnet: langsamer oder schneller Umstieg auf Elektroautos, mit oder ohne Produktion der digitalen Komponenten in Deutschland, mit oder ohne Produktion der Batterien.
"Für die baulich einfacheren Elektroantriebe werden weniger Beschäftigte gebraucht, das kann man drehen und wenden, wie man will", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann kürzlich. Auch dabei werde es allerdings noch komplexere Produkte geben. "Außerdem haben wir auch einen Zuwachs von Beschäftigung etwa beim autonomen Fahren, das neue Geschäftsmodelle eröffnet, die mit der klassischen Produktion nichts mehr zu tun haben", meinte Hofmann.
Die Branche stellt sich bereits darauf ein. "Wir stellen schon heute fast so viele IT-Spezialisten ein wie Maschinenbauer, Tendenz steigend", sagte etwa BMW-Personalvorstand Milagros Caiña-Andree gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Elektromobilität und Digitalisierung sind auch Schwerpunkte der Internationalen Automobilausstellung (IAA), die in dieser Woche in Frankfurt beginnt. (jss)