Indische Regierung will keine fahrerlosen Kfz

Fahrerlose Autos sollen auf den Straßen Indiens Fahrverbot haben, weil sie Arbeitsplätze wegnehmen könnten. Das hat der indische Verkehrsminister betont. Dabei herrscht Mangel an Chauffeuren.

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Chaotische Straßenkreuzung

Indien ist nicht für geordneten Straßenverkehr bekannt.

(Bild: Gemeinfrei)

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Nitin J. Gadkari, Indiens Minister für Straßenverkehr, Autobahnen und die Schifffahrt

"Wir werden keine fahrerlosen Autos in Indien zulassen", sagte der indische Verkehrsminister Nitin J. Gadkari am Dienstag, "Ich will hier sehr deutlich sein: Wir werden keine Technik erlauben, die Arbeitsplätze wegnimmt. In einem Land mit Arbeitslosigkeit können Sie keine Technik haben, die den Leuten ihre Arbeitsplätze nimmt." Dies berichtet die Hindustan Times.

Ein weiterer Grund für das Verbot könnten Sicherheitsbedenken sein: Autos ohne Fahrer könnten als rollende Bomben eingesetzt werden, während sich jede Terrororganisation nur eine beschränkte Zahl an Selbstmordattentätern leisten kann. Darüber ist dem Zeitungsbericht aber nichts zu entnehmen.

Jedoch gestand der Minister ein, dass in Indien 2,2 Millionen Berufskraftfahrer fehlen. Dennoch möchte er keine fahrerlosen Kraftfahrzeuge auf den Straßen sehen. Die Regierung plane, hundert Fahrschulen zu eröffnen. Sie sollen in den nächsten fünf Jahren insgesamt 500.000 Chauffeure ausbilden.

Vom vernetzten zum autonomen Auto

Auch in den USA herrscht Mangel an Berufskraftfahrern, vornehmlich Lkw-Lenkern. Die dortige Transportbranche hofft, dass selbstfahrende (aber nicht chauffeurlose) LKW-Technik mehr Leute dazu bewegen wird, den Beruf des LKW-Fahrers zu ergreifen.

Das Unterhaus des indischen Parlaments hat im April eine Reform des indischen Kraftfahrzeuggesetzes verabschiedet (Motor Vehicle Act (Amendment) Bill 2016). Die Zustimmung des Oberhauses steht noch aus. Es würde sich um die umfassendste Reformen seit Jahrzehnten handeln. Der neue Abschnitt 2B des Gesetzes soll Testfahrten mit selbstfahrenden Kraftfahrzeugen ermöglichen. Das steht auf den ersten Blick in Widerspruch zu Verkehrsminister Gadkaris Position. Allerdings ist nicht jedes selbstfahrende Auto fahrerfrei.

Zu den vielen weiteren Änderungen der Gesetzesnovelle gehören die Vervielfachung zahlreicher Verkehrsstrafen, wie auch der Entschädigungen für Angehörige von Todesopfern. Bisher geltende Höchstbeträge für Schadenersatzansprüche nach Unfällen sollen aufgehoben werden; das dürfte deutlich höhere Versicherungsprämien nach sich ziehen. Außerdem sollen Baufirmen und Behörden für Unfälle haften, die auf schlecht gebaute oder mangelhaft erhaltene Straßen zurückgehen.

Verursacht ein Minderjähriger mit einem Kraftfahrzeug einen tödlichen Verkehrsunfall, sollen zukünftig die Eltern für bis zu drei Jahre ins Gefängnis müssen. Auch bei weniger schwerwiegenden Verkehrsvergehen Minderjähriger sollen die Eltern und/oder die Inhaber des illegal gefahrenen Fahrzeugs haften. (ds)