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Mercedes-Benz: "Avatar" und das Auto von morgen

In Daimlers Vision vom Auto in der Zukunft spielt das organische Design der fiktiven Welt Pandora aus dem Film Avatar eine herausragende Rolle.

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Mercedes-Benz: Avatar und das Auto von morgen

Das Avatar-Showcar von Mercedes-Benz erweckt die Vision einer futuristischen Benutzerschnittstelle zum Leben.

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

In der Autobranche verbinden sich auf wundersame Weise nüchterner Ingenieursgeist und technikverliebte Träume. Die jüngste Partnerschaft von Daimler und Hollywood-Regisseur James Cameron kann als Fleischwerdung dieses scheinbaren Widerspruchs gelten: Mercedes-Benz stellt die Fantasiewelt des Films "Avatar – Aufbruch nach Pandora" aus dem Jahr 2009 in den Mittelpunkt seiner Produktentwicklung und will seine digitalen Dienste so integrieren, dass sie Emotionen wecken, was erst einmal schwierig klingt.

In der Produktenwicklung des schwäbischen Autobauers wächst der Stellenwert digitaler Dienste. Was früher mit dem Motor und einer Kiste begann, entsteht mittlerweile mit der Software im Kern. Den ersten Schritt machte der Autobauer mit dem 2018 vorgestellten Multimediasystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience). Es bietet Navigation, Musik, Konnektivität und Spiele. Zukünftig will Mercedes-Benz bei wachsendem Funktionsumfang sowohl die Komplexität als auch die Menge an Information reduzieren, mit der Fahrer konfrontiert werden. In dem nun vorgestellten Konzept hat Mercedes-Benz eine Lösung für dieses Dilemma entwickelt und wirft einen Blick in die ferne Zukunft.

Als wichtiges Leitmotiv nannte der Autobauer außerdem Klimaschutzziele, wobei aber Sorgen um die Akzeptanz künftiger Produkte beim Kunden anklangen. Unter dem Schlagwort "Ambition 2039" soll künftig die gesamte Fahrzeugflotte im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris aus dem Jahr 2016 künftig klimaneutral sein. Dafür nimmt der Autobauer an der Science Based Targets initiative (SBTi) teil, bei der sich verschiedene Unternehmen Klimaschutzzielen verschreiben.

Die Schalensitze sind den als Hängematten genutzten Blättern in Avatar nachempfunden.

Das Projektauto "Vision AVTR" soll Maschine und Natur mit dem Menschen im Mittelpunkt in Form einer organisch anmutenden Benutzerschnittstelle in Einklang bringen. Das Auto soll in Form von Sinneseindrücken kommunizieren, ähnlich wie die Navi aus dem Film Avatar mit den Tieren, auf denen sie reiten.

Nahezu der gesamte Innenraum des Projektautos ist Bildschirm. Er zeigt eine "immersive Experience" aus der Welt von Avatar. Aus der Mittelkonsole ragt ein Bedienelement, das pulsiert, als würde es atmen. Berührt es der Nutzer, signalisiert das Auto die Verbindung durch einen Lichtimpuls, der der Bioluminszenz aus Avatar nachempfunden ist. Das Auto fährt autonom durch die virtuelle Welt und setzt Steuerimpulse am beweglichen Bedienteil um, das ähnlich wie ein Joystick funktioniert.

Das Auto soll eher wie ein Lebewesen als wie eine Maschine wirken. Die Formsprache des auf der CES in Las Vegas vorgestellten Showcars folgt der Struktur eines Baums mit sanften Kurven und sich nach oben verjüngenden Streben. Rundere Reifen sollen natürlicher wirken als bei aktuellen Fahrzeugen. Die Sitze des Autos erinnern an die aus Blättern geformten Hängematten der Navi. Das Design der Kopfstützen folgt der Kopfform der Drachen von Pandora.

Das Bedienelement in der Mittelkonsole pulsiert, als würde es atmen, und sendet bei Berührung einen Lichtimpuls durch den Innenraum.

Beim Material für den Innenraum verzichtet der Autohersteller auf Leder. Das Material der Bezüge ist vollständig vegan und zum Teil recycelt. Außerdem nutzt der Hersteller das schnell wachsende, leichte und feste Rattanholz. Das reflektiert die selbstauferlegten Klimaziele.

Daimlers Avatar-Autostudie "Vision AVTR" (56 Bilder)

Im Januar 2020 hatte Daimler das Konzeptauto erstmals vorgestellt.
(Bild: Daimler Daimler)

Das Avatar-Projektauto ist eine reine Designstudie, die Vision des Autos in ferner Zukunft. Von den Autos, die jetzt und in naher Zukunft auf den Straßen fahren. ist es weit entfernt. Es wirft ein Schlaglicht darauf, was in mehreren Jahrzehnten zählen könnte. In der gesamten Präsentation fielen nicht einmal Stichwörter wie Leistung oder Geschwindigkeit.

Hinweis: Daimler hat die Reisekosten des Autors übernommen. (akr)