IPv6 für kleine Netze

Seite 4: Netzwerk-Diplomatie

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Der LAN-Router antwortet auf die Solicitation Message mit einer Ankündigung (Advertisement-Message), die ein Adress-Präfix für dieses Netzwerk enthält. Daraus und aus der Hardware-Adresse seiner Schnittstelle erzeugt der Host seine IPv6-Adresse. Er prüft nun durch eine Anfrage im Netz, ob die Adresse bereits in LAN belegt ist (Duplicate Address Detection, RFC 4862). Ist die Adresse frei, weist der Host die Adresse der Schnittstelle zu und aktiviert sie.

Ubuntu-Linux hat seine IPv6-Adresse automatisch von einem Router erhalten. Der globale Gültigkeitsbereich in der Ausgabe des Kommandos ifconfig zeigt das an.

Ein Rechner, der als Router arbeiten soll, benötigt eine statische IPv6-Adresse. Auf einem Debian- oder Ubuntu-System mit einer Netzwerkkarte erweitert man dazu die Datei /etc/networks/interfaces um die Zeilen

iface eth0 inet6 static 
address 2001:0db8::1
netmask 64

und startet das Netzwerk mit dem Befehl /etc/init.d/networking restart neu. Für die Verteilung des Präfix (Advertisement) ist unter Linux das Programm radvd zuständig, das mit apt-get install radvd unter Debian und Ubuntu installiert wird. Die Einrichtungsdatei /etc/radvd.conf muss vor dem ersten Start wenigstens folgende Einträge enthalten:

interface eth0 { 
AdvSendAdvert on;
prefix 2001:db8::0/64
{
};
};

Der Eintrag prefix in der dritten Zeile enthält den verwendeten Netzwerkbereich, der bei Bedarf jederzeit änderbar ist. Auf dem Rechner muss außerdem das Forwarding für IPv6 aktiviert sein, denn sonst scheitert der Start von radvd. Der Wert 1 in der System-Variable /proc/sys/net/ipv6/conf/all/forwarding schaltet dieses Verhalten für alle Netzwerkkarten im System ein. Das Ubuntu-Startskript für radvd setzt die Einstellung selbstständig. Andere Linux-Ausgaben wie OpenSuse 10.2 steuern das Forwarding beispielsweise über Einträge in /etc/sysconfig/. Zur Not schaltet in einer Root-Shell das Kommando echo "1" > /proc/sys/net/ipv6/conf/all/forwarding die Weiterleitung bis zum nächsten Neustart ein.

Ist das Router-Programm per /etc/init.d/radvd start erfolgreich gestartet, verteilt radvd sofort das Adress-Präfix an angeschlossene IPv6-Rechner. Steckt man einen neuen Rechner ans LAN, kann es einige Sekunden bis Minuten dauern, bis er eine globale Adresse erzeugt hat.

Ist man im Besitz eines Heim-Routers, der mit Router-Linux-Distributionen wie OpenWRT kompatibel ist, kann man die schlanke Software dort arbeiten lassen. Das Programm radvd steht als Zusatz-Software zum Download bereit. Die Variante DD-WRT bringt es bereits mit – ein Beitrag im Wiki des Projekts erklärt die Einrichtung.