IPv6 für kleine Netze

Seite 6: LAN 6.0

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Will man zwischen Windows und Mac OS X Dateien tauschen, muss IPv4 im Netz aktiv bleiben. Ein Ausweg sind die verschiedenen FTP-Server. Mac OS X bietet Dateien per Apple Filing Protocol (AFP) auch über IPv6 an, was allerdings nur Mac-Clients verstehen. Einen Versuch sind möglicherweise Anleitungen wie die von David Holder – Samba und Vista mit IPv6 – wert, die Samba nachträglich mittels xinetd IPv6-tauglich machen.

Beim Drucken über das Netzwerk sieht es dank Internet-Printing-Protokoll etwas besser aus: Der Druckserver CUPS steht für Unix und Mac OS X bereit, sodass IPv6-Clients Druckaufträge sicher abliefern können.

Sehr viele Linux- und Unix-Server, die in den aktuellen Distributionen enthalten sind, sprechen bereits das IPv6-Protokoll. Dazu zählen Webserver wie Apache in Version 2, der DNS-Server BIND, die Terminal- und Dateitransfer-Software SSH und zahlreiche andere Programme. Eine Liste der unterstützten Programme findet sich bei deepspace6. Allerdings entwickeln sich die dort erwähnten Programme ständig weiter, sodass die Seite nicht immer auf dem allerneuesten Stand ist.

Der Router verteilt bei der zustandslosen Konfiguration (Stateless Autoconfiguration) nur das Netzwerk-Präfix und die Größe der Pakete (MTU) – Einstellungen wie die Netzwerk-Gateway und DNS müssen entweder per Hand nachgetragen oder über einen DHCPv6-Dienst erfragt werden.

Für ein LAN, das nicht per IPv6 ans Internet angeschlossen ist, reicht die zustandslose Konfiguration völlig aus. Auf DHCPv6 gehen wir daher hier nicht weiter ein – siehe dazu RFC 4704.

Für ein Versuchsnetz lohnt sich die Einrichtung eines DNS (Domain Name System) eigentlich nicht. Wer es trotzdem versuchen will, muss gegenüber dem von IPv4 Gewohnten wenig Neues lernen: Ein zusätzlicher Eintrag (AAAA Record) nimmt die neuen Informationen auf – das wars auch schon. Daneben hat Microsoft für die Namensauflösung PNRP (Peer Name Resolution Protocol) vorgeschlagen, das das Problem ähnlich wie das Bonjour-Protokoll (siehe auch für Entwickler) dezentral lösen will.

Einfacher und schneller ist die Textdatei hosts auf den angeschlossenen Rechnern angepasst: Sie liegt unter Unix-ähnlichen Betriebssystemen im Verzeichnis /etc. Auf Windows XP und Vista findet man sie im Ordner %WINDIR%\system32\drivers\etc.

Pro Zeile nimmt die Datei jeweils eine IP-Adresse und einen symbolischen Namen für diese Adresse auf, etwa in der Form 2001:db8::1 ip6_router. Ruft man das Linux-Kommando ping6 (unter Windows ping -6) nun mit dem gewählten Alias-Namen statt der IPv6-Adresse auf, antwortet der Rechner mit ICMP-Nachrichten, und auch andere Dienste wie beispielsweise Webserver sind mit diesem Namen ansprechbar.