Know-how Farben (Teil 1): Das bewirken Farbprofile

Seite 6: Farbabstände erhalten

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Farbunterschiede sind allerdings für uns viel wichtiger als die exakte Einhaltung der Farben. Deshalb gibt es bei der Umrechnung zwischen unterschiedlich großen Farbräumen verschiedene Methoden, solche Unterschiede zu erhalten. Statt die außerhalb des kleineren Farbraums liegenden Farben einfach „abzuschneiden“, also sie den am Farbraum-Rand liegenden Farben anzugleichen (wobei eben die Unterschiede verschwinden), verringert man bei der Konvertierung in einen Ausgabefarbraum die Sättigung aller Farben etwas, bis auch die ursprünglich außerhalb liegenden Farben in den kleineren Farbraum passen. In unserer (Welt-)Raumanalogie würde dies bedeuten, dass im Meter-Universum alle Entfernungen schrumpfen, bis ein Meter genauso lang wie ein Fuß ist (die Maßeinheit des kleineren Fuß-Universums). Nun passen alle Planeten auch ins US-amerikanische Maßsystem und kein Mars-Orbiter kann mehr abstürzen. Einstein hätte sicher seine Freude an der Relativität der Farbräume.

Wir haben hier die im Mohnblütenfoto enthaltenen Farben ins Yxy-Farbdiagramm eingefügt, zuerst im Prophoto-Farbraum (links, die Farben gehen deutlich über die Grenze des sRGB-Farbraums hinaus) und dann nach Konvertierung in den kleineren sRGB-Farbraum. Eine Konvertierung, welche die relativen Farbabstände, also die Differenzierungen erhält, müsste etwa so aussehen wie in der Mitte. In der Praxis werden die Farben bei der Konvertierung aber doch am Farbraumrand zusammengedrängt (rechts).

(Bild: Ralph Altmann)

Welche Methode bei der Umrechnung zwischen Farbräumen zum Einsatz kommt, kann man teilweise wählen. Oft hat die Auswahl jedoch gar keine Auswirkungen – Photoshop und andere Programme täuschen hier Optionen vor, die gar nicht vorhanden sind. Bei den Umrechnungen zwischen Standardfarbräumen wird jedenfalls nie auf die Erhaltung der (relativen) Abstände zwischen den außerhalb des Zielfarbraums liegenden Farben geachtet. Dazu später mehr. Nur bei der Umrechnung in einen Ausgabefarbraum, zum Beispiel den eines Druckers, kann man wirklich zwischen mehreren Methoden wählen, sofern dies vom Druckerprofil unterstützt wird.

In der Fortsetzung widmen wir uns den Auswirkungen unterschiedlicher Bild-Farbräume auf die Displaydarstellung und werden sehen, dass diese auch dann noch eine große Rolle spielen, wenn gar kein Farbmanagement stattfindet. (keh)