Migration auf Small Business Server

Seite 10: Nacharbeiten

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Für die meisten manuellen Tätigkeiten haben Ihnen nette Umzugshelfer reichlich Arbeit abgenommen. Wenn Sie sich jedoch entschieden haben, dem SBS_Login_Script die Gefolgschaft zu verweigern, treffen Sie jetzt auf eine unangenehmen Teil der manuellen Migration: Outlook und Exchange.

Wenn Sie einen Exchange-Server migriert haben, müssen alle Outlook-Profile aller Benutzer auf jedem Client davon erfahren. Falls der Exchange-Server neu ist, müssen überall passende Outlook-Profile erstellt werden. Leider verwendet Outlook auf jedem Client einen anderen Namen für die betreffenden Registryschlüssel, sodass eine einfache Registry-Umstellung wie bei den Freigaben nicht reicht.

Versierten Anwendern könnte man eine Anleitung an die Hand zu geben, wie sie den Eintrag unter Start -> Eigenschaften -> Systemsteuerung -> Mail selbstständig ändern. Wenn das nicht möglich ist, bleibt entweder der teure Weg mit einer kommerziellen Software zum Erstellen der Profile, etwa "Standard PolicyMaker" von desktopstandard.com. Oder Sie investieren Zeit in Fummelei und basteln sich selbst eine Outlook-Profildatei (.prf), die sie dann mit mit Hilfe von NewProf und Profgen beim Anmeldevorgang anwenden. Ausführliche Informationen zum Thema Outlook Profile und Vorlagen für prf-Dateien finden sich bei msXfaq und Outlook Tips. Dieses Thema bietet allerdings Stoff für einen eigenen Artikel.

Die Arbeit ist getan, der neue Server läuft, und schon nach kurzer Zeit stehen die Benutzer Schlange vor dem Büro des Admins. Nach einhelliger Meinung ist der neue Server viel langsamer als der alte. Kann das sein?

Nun, die Hardware ist wahrscheinlich deutlich performanter als das abgelöste System. Aber auf den Clients existieren mit Sicherheit zahlreiche Verweise auf den alten Server, beispielsweise Laufwerks- oder Drucker-Freigaben, welche noch auf die alte Maschine zeigen, oder Verknüpfungen auf dem Desktop, Registry-Einträge oder andere Konfigurationsoptionen, in denen weiterhin der Name des alten Servers zu finden ist. Sobald Windows in irgendeiner Weise versucht, auf den alten Server zuzugreifen, verfällt es in einen Dämmerschlaf. Denn es sucht die Maschine und findet sie nicht – diese Suche dauert, und als Ergebnis laufen die Clients mit angezogener Handbremse. Zwar lassen sich viele Verweise automatisch finden und löschen, aber eben nicht alle. Im Zweifel werden Sie nicht darum herumkommen, entweder selbst Hand anzulegen oder ihre Anwender zu instruieren, alle Verweise auf den alten Server zu löschen.

Um das alles zu vermeiden, könnte man jetzt auf die Idee kommen, dem neuen Server die gleiche IP-Adresse und den gleichen Namen zu geben wie dem alten. Dann würden jedoch das Active Directory und der Exchange-Server nicht mehr sauber funktionieren. Vor der Migration können Sie den Trick auch nicht nutzen, weil es keine zwei Systeme mit der gleichen IP-Adresse und/oder dem gleichen Namen im Netzwerk geben darf. Seit den 2003er-Serverversionen gibt es zwar Tools von Microsoft, die solche Änderungen einfacher durchführen beziehungsweise überhaupt erst ermöglichen, aber es gibt keinerlei Garantie, dass dies auch wirklich sauber funktioniert. Eine solche Änderung sollten nur Spezialisten durchführen, die mit derartigen Maßnahmen bereits vertraut sind.

Auch mit dem Small Business Server 2003 ist eine ganz normale Migration möglich. Sei es um einen alten Windows 2000 Server abzulösen oder auch nur um einen bereits laufenden SBS 2003 auf neue Hardware zu verpflanzen. Einschränkungen im Vergleich zum offiziellen Migrationsleitfaden sind nicht erkennbar – im Gegenteil: Wer eine im Lauf der Zeit gewachsene Active-Directory-Struktur besitzt, riskiert, diese gänzlich oder in Teilen zu verlieren, wenn er dem offizielle Leitfaden folgt. Die hier beschriebene normale Windows-Migration ist dagegen in wenigen Stunden erledigt. Zeit rauben das Kopieren der Nutzerdaten und die Nacharbeiten, aber das gilt für beide Fälle. (je) ()