Erhöhte Nachfrage nach älteren Arbeitnehmern

Auch in diesem Jahr wollen viele Unternehmen weiteres Personal einstellen. Allerdings mit neuen Prioritäten: sechs von zehn Firmen, die Mitarbeiter suchen, haben dabei die älteren Semester im Visier.

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Von
  • Marzena Sicking

45,9 Prozent aller Unternehmen in Deutschland wollen in diesem Jahr neue Beschäftigte einstellen. Das hat eine Umfrage unter 784 Unternehmern ergeben, die von der IW Consult im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der WirtschaftsWoche (WiWo) durchgeführt wurde.

Neue Jobs gibt es demnach vor allem bei großen Firmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro. Hier suchen 67,3 Prozent noch neue Mitarbeiter. Bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen einer und 49 Millionen Euro ist der Anteil mit 62,8 Prozent schon etwas geringer. Von den kleineren Unternehmen mit einem Umsatz von unter einer Million Euro wollen lediglich 43,5 Prozent zusätzliche Kräfte einstellen. Besonders groß ist die Chance auf einen Job außerdem bei den sogenannten industrienahen Dienstleistern.

Besonders interessant an der Umfrage ist, dass bei den suchenden Unternehmen vor allem ältere Arbeitskräfte in den Fokus gerückt sind. Knapp zwei Drittel (63,7 Prozent) der Befragten interessiert sich vor allem für Bewerber zwischen 55 und 64 Jahren und gab an, diese bevorzugt einstellen zu wollen. Immerhin 29,7 Prozent der einstellenden Unternehmen geben an, gezielt auch um Arbeitnehmer zu werben, die das Rentenalter bereits erreicht haben. Diese Tendenz zu älteren Arbeitskräften ist sowohl bei großen wie kleineren Unternehmen vorhanden. Passend dazu investieren vor allem große Unternehmen verstärkt in altersgerechte Stellen. in dem sie beispielsweise Geld für die gesundheitsförderliche Gestaltung des Arbeitsplatzes ausgeben oder besondere Weiterbildungsangebote für Ältere anbieten.

(Bild: INMS)

Vor allem die Berufserfahrung macht die älteren Arbeitnehmer so attraktiv. Nur 11,5 Prozent der befragten Firmen glauben, dass es den "Senioren" möglicherweise an aktuell benötigten Qualifikationen fehlt, der Rest bewertet die Qualifikationen der Älteren durchweg positiv.

Allerdings wird die Begeisterung für die älteren Arbeitnehmer aus Sicht der Unternehmen durch schwierige Rahmenbedingungen gedämpft. Als besonders problematisch sehen die befragten Arbeitgeber die Hinzuverdienstgrenzen für Vorruheständler ab 63 Jahren. Von 58,9 Prozent werden diese ganz klar als zu gering bewertet. 36,7 Prozent der Befragten ist der "zu hohe Kündigungsschutz" der älteren Arbeitnehmer ein Dorn im Auge. 35,7 Prozent fürchten, dass die weitreichende Berufserfahrung auch entsprechend hohe Gehaltsforderungen mit sich bringt. Und es werden durchaus auch Stimmen laut, die an der körperlichen Leistungsfähigkeit der Älteren bei bestimmten Aufgaben zweifeln.

Dass sich lohnt, ältere Arbeitnehmer stärker einzubeziehen, zeigt auch die vor kurzem von der INSM veröffentlichte "Zukunftsstudie Deutschland 2030". Eine stärkere Beteiligung Älterer am Erwerbsleben würde die Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2030 laut dieser Prognose um zehn Prozent steigern. (gs)
(masi)