Fast jeder Zehnte ist überschuldet

9,38 Prozent aller erwachsenen Deutschen waren zum Stichtag 1. Oktober 2011 überschuldet. Damit haben bundesweit 6,41 Millionen Menschen akute Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Das zeigt der aktuelle "SchuldnerAtlas Deutschland 2011" der Wirtschaftsauskunftei Creditreform.

Immerhin ist die Zahl der Betroffenen damit gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken (minus 1,3 Prozent). Überdurchschnittlich positiv haben sich dabei Bremen (minus 0,65 Prozentpunkte auf 13,48 Prozent), Hamburg (minus 0,44 Prozentpunkte auf 10,46 Prozent) und Berlin (minus 0,35 Prozentpunkte auf 12,32 Prozent) entwickelt. Allerdings ist die Verschuldungsquote hier im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt noch immer sehr hoch, Bremen führt die Schuldner-Statistik sogar als Spitzenreiter an.

Die geringsten Zahlungschwierigkeiten haben Händler bei Kunden aus Bayern (6,88 Prozent), Baden-Württemberg (7,50 Prozent) und Sachsen (8,26 Prozent) zu erwarten. Zu den Top-5-Ländern mit der geringsten Verbraucherüberschuldung gehören auch noch Thüringen und Brandenburg.

Wie der Schuldner-Atlas zeigt, hat sich die Schuldnerproblematik insgesamt zwar leicht entschärft, aber das ist vor allem der neuen Kaufzurückhaltung bei den weiblichen Verbrauchern zu verdanken. Die Zahl der überschuldeten Frauen ging um 5,3 Prozent auf insgesamt 2,31 Millionen zurück, die der Männer stieg hingegen um 1,2 Prozent auf 4,10 Millionen.

Die Überschuldung wird aber nicht nur "männlicher", sondern auch "jünger". Zwar sind die meisten Betroffenen noch immer zwischen 40 bis 49 Jahre alt, allerdings nimmt ihr Anteil ab (von 13,29 auf 12,66 Prozent). In der Altersgruppe der 20 bis 29-jährigen steigt der Anteil der überschuldeten Personen hingegen stetig an. Auch bei den 18- und 19-jährigen sei ein "besorgniserregender Anstieg" zu verzeichnen, so die Analysten. Sie befürchten, dass viele der Betroffenen ihr ganzes Leben unter der Schuldenlast aus jungen Jahren leiden werden.

Für das kommende Jahr erwarten die Analysten dennoch eine weitere Entspannung. Aufgrund der zahlreichen Krisen in der Wirtschaft und im Arbeitsmarkt sei bei den Verbrauchern eine zunehmende Sensibilisierung und Ausgabevorsicht festzustellen. Doch nicht immer liegt es in der Macht des Konsumenten gegenzusteuern: Als Hauptursachen für Überschuldung gelten Arbeitslosigkeit, Trennung vom Lebenspartner und Krankheit. Erst an vierter Stelle kommt falsches Konsumverhalten. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)