Mini-Job-Falle und Mini-Selbsbewusstsein: Karrierebremsen bei Frauen

Hoppla: Es sind nicht (nur) die Macho-Manager-Netzwerke in Unternehmen, die Frauen nicht "nach oben" kommen lassen. Auch der Fiskus und ein geringes Selbstbewusstsein erweisen sich als Karrierebremse.

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Von
  • Marzena Sicking

Ehrgeiz lohnt sich nicht, zumindest nicht für berufstätige Mütter. Wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem IZA in Bonn zeigt, sitzen Frauen häufig in der "Minijob"-Falle. Vor allem für Alleinerziehende lohnt es sich finanziell gar nicht, in besser bezahlte Jobs aufzusteigen. Denn das deutsche Steuersystem bietet hier keine Anreize – im Gegenteil. Wie die Analysten weiter bemängeln, sei das in benachbarten Ländern ganz anders.

So erwirtschaftet in einem typischen Vier-Personen-Haushalt der Mann 100 Prozent des Durchschnittsverdienstes, die Frau hingegen nur 33 Prozent. Von jedem zusätzlich verdienten Euro der Frau bleiben dabei nur 50 Cent in der Familienkasse. Die andere Hälfte geht an den Fiskus. Selbst in traditionellen Hochsteuerländern wie Dänemark oder Schweden liegt diese Belastung mit 42 beziehungsweise 30 Prozent deutlich niedriger. Nochmals wesentlich geringer sind die Grenzsteuersätze für Zweitverdiener in Frankreich (23 Prozent), den Niederlanden (18 Prozent) und Österreich (15 Prozent).

In Deutschland geht es in manchen Fällen hingegen noch krasser: Übersteigt das Bruttoeinkommen der Ehefrau die 400-Euro-Grenze, muss Einkommensteuer auf die gesamten Arbeitseinkünfte gezahlt werden. Beträgt das Bruttoeinkommen zum Beispiel 500 Euro, fallen bei einem Steuersatz von 25 Prozent (ohne Berücksichtigung von Vorteilen aus dem Ehegatten-Splitting) 125 Euro Einkommensteuer an. Das Nettoeinkommen liegt also mit 375 Euro unter dem eines 400 Euro-Jobs. Daher lohne es sich für die Frauen kaum, die Minijob-Grenze zu überschreiten. "Damit wird Müttern und Alleinerziehenden im deutschen Steuersystem der Übergang aus einer atypischen in eine reguläre Beschäftigung erheblich erschwert", so das Fazit der Bertelsmann-Stiftung.

Doch nicht nur zu Hause tun sich Frauen schwer damit, den Drang nach größeren Aufgaben zu begründen. Wie die IZA ebenfalls herausgefunden hat, schätzen Frauen die eigene Leistung im Durchschnitt geringer ein als Männer. Das gilt insbesondere dann, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht. So neigen zwar Männer und Frauen dazu, bei ihrer Leistungsfähigkeit zu übertreiben, wenn sie um einen Posten kämpfen. Doch während Männer etwa 30 Prozent "draufpacken", trauen sich Frauen höchstens um 15 Prozent zu flunkern.

Weitere Erkenntnisse: Auf den Wettbewerb mit den Männern haben Frauen schon als Kind keine Lust. Mädchen sind schon als Dreijährige deutlich seltener zum Leistungswettbewerb mit Gleichaltrigen bereit als Jungen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)