Sich selbst erkennen und fördern

Wer andere Menschen führen will, muss zunächst lernen, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die wohl wichtigste Voraussetzung, um andere Menschen erfolgreich zu führen, ist die Führung der eigenen Person. Denn nur, wer die eigenen Stärken und Schwächen erkennt, kann sich selbst richtig einschätzen und damit beispielsweise auch, wie er auf andere wirkt. Diese Art von Selbsterkenntnis hat auch eine Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins zur Folge. Ob jemand diese persönliche Führungskompetenz hat oder nicht, lässt sich leicht erkennen. Wer sie nicht hat, wirkt immer nur, als ob er die Rolle des Chefs nur spielt.

Aber wie erkennt man die eigenen Stärken und Schwächen? Als hilfreiches Instrument kann eine Art Notenskala dienen. Notieren Sie alle Merkmale, die Sie sich von anderen Leistungsträgern und Führungspersönlichkeiten wünschen, beispielsweise Leistungsbereitschaft, Lernbereitschaft, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit u.ä. Neben solchen "Basics" sollten aber auch Punkte wie "Stressbewältigung", "Humor", "Kommunikationsfähigkeit", "Empathie" u.ä. auf der Liste nicht fehlen.

Dann geben Sie sich selbst für jeden dieser Punkte eine Note. Versuchen Sie dabei sehr ehrlich zu sein, denn der einzige, dem Sie mit einer falschen Einschätzung etwas vormachen, sind Sie selbst. Rufen Sie sich in Erinnerung, in welchen Situationen welche dieser Eigenschaften gefragt war und wie Sie sich verhalten haben. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung? Oder gibt es Punkte, an denen Sie noch arbeiten müssen? Natürlich können Sie dieses "Zeugnisformular" auch für andere Mitarbeiter anwenden. Es ist nichts anderes, als eine kleine Hilfestellung, um die benötigten Eigenschaften besser einschätzen zu können.

Wichtig ist es außerdem, die eigenen Grenzen zu erkennen. Fragen Sie sich immer wieder: fühle ich mich gerade über- oder unterfordert? Weigere ich mich, Ratschläge oder Kritik von Außen anzunehmen, weil ich ohnehin schon verunsichert bin? Dann gilt es, einen Gang zurückzuschalten und sich darin zu üben, Stress und Kritik besser in den Griff zu bekommen. Denn nur, wenn Sie sich innerlich stabil fühlen und ein gesundes Selbstvertrauen an den Tag legen, werden kleinere Probleme nicht gleich zu großen Niederlagen oder persönlichen Katastrophen. Ein starkes Selbstvertrauen ist das Fundament, das ein Chef braucht, um in das Können und den guten Willen seiner Mitarbeiter zu vertrauen – und auch in deren Fehlern nicht sofort den ersten Schritt in den Untergang der Firma zu sehen.

Ein guter Chef muss dialogbereit sein. Er muss dabei nicht nur als Gesprächspartner zur Verfügung stehen, sondern auch Kritik ertragen und fördern. Sicher: ein Chef, der auch Kritik an seinen Entscheidungen zulässt, zeigt "öffentlich", dass er nicht perfekt ist und macht sich dadurch leichter angreifbar. Andererseits: glauben Sie wirklich, Ihre Mitarbeiter haben bisher gedacht, dass Sie als einziger Mensch auf der Welt niemals einen Fehler machen? Eben. Wenn Sie auf die Perfektions-Show verzichten und sich auch selbst kritisch hinterfragen, wirken Sie glaubwürdiger und authentischer. Und ganz sicher auch sympathischer. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)