Auf dem Weg zu Gnome 3.0

Seite 2: Gnome Shell und Zeitgeist

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heise open: Wie werden Gnome Shell und Gnome Zeitgeist – beide Bestandteil von Gnome 3.0 – die Art und Weise verändern, wie Leute mit ihrem Desktop arbeiten?

Vincent Untz: Gnome Shell an sich ist eine größere Veränderung im Vergleich zu dem, was man von Gnome 2.x kennt. Als Shell der Desktop-Umgebung ist sie die Basis der Benutzeroberfläche. Hier startet man zum Beispiel Aktivitäten ("Activities") oder wechselt zwischen ihnen.

Die Gnome Shell mit integriertem Zeitgeist

Auf den ersten Blick sieht ein Desktop auf der Basis von Gnome Shell nur geringfügig anders aus. Es gibt ein Panel am oberen Bildschirmrand, das Status-Icons und eine Uhr enthält und Informationen über die Anwendung zeigt, die sich gerade im Vordergrund befindet. Auch findet sich an dieser Stelle die Schaltfläche "Aktivitäten". Dieser Knopf startet einen Übersichtsmodus: Hier wählt man, welche Anwendung man starten möchte, wohin man gehen oder welches Dokument man öffnen möchte – das sind die Aktivitäten.

Mit der Aktivitäten-Übersicht gelangt man also zu einem Ziel: Sie erlauben dem Anwender konkret das zu machen, was er machen will. Die Shell merkt sich ausgeführte Aktionen und macht es dadurch leichter, schon mal gestartete Aktivitäten noch mal aufzurufen. Ein Suchfeld hilft dabei, auch neue Aktivitäten schnell zu erstellen.

Der Übersichtsmodus bietet eine Live-Vorschau auf geöffnete Fenster und virtuelle Arbeitsflächen ("Workspaces"), die sich hier auch verwalten lassen. Anwendungen, aber auch Dokumente lassen sich auf einem bestimmten virtuellen Desktop starten. Workspaces sind praktisch, um Fenster nach Kontext zu gruppieren, aber das Konzept ist nicht für jeden einfach zu verstehen. Vor allem neue User tun sich damit häufig schwer. Wir hoffen, dass dieses Feature einfacher zu entdecken und zu benutzen sein wird, wenn wir das Hinzufügen und Entfernen von Workspaces dynamischer und zugänglicher machen.

Eine andere größere Änderung hat damit zu tun, dass Gnome Shell, im Gegensatz zu den Fenstermanagern, die wir jetzt haben, anwendungsbasiert arbeitet. Vielleicht werden nicht alle Vorzüge davon schon in Gnome 3.0 zu Tage treten, aber die Grundidee ist die, dass die Shell eine Anwendung nicht noch mal startet, wenn der Anwender sie bereits geöffnet hat. Auch präsentiert sie dem Benutzer die Inhalte einer Anwendung, sodass es zum Beispiel einfach ist, zwischen mehreren Dokumenten innerhalb eines Programmes hin und her zu wechseln.

Zu guter Letzt wollen wir Systembenachrichtigungen weniger aufdringlich machen, sodass sie den Anwender nicht zu sehr von seiner aktuellen Aktivität ablenken. Zugleich soll es einfacher werden, auf solche Meldungen zu reagieren. Ein Beispiel hierfür wäre die Möglichkeit, auf eine Chat-Anfrage direkt im Benachrichtungsfenster zu antworten.

Die Motivation hinter dem Zeitgeist-Projekt ist, dass es in der aktuellen Situation zu schwierig ist, bestimmte Dokumente im System zu finden. Wenn das Dokument eine Datei im Dateisystem ist, muss ich mir als Anwender den Pfad merken. Einfacher wäre es, nach bestimmten Tags zu suchen, nach dem Datum, oder es über die Beziehung zu einem anderen Dokument zu finden ("Während ich an dieser Tabelle arbeitete habe ich jenen Podcast gehört").

Zeitgeist ist ein Projekt in Arbeit. Am schwierigsten ist es, einen guten Weg zu finden, die gefundenen Informationen zu präsentieren, aber auch, Dokumente anzufordern. Wir haben einen ordentlich funktionierenden Prototypen, und einige Leute arbeiten auch schon an der Integration von Zeitgeist-Features in die Gnome Shell.