Auf dem Weg zu Gnome 3.0

Mit Gnome 2.28 nimmt die freie Desktop-Umgebung für Linux Kurs auf das nächste große Release Gnome 3.0, das, wenn alles nach Plan läuft, im Frühling 2010 erscheinen wird. Heise open im Gespräch mit Release-Manager Vincent Untz.

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Von
  • Alexandra Kleijn
Inhaltsverzeichnis

heise open: Vincent, was ist Deine Rolle im Gnome-Projekt?

Vincent Untz: Seit ich bei Gnome mitmache, habe ich mich mit diversen Aspekten beschäftigt. Angefangen habe ich mit Fehlersuche und dem Schreiben von Code. Dadurch wurde ich dann Maintainer für einige der Module des Gnome-Desktops (leider nicht immer in einer aktiven Rolle, denn eine solche Arbeit ist ziemlich zeitintensiv). Im Moment bin ich Leiter des Release-Teams. Auch bin ich Präsident der Gnome Foundation. Das bedeutet in erster Linie, dass ich der Vorstandsvorsitzende des Gnome Foundation Board bin, aber Präsident klingt besser als Vorsitzender ;-)

(Bild: Vincent Untz)

Das Release-Team ist die Gruppe innerhalb des Gnome-Projekts, die dafür sorgt, dass die technischen Sachen laufen und dass wir pünktlich neue Versionen veröffentlichen, mit der Qualität, die die Leute von Gnome erwarten. Die Stiftung ist die Non-Profit-Organisation hinter dem Projekt.

heise open: Mit Version 3.0 bricht eine – von viele sehnlichst erwartete – neue Ära für Gnome an. Die User Experience ist einer der wichtigsten Bereiche, in denen es Änderungen geben wird. Das aktuelle Gnome mutet sowohl vom Aussehen als auch von der Bedienung her recht traditionell an. Wie soll sich dieses "Anwendergefühl" mit Gnome 3.0 verändern?

Vincent Untz: Ich würde nicht sagen, dass Veränderung längst fällig war. Gnome in seiner derzeitigen Form ist zwar nicht perfekt, aber das System funktioniert gut für unsere Anwender und es hat sich durch die Jahre hindurch auch stetig verbessert. Wer Gnome 2.0 mit Gnome 2.26 oder 2.28 vergleicht, sieht enorme Unterschiede. Es hat in der Zwischenzeit so viele technische Neuentwicklungen gegeben, man denke zum Beispiel an die Zeit vor HAL und DeviceKit...

Es ist aber tatsächlich so, dass sich das Gnome-Design in dem ganzen 2.x-Entwicklungszykus nicht grundlegend verändert hat. Die Panels, die Art und Weise, wie Anwendungen gestartet und Fenster verwaltet werden, sind im Prinzip gleich geblieben. Unsere Community schätzt unsere Arbeit. Auf der anderen Seite haben wir seit Gnome 2.20 einiges an Erfahrungen gesammelt und damit können wir Gnome noch besser machen. Unser Desktop kann noch mehr Leuten helfen, die Dinge zu tun, die sie tun möchten. Anwender wollen übrigens nicht "einen Desktop benutzen": Sie wollen im Internet surfen, Mails lesen, mit Freunden chatten, Musik hören, Briefe schreiben oder irgendwelche Inhalte schaffen.

Und genau das ist unser Ziel! Wir wollen den Desktop weniger in den Vordergrund stellen, ihn intuitiver und besser bedienbar machen, sodass der Anwender sich auf die Dinge konzentrieren kann, die ihm wichtig sind. Vielleicht klingt das nach "mehr, besser, schneller!", aber eigentlich sind wir recht zuversichtlich, dass die Veränderungen, die zum Beispiel die neue Gnome Shell mit sich bringt, für echte Verbesserungen sorgen werden. Ach, und wir wollen den Desktop auch noch ein bißchen schöner machen ;-)