Auf dem Weg zu Gnome 3.0

Seite 4: Gnome auf Netbooks, Gnome Mobile

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heise open: Wie gut kommt Gnome mit den kleineren Bildschirmen von Netbooks zurecht? Wird es in Zukunft so etwas wie eine automatische Erkennung kleinerer Bildschirme geben, sodass der Anwender nicht selbst Schriftarten und -Größen anpassen muss?

Vincent Untz: Das ist eines der Design-Ziele von Gnome Shell: Wir wollen, dass die Gnome-Shell-Prinzipien gut auf kleineren Bildschirmflächen funktionieren. Hier sollte man also keine größeren Änderungen vornehmen müssen.

Um aber auf das Beispiel mit den Fonts zurückzukommen: Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob man mit ein bißchen Autoerkennungs-Zauberei die Fonts eventuell automatisch anpassen kann. Außerdem spielen hier einige Faktoren zusammen: Neben der Bildschirmgröße sind das die Auflösung, der Geschmack des Users (nicht jeder findet die gleiche Schriftart gleich schön) und seine Augen. Ein Desktop, wo alles in der Standardeinstellung so klein ist, dass man es kaum lesen kann, macht auch keinen Spaß. Aber auf jeden Fall ist dies ein Thema das man mal näher untersuchen könnte.

Übrigens ist das Gnome-Team schon dabei, einzelne Anwendungen für den Einsatz auf Netbooks anzupassen. So haben zum Beispiel unser Bildbetrachter Eye of Gnome und die Webcam-Applikation Cheese einen Netbook-Modus, der bei Gnome 2.28 Standard sein wird. Auch wenn es hier und dort noch ein paar Sachen gibt, wo es hakt (ich weiß von einem Dialog, der nicht auf einen Netbook-Screen passt, autsch) machen wir hier gute Fortschritte. Gnome funktioniert ziemlich gut auf Netbooks.

heise open: Die umgekehrte Frage: Wie gut nutzt Gnome die Vorteile von größeren Displays?

Vincent Untz: Das klappt bereits ganz gut, glaube ich. Problematisch sind maximierte Fenster, die auf großen Monitoren einfach viel zu groß sind. Versetzte Fenster wären hier die bessere Lösung. Es gibt hierfür auch schon Tools wie WinWrangler, die eben solche Aufgaben übernehmen. Für die Gnome Shell haben wir ein solches Feature auch vorgesehen. Implementiert ist es aber noch nicht, soweit ich weiß.

heise open: Wie sieht es bei Gnome Mobile aus? Wie passt dieses Projekt zu Initiativen wie Moblin und Android?

Vincent Untz: Gnome Mobile geht es prima. Gnome als Plattform kommt auf verschiedenen Systemen zum Einsatz. Nicht nur unter Linux-Distributionen für den Desktop, sondern auch unter Maemo und Moblin, auf GPS-Geräten und zum Beispiel im medizinischen Bereich. Gnome Mobile wird schon an vielen Stellen benutzt und das wird in Zukunft noch mehr werden.

Gnome Mobile hat zwei Aspekte:

  • Ein Forum (in der Bedeutung Diskussionsrunde, nicht als Web-Forum), wo Leute aus Unternehmen, die normalerweise in Konkurrenz zueinander stehen, zusammenarbeiten können. Das hatten wir so nicht erwartet, aber wir sorgen für einen neutralen Ort für technische Gespräche, und das ist offenbar etwas, was Unternehmen brauchen.
  • Ein Software-Stack, den Firmen nehmen können, um damit eine komplette Plattform für ihre Geräte zu bauen. Mit Gnome Mobile positionieren wir uns nicht als Anbieter einen fertigen Plattform (so wie Android, Maemo oder Moblin), sondern als Wegbereiter. Wir wetteifern also nicht mit diesen Plattformen; im Gegenteil: Wir versuchen, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Während wir keine direkte Beziehung zu Android haben, arbeiten wir recht eng mit Moblin zusammen. Viele Leute aus der Gnome-Community machen bei Moblin mit und die Plattformen haben vieles gemeinsam. Die Shell in Moblin basiert zum Beispiel auf Mutter, genauso wie die Gnome Shell. Ähnlich engen Kontakt haben wir zu den Maemo-Leuten, mit denen wir schon seit Jahren kooperieren.

Selbst finde ich Moblin eine spannende Entwicklung. Das System sieht hübsch aus und lässt Anwender das tun, was sie tun wollen. Das passt also gut zur Gnome-Philosophie.