Cooles Kalkül: Fahrbericht MASH 650 X-Ride

Seite 2: Minimal ausgestattet

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Ansonsten kann die 650 X-Ride mit keinerlei elektronischen Assistenzsystemen aufwarten, aber man vermisst sie auf der Einzylinder-Enduro auch nicht. Es dauert nur wenige Kilometer, bis man sich auf die MASH eingeschossen hat und ertappt sich dabei, wie man in immer flotterem Tempo um die Kurven pfeift. Das Fahrwerk ist weder vorn noch hinten einstellbar und mit jeweils nur 130 mm Federweg versehen, dennoch arbeitet es erstaunlich gut. Die Telegabel zeigt sich straff, aber nicht hart, hinten erweist sich das Federbein als eher komfortabel abgestimmt.

Im Gegensatz zum Stahlrahmen besteht die Zweiarmschwinge aus Aluminium – MASH hat durchaus versucht, Gewicht zu sparen. Laut eigener Angabe bringt die 650 X-Ride 163 Kilogramm vollgetankt auf die Waage. Der Stahltank fasst zwölf Liter Sprit, ist aber für eine ernsthafte Enduro zu breit. Er sollte von der Seite betrachtet wohl die Linienführung der klassischen Yamaha XT 500 übernehmen, aber um genügend Benzin bunkern zu können, wuchs er in die Breite, was die Beine des Fahrers unnötig weit auseinander zwingt.

Das Cockpit besteht aus einem kleinen Rundinstrument, in dem die Drehzahlen noch mittels eines Zeigers dargestellt werden. Das passt zum Retro-Design, aber in der unteren Hälfte zeigt ein digitales Display die Geschwindigkeit, den Benzinstand und den Kilometerstand in winzigen Ziffern an und man muss schon sehr genau hinsehen, um sie ablesen zu können.

Mash 650 Details (8 Bilder)

Der große Rundscheinwerfer reiht sich nahtlos in das Retro-Design ein, verfügt aber über LED-Licht. Wer genau hinsieht, erkennt ein stilisiertes X im Scheinwerfer, was auf den Namen X-Ride anspielen soll.

Der große Rundscheinwerfer wirkt ebenfalls wunderbar nostalgisch, auch wenn die merkwürdigen Rippen auf dem Lampentopf ein wenig den Eindruck trüben. Sowohl der Scheinwerfer, als auch Rücklicht und Blinker bieten helles LED-Licht.

Mit 840 Millimeter Höhe ist die Sitzbank für eine Enduro recht niedrig ausgefallen. Das kommt kurzbeinigen Menschen entgegen, alle über 1,85 Meter wünschen sich jedoch mehr Distanz zwischen Sitzbank und Fußrasten. Sie müssen weiter nach hinten rutschen, wo eine Kante zum hinteren Soziusplatz stört. Der Sitz ist zwar komfortabel gepolstert, aber nach einer Zwei-Stunden-Ausfahrt langsam durchgesessen.

Die 650 X-Ride verfügt serienmäßig über einen Heckträger, auf den eine Gepäckrolle geschnallt werden kann. Ästheten werden sich an den sehr lieblosen Schweißnähten am Lenkkopf und Rahmen stören. Eine vorprogrammierte Pannenquelle dürften die offen liegenden Steckverbindungen einiger elektrischer Leitungen sein, Regen und Spritzwasser finden ungehinderten Zugang. Ein simpler Schrumpfschlauch könnte hier schon Abhilfe schaffen.

Der 2020er-Modelljahrgang der 650 X-Ride ist bereits ausverkauft, besonders in ihrem Heimatland Frankreich haben viele Fans rasch zugegriffen. In Deutschland hat MASH bis einschließlich August schon rund doppelt soviele Motorräder verkauft wie im gesamten Jahr davor – und das in der Coronakrise. Für Februar verspricht MASH die 650 X-Ride mit Euro5-Norm nach Deutschland zu bringen. Die französische Marke kündigt außerdem für nächstes Frühjahr eine Variante mit der Bezeichnung 650 X-Trail an, die über einen 21-Zoll-Vorderrad und über ein 18-Zoll-Hinterrad verfügen soll. Sie dürfte den Offroad-Freunden deutlich mehr entgegen kommen und wird hoffentlich etwas weitere Federwege bieten.

MASH belebt den Einzylinder-Enduro-Markt mit einem alten, aber bewährten 650er-Motor. Die 650 X-Ride kommt angenehm nostalgisch daher, erfüllt die Erwartungen an einen luftgekühlten Single, leistet sich allerdings einige kleine Schwächen in der Verarbeitung. Bei einem Preis von knapp unter 6000 Euro sollten Motorradeinsteiger und Retro-Fans mit knappem Budget die coole MASH 650 X-Ride ins Kalkül ziehen.