Elektroauto-Fahrbericht Kia EV6 GT​: Beeindruckende Beschleunigung

Der Kia EV6 GT ist das stärkste E-Auto der Marke. Es stößt mit 430 kW in Bereiche eines Porsche Taycan vor. Kia ließ unseren Autor kurz ans Steuer.

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Kia schaltet eine Menge Leistung frei und bringt die Fahrleistungen des Kia EV6 GT in Bereiche eines Porsche Taycan.

(Bild: Kia)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff

Das Elektroauto Kia EV6 GT wird mit 430 kW das bislang stärkste Modell der Marke. Damit stößt das Modell in Bereiche eines Porsche Taycan vor – zumindest, was die Fahrleistungen angeht. Kia hat unseren Autor einmal kurz ans Steuer gelassen.

Der Kia EV6 und das auf gleicher technischer Basis konstruierte Modell von Hyundai, der Ioniq 5 haben mit ihren 800-Volt-Speichern das Schnellladen populär gemacht. Jetzt bringt Kia den 4,70 Meter langen Fünfsitzer EV6 als GT-Version mit 430 kW und 740 Nm zu den Kunden. Möglich macht das die gleiche Technik, die auch das Schnellladen beschleunigt: Die 800-Volt-Batterie ermöglicht höhere Energieflüsse eben auch in die andere Richtung.

Damit erreichen die Fahrleistungen das Niveau von Autos wie dem Porsche Taycan oder Audi A6 e-tron: Kia verspricht für den Sprint von 0 auf 100 km/h 3,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h. Es bleibt beim gleichen Akku wie im Kia EV6 mit 77,4 kWh, der im WLTP eine Reichweite von bis zu 424 Kilometern erreicht. Dank der Spannung von 800 Volt kann der EV6 GT unter guten Bedingungen in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden.

Weit ausgestellte Radhäuser, üppige Spoiler oder auffällige Lufteinlässe fehlen. Mit so viel Understatement wirkt der Kia EV6 GT eher wie ein EV6 mit dem bereits erhältlichen GT-Designpaket. Das Machtgehabe eines BMW i4 M50 oder eines Mercedes AMG EQS 53 gehen dem Kia EV6 GT innen und außen fast komplett ab.

Lediglich die 21 Zoll großen Räder geben von Weitem einen Hinweis auf die für so viel Leistung freigeschaltete Version. Nur bei näherem Hinsehen fallen dann noch ein paar aerodynamische Anbauteile und giftgrüne Zierelemente auf. Neu am GT ist auch ist ein Schalter im Lenkrad für die Fahrmodi bis hin zum Drift.

Fahrbericht Kia EV6 GT (12 Bilder)

Nur wenig deutet auf die freigeschaltete Variante des Kia EV6.

An der Vorderachse arbeitet ein Elektromotor mit 160 kW, an der Hinterachse – fahrdynamisch sinnvoll – ein deutlich kräftigerer mit 270. Der Schub der 430 kW ist gewaltig. Ein elektronisch gesteuertes Bremsdifferenzial mit Sperrfunktion hilft daher, die üppige Leistung auch in Kurven zu größtmöglichem Vortrieb umzusetzen. Die Räder mit der jeweils besten Traktion bekommen das höchste Drehmoment.

Dass Kia auch sportliche Fahrwerke kann, bewies bereits der fulminante Kia Stinger und so steht der naturgemäß durch seine Batterie etwas schwerere EV6 nicht weit zurück. Er verkraftet die Beschleunigung, hohe Kurvengeschwindigkeiten und Lastwechsel tadelfrei.

Die Beschleunigung ist beeindruckend, leider aber hält die Bremsanlage des knapp 2,3 Tonnen schweren Crossovers nicht ganz mit, was er offenbar mit dem Stinger gemeinsam hat. Zwar packen die Bremsen (vorne 38 / hinten 36 cm Durchmesser) durchaus engagiert zu, doch lassen sie sich nicht so gefühlvoll dosieren wie in Sportwagen vergleichbarer Leistung. Ähnlich sieht es mit dem Lenkverhalten aus. Der Kia EV6 GT liegt selbst bei schnellen Lastwechseln wie das sprichwörtliche Brett, sollte aber eine direktere Rückmeldung von der Vorderachse bieten. Zudem sitzt man auf den guten Sportsitzen etwas zu hoch.

Angesichts der üppigen Leistung und der sportlichen Fahrleistungen sollte man die Komfortqualitäten des mindestens rund 70.000 Euro teuren EV6 GT nicht unterschätzen, die Sportsitze sind zwar ungewohnt hoch, überzeugen dafür aber mit guten Langstreckenqualitäten.

Die Informationen liefern zwei 12,3-Zoll-Displays, einer als Touchscreen. Auch die Bedienung über am Lenkradtasten und die etwas unübersichtliche Doppelschalterleiste an der Mittelkonsole klappt ganz ordentlich. Allein bei der Sprachbedienung hapert es beim EV6 wie bereits bei anderen Modellen von Kia / Hyundai. Hier sind die Koreaner leider noch nicht auf dem Stand von Marken wie Polestar, Audi oder BMW.

Der gute Eindruck im Innenraum setzt sich im Fond fort. Hier können zwei Erwachsene bequem sitzen, auch wenn man in einem Sportmodell eine bessere Konturierung der Rücksitzbank erwarten darf. Das 480 Liter große Ladevolumen lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf bis zu 1260 Liter erweitern. Vorne im Frunk gibt es spärliche 20  Liter Volumen. Achtung: die Zuladung liegt bei gerade einmal 350 Kilogramm.

(fpi)