Fahrbericht Renault 5 E-Tech Electric: Mit dem Esprit des Vorbilds

Der elektrische Renault 5 trägt seinen Vorschusslorbeer zu Recht: Er transferiert den pfiffigen Esprit des Vorbilds in die Gegenwart und macht dabei noch Spaß.​

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Renault 5 E-Tech

(Bild: Renault)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Der Renault R5 ist Teil der automobilen Geschichte, auf die die Grande Nation heute noch stolz ist. Er kam 1972 auf den Markt und eroberte die Herzen. Bis zu seiner Einstellung Ende 1996 entschieden sich mehr als neun Millionen Autofahrer für den Kleinwagen. Jetzt soll er als praktisches Elektroauto auch Emotionen wecken und Spaß machen – was wir nach einer Probefahrt nahezu vollumfänglich bestätigen können.

Die Technik des Elektro-Kleinwagens basiert auf Renaults neuer "AmpR-Small"-Plattform, einer Weiterentwicklung der bekannten CMF-B-Architektur (Common Module Family) von Renault-Nissan. Die Stromspeicher mit NMC-Zellchemie sind in zwei Größen bestellbar, mit 40 kWh und maximal 312 Kilometern Reichweite im WLTP, oder 52 kWh für bis zu 410 Kilometer, wie in der von uns gefahrenen Top-Version "Iconic Five 150 Comfort Range". Der große Akku nimmt an einer Gleichstromzapfstelle maximal 100 kW auf, der kleine 80. In einer halben Stunde lässt sich somit unter Bestbedingungen von 15 auf 80 Prozent nachladen. An einem AC-Punkt sind es maximal 11 kW, dann dauert es minimal drei Stunden und 13 Minuten, um dieses Fenster zu schließen.

Bei den Antrieben stehen drei Varianten zur Auswahl, ab Januar nächsten Jahres mit 110 kW, später folgen dann die Versionen 70 und 88 kW. Die 110-kW-Motorisierung beschleunigt den 1524 kg wiegenden Renault 5 E-Tech Electric in acht Sekunden von null auf 100 und bis auf 150 km/h.

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Die Karosserie ist eine freie Interpretation des Vorbilds aus den 70ern. (Bild:

Renault

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In Zahlen nicht auszudrücken ist die harmonische Abstimmung des Fahrwerks. Der Renault 5 E-Tech Electric ist kein bloßes Fortbewegungsmittel, wie mancher deutlich günstigere chinesische E-Kleinwagen. Der Franzose macht auch in Kurven richtig Spaß und das Fahrwerk vermittelt ebenso wie das gesamte Fahrzeug eine beruhigende Verbindlichkeit. Das ist sicher kein Zufall, denn hinten arbeiten zwei aufwendige Mehrlenkeraufhängungen statt einer billigen, durchgehenden Torsionlenkersachse. Die vordere Radaufhängung stammt vom Renault Captur. Zudem hat Renault im Rahmen des Üblichen bei der Reifenbreite Maß gehalten, was die Lenkung transparenter macht. Nicht nur das Fahrvergnügen ist beachtlich, auch der Verbrauch stimmt: Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer 12,9 kWh/100 km, Renault gibt 15,2 kWh/100 km an. Da hat die Veranstaltungsagentur möglicherweise aber auch eine verbrauchsgünstige Strecke ausgewählt.

Die Handhabung des Infotainments mit dem 10,1-Zoll-Touchscreen und dem 10-Zoll-Instrumenten-Display ist eingängig. Gewöhnungsbedürftig bleibt allenfalls die bei Renault wohl unvermeidliche Radio-Fernbedienung hinter dem oben und unten leicht abgeflachten Lenkrad. Das restliche Interieur wirkt zumindest bei der von uns bewegten Top-Version alles andere als billig, Renault legt – ganz zeitgeistig – Wert auf die Feststellung, Materialien mit möglichst hohem Recyclinganteil zu verwenden.

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Renault fasst Instrumenten- und Hauptdisplay zusammen. Die Längsnähte auf dem Armaturenbrett sind ein Zitat des Vorbilds. (Bild:

Renault

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Die Substanz zeigt sich auf der ersten, kurzen Probefahrt sehr gelungen. Der elektrische R5 bietet zudem einige pfiffige Details, die ihn sympathisch machen, wie etwa das Gitter auf der Haube. Eigentlich wollten die französischen Techniker dort die Ladesteckdose unterbringen, doch das erwies sich schnell als unpraktisch, weil das Kabel so an der Frontschürze scheuerte. Nun zeigen LED in Form der Zahl Fünf unter dem Gitter mit einzelnen Segmenten den Ladestand an, sobald sich der Fahrer dem Auto nähert.

Die Proportionen mit den kurzen Überhängen zitieren die erfolgreiche R5-Historie. Mit einer Länge von 3,92 Metern und 18 Zoll großen Rädern steht der Kleinwagen stämmig da. Dass bei einem solchen Auto mit einem Radstand von 2,54 Metern nicht überall opulente Platzverhältnisse herrschen, ist logisch. Vorne haben Erwachsene genug Platz, dahinter wird es schon deutlich enger, längere Reisen möchte man als ausgewachsener Mitteleuropäer im Fond des Renaults nicht zurücklegen. Das Kofferraumvolumen beträgt 326 Liter. Legt man die Lehnen der Rückbank flach, werden es 1106 Liter. Allerdings ist der Boden nicht eben und steigt an. Zudem muss man das Gepäck über eine Ladekante wuchten.

Mit 34.400 Euro für die gefahrene Version und einem Grundpreis von immer noch 27.900 Euro ist der Renault R5 E-Tech Electric teurer als zum Beispiel der mit 18.900 Euro veranschlagte Leapmotor T03, der den reinen Mobilitätsauftrag ebenso erfüllt. Citroën ist mit dem ë-C3 für unter 25.000 Euro unterwegs und aktuell hat Volkswagen den VW ID.3 für kurze Zeit für weniger als 30.000 Euro im Angebot, während der noch günstiger positionierte VW ID.2 noch im Vorlauf ist. Der R5 E-Tech Electric will aber nicht nur günstig sein, er macht einfach Spaß. Und ja, es wird eine Einstiegsversion für rund 25.000 Euro geben. Allerdings ist da das DC-Schnellladen außen vor und der Strom fließt mit maximal 11 kW. Selbstverständlich verlängert auch Renault die Preisspirale nach unten. Ab 2025 sollen der R4 E-Tech Electric und bereits 2026 der Twingo E-Tech Electric noch günstigere Alternativen bieten.

(fpi)