Games: Wenn die KI Text-Adventures leitet, ist das wortreich – und lahm

Bei AI Dungeon erfindet und leitet eine generative KI Spieler in Text-Adventures. Wohin führt sie TR-Redakteur Wolfgang Stieler?

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(Bild: Montage von Screenshots: AI Dungeon)

Lesezeit: 3 Min.

"Pen and Paper"-Rollenspiele wie Dungeons and Dragons sind so etwas wie Urformen von Computerspielen. Es gibt einen – menschlichen – Spielleiter, der den Spielern sagt, wo sie gerade sind und was aus ihren Handlungen folgt. Die Grundlage für solch ein Abenteuer ist ein Modul: Ein schmales Heft, in dem das Szenario, die Raumpläne und natürlich alle Gegner beschrieben sind – und das nur der Spielleiter, der "Dungeon Master", kennt. In den 1980er-Jahren entstanden daraus erste Text-Adventures am Computer, aber das ursprüngliche Genre ist bis heute lebendig.

Als OpenAI 2020 ausgewählten Unternehmen per API einen Zugang zu seinem Sprachmodell GPT-3 gewährte, ergriff auch das Start-up Latitude seine Chance. Die Idee: In AI Dungeons sollte GPT-3 die Rolle eines Dungeon Masters übernehmen. Technisch funktionierte das System wie erwartet, allerdings hatten weder die Entwickler noch OpenAI damit gerechnet, dass für manche Fans der Reiz eines solchen Spiels in besonders bizarren Szenarien liegt – voller Sex und Gewalt. Nachdem OpenAI zwischenzeitlich den Zugang komplett gesperrt hatte, nutzt AI Dungeon nun eine gefilterte Version von GPT-3.5 und auch eigene Sprachmodelle.

Dieser Text stammt aus MIT Technology Review 6/2023

ChatGPT und Co. stellen infrage, inwiefern die klassische Wissensvermittlung im Klassenzimmer noch sinnvoll ist, wenn eine KI in Zukunft nahezu alles Wissen der Welt innerhalb von Sekunden in geforderter Form liefert. Wie kann Schule darauf reagieren? Dieser Frage geht die neue Ausgabe von MIT Technology Review nach. Highlights aus dem Heft:

Obwohl die meisten Sprachmodelle mehrsprachig sind, ist das Spiel nur auf Englisch verfügbar. Eine Basis-Version ist gratis. Für bessere Modelle, erweiterte Einstellungsmöglichkeiten und Bilderzeugung per Midjourney muss man zahlen.

Nach dem Einloggen kann ich zwischen Basis-Szenarien wählen: Fantasy oder Cyberpunk, Mistery oder vielleicht doch lieber was mit Zombies? Ich entscheide mich für den Klassiker, eine typische Fantasywelt mit Drachen, Kriegern und Zauberern, erstelle einen Charakter, und los geht es. Das System begrüßt mich mit einem kurzen Einführungstext, dann muss ich sagen, wie es weitergehen soll.

Screenshot aus AI Dungeon. Der Text in der Mitte beschreibt die Situation. Über "Take a Turn" kann man seine nächste Aktion auswählen. Das Kommando "Do" gefolgt von einer Beschreibung der eigenen Aktion ("Ich nehme mein Schwert") interpretiert die KI als Prompt, um die Geschichte weiterzuspinnen. Mit "See" erzeugt man ein Midjourney-Bild der aktuellen Situation.

(Bild: Screenshot: AI Dungeon)

Eines gleich vorweg: Man darf keine Angst vor Klischees haben. Mein Charakter steht natürlich am "Eingang einer Höhle", an deren Wänden "geheimnisvolle Schriftzeichen" eingraviert sind. Es geht nach unten ins Dunkle, ich muss ein "magisches Buch" finden, das wohl sehr mächtig ist, auf dem aber auch irgendein "schrecklicher Fluch" lastet. Aber da unten ist nicht viel los. Ich versuche ein anderes Abenteuer. Wieder eine klassische Fantasywelt mit vielen "schrecklichen Kreaturen". Diesmal ist es ein Multiplayer – ich gehe als Teil einer Gruppe in eine Höhle. Da taucht auch gleich ein erstes Monster auf, das wir gemeinsam bekämpfen. Die Kampfszenen werden wortreich beschrieben, aber echte Spannung will nicht aufkommen.

Die Idee, mithilfe einer KI immer neue, sich endlos wandelnde Abenteuer zu entwerfen, hat Potenzial. Aber – noch – ist die Realität eher ernüchternd. AI Dungeon ist eine interessante Idee, die man im Auge behalten muss. Im Moment aber nichts, was mich nächtelang wach halten könnte.

Mehr Infos

Wolfgang Stieler, TR-Redakteur, hat schon zu Uni-Zeiten Fantasy-Rollenspiele gemocht, findet die KI-Version solcher Spiele aber noch ausbaufähig.

(wst)