Elektro-Kinderquad CFMoto CForce EV110​ im Test: Jugendlader
Bei Powersports-Geräten für Kinder bietet sich ein Elektroantrieb besonders an. Deshalb produziert CFMoto vom Jugendmodell CForce 110 eine elektrische Variante​
- Clemens Gleich
Im Powersports-Bereich tun sich E-Antriebe auf der Straße schwer: Zu hoch sind die Geschwindigkeiten und damit die Energien, um mit Batterien besonders weit zu kommen. Zwar schnupfen E-Rennfahrzeuge die rund 21 Kilometer lange Nordschleife des Nürburgrings in beeindruckenden Zeiten, man kann jedoch schon während ihrer Rekordrunde sehen, wie die Leistung der Batterie sinkt. Es ist ein kurzer Spaß, und wie das Konzept beim zweispurigen Landstraßen-Carven performt, muss Porsche in der nächsten Generation Cayman/Boxster zeigen. Im Motorradmarkt schaut es schlecht aus: alle elektrischen Motorräder für den Führerschein A unbeschränkt machen massiv Verlust.
Viel besser dagegen die Situation im Geländesport. Die meist geringeren Höchstgeschwindigkeiten und Volllastanteile stellen geringere Ansprüche an die Energiespeicher, sodass eine Batterie wahrscheinlich bald mit einem Tank zum Beispiel über eine Motocross-Renndistanz mithalten kann. Dann spielt der perfekt dosierbare E-Motor seine Stärken aus. Noch besser sieht es im Trial-Sport aus, und bei Kinder-Powersport-Geräten spricht eigentlich nur noch eines gegen einen E-Antrieb: der höhere Preis. Wir schauen uns CFMotos elektrisches CForce EV110 an, das sich an Kinder und Jugendliche von 10 bis 17 Jahre richtet.
Technowahn
Jedes Kinderquad braucht eine Drossel, damit Eltern verschieden begabte und geübte Sprösslinge beim Lernen vor Übermut schützen können. Beim EV110 (und übrigens auch beim Benziner-110) hat CFMoto das sehr technisch gelöst: Es gibt einen Bluetooth-Fob, der schon aufs Fahrzeug gepairt ist. Den verbindet man nun außerdem mit dem Smartphone und der App "CFMoto Youth". Dort stellt man die Höchstgeschwindigkeit ein und nur dort kann man die offene Leistung freischalten, mit der das Gefährt 45 km/h schnell wird. Das funktionierte, wenngleich mit einigen Fehlermeldungen, allerdings verstehe ich die Kritik vieler Väter, die da lautet: CFMoto ersetzt ein einfaches Gasgriffanschlags-Schräubchen mit einem Haufen komplexer Technik, an der es Dutzende möglicher Fehlerpunkte und Kosten gibt. Im Test später mit den Kindern funktionierte das System zum Beispiel trotz Aufladen des Bluetooth-Fobs nicht. Vielleicht hatte in der Hosentasche der Schlüssel auf den Knopf gedrückt, bis die Batterie leer war? Schwer zu prüfen.
CFMoto EV110 (5 Bilder)
(Bild: Clemens Gleich)
Die ganze Technik ist aber nicht ganz umsonst, weil CFMoto über Bluetooth den maximalen Abstand Sender-Fahrzeug einstellen lässt, sodass Kinder ihren Eltern nicht davonfahren können. Das Fahrzeug beginnt beim Verlassen der eingestellten Distanz zu piepen und wird langsamer, um irgendwann ganz stehenzubleiben. Die App zeigt derweil stetig den ungefähren Abstand zum Fahrzeug an, das man somit triangulieren kann. Auf der Tachoeinheit gibt es einen "SOS"-Knopf. Nach dem Druck piept das Fahrzeug und die App wirft eine Benachrichtigung. Die Geofencing-Funktion stelle ich mir in manchen möglichen Übungsgebieten nützlich vor, die Mehrheit der Nutzer wird es jedoch kaum brauchen. Zusätzlich zu den Einstellmöglichkeiten in der App gibt es einen Schieber am Lenker, der zwischen einem langsamen Modus "E" (-conomy) und "S" (-port) schaltet. Der wird den meisten Eltern reichen, wenn die Kinder schon einmal Quad gefahren sind.
Mehr Tester als sonst
Zum Glück für mich wohnen bei mir die Straße runter erfahrene Quad-Fahrer, zwei Buben im Alter von 10 und 11, zwei Mädchen im Alter von 15 und 17. Ihr Vater mäht ihnen in die Wiese hinter der Scheune regelmäßig eine kleine Fahrstrecke, auf der sie mit Yamaha PW80 oder mit einem kleinen Noname-Benzin-Quad fahren. Die Strecke ist sehr einfach, durch das Gras sauber und führt über zwei Rampen mit einer Steigung von geschätzt knapp 17 Prozent. An den Steigungen fiel auf, dass das Quad (je nach Kindergewicht) zu wenig Drehmoment am Hinterrad hat, um dort anzufahren. Man muss mit Schwung hochfahren, was auf dem Scheunenwiesen-Motodrom geht, aber nicht überall schlau wäre. Man denke an Ziehwege mit Abgründen.
Der E-Motor geht direkt auf ein Ritzel und das aufs Kettenblatt. Man könnte also die Endübersetzung relativ einfach verkürzen durch ein größeres Kettenblatt oder ein kleineres Ritzel. Die 45 km/h braucht man selbst auf der Wiese kaum. Steigfähigkeit dagegen bräuchte man deutlich mehr. Im Handbuch steht dazu etwas skurril, Hügel befahren sei "verboten", und wenn man es doch mache, sei bei 10 Grad Neigung Schluss. Das entspricht einer Steigung von 17,6 Prozent. Gelten tut das wahrscheinlich bei vollem Akku und leichtem Kind. Bei den größeren Kindern mit über 60 kg war bei um die 15 Prozent Schluss. Der Antrieb lehrte die Kinder also, Schwung mitzunehmen.
CFMoto CForce EV110 Details (12 Bilder)
(Bild: Clemens Gleich​)
Alle Tester lobten das ausgewogene Fahrwerk und den schön leichtgängigen, gut dosierbaren Daumenhebel für die Leistung. Die Spurbreite schaffte Vertrauen in den schnellen Kurven im Gras. Die Ergonomie passte allen, wobei das limitierende Element die Länge des Unterschenkels ist. Bei der 17-Jährigen passte es noch gut. Bei einem anderen 15-jährigen, groß gewachsenen Jungen kamen sich dann Knie und Lenker in die Quere. Ähnlich geht es auch Erwachsenen, die das Quad (zum Beispiel zum Aufladen auf den Hänger) bewegen. CFMoto gibt wie Zero bei vollem Akku die volle Leistung frei, was die gleiche Kehrseite zeigt: Man merkt, wie die Akkuleistung sinkt. Spätestens bei 40 Prozent SoC wurde es zäh an den Rampen, sagte der kleinste Testfahrer trotz seiner nur etwa 35 kg Masse.
Gut, aber teuer und mit Schwächen
Ich ließ die Kinder die Batterie leerfahren, was bestätigte: Auf so einem einfachen Gelände sind locker zwei, drei Stunden Spaß drin. Bei 20 Prozent SoC und 19,5 gefahrenen Kilometern laut Trip-Zähler lud ich wieder auf. Das Ladegerät ist wie bei kleinen Powersports-Geräten üblich extern, damit es kein Gewicht ins Fahrzeug bringt. Der Gleichstromstecker wird beim EV110 dort angeschlossen, wo beim 110 der Tankdeckel sitzt.
Die Gleichstrom-Ladeleistung liegt laut Hersteller bei 550 W, das Ladegerät zieht bis 680 W vom Wechselstromnetz, ist also wahrscheinlich nicht besonders effizient. Die Bruttomesswerte bestätigen das: 13,3 kWh auf 100 km. Gute Idee: Man kann den 2,4-kWh-Akku mit zwei Handgriffen unter der Sitzbank herausnehmen und an seinem Tragebügel ins Haus tragen. Der Ladeanschluss am Akku ist gleich wie am Ladestecker des Fahrzeugs, er wird von dort nur per Kabel verlängert. So kann man den Akku erstens im Haus laden und zweitens vor zu hohen oder zu niedrigen Lagertemperaturen schützen.
Trotz der Vorzüge werden viele Eltern eher zum Benziner im 110 greifen. Je nach Händler kostet der nämlich 1000 Euro weniger, manchmal ist der Unterschied sogar so groß, dass das EV110 fast das Doppelte kostet. Da das bisschen Benzin nicht der Kostentreiber ist, kann das E-Quad diese Kosten kaum hereinholen. Wenn es dann Steigungen nicht hochkommt, die sein Benzinbruder langsam, aber stetig hochtuckert, wird es schwierig, Argumente für das E-Quad zu finden. Ich würde noch ein bisschen abwarten. CFMoto verdankt seinen Erfolg im ATV-Markt auch dem Zuhören. Es braucht ja keine neue Generation, es reichen auch schon sehr schlichte Änderungen an Endübersetzung und Preisgestaltung.