Tret-Fahrzeug Hopper: "Das ist kein Gokart, sondern ein Fahrrad"
Ein Augsburger Start-up präsentiert ein futuristisches Tret-Fahrzeug für die Stadt, den Hopper. Der Clou: die Hinterradlenkung. Was unser Autor davon hält.
- Hans Dorsch
Die Eckdaten klingen vielversprechend: Kunststoffkarosserie für zwei Personen, festes Dach und Kofferraum, 88 cm breit, 2,05 m lang, 120 kg schwer, Tretantrieb mit elektrischer Unterstützung bis 25 km/h. Das alles allerdings für stolze 13.000 Euro. Anders als alle gängigen Mehrspurfahrzeuge besitzt der Hopper eine Hinterradlenkung. Das will ich ausprobieren.
Erster Test – ich habe Angst
Im Juni 2023 teste ich ein Modell aus der Pilotserie auf der Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt. Ich setze mich hinein und fühle mich wohl. Das Lenkrad liegt gut in der Hand und das Tretgefühl ist angenehm. Aber die Lenkung fühlt sich an wie Rückwärtsfahren im Auto: Bei der kleinsten Lenkbewegung schert das Heck aus. Je schneller ich fahre, desto unsicherer fühle ich mich. Ich fahre ins Messeparkhaus mit einer steilen, gewendelten Rampe. Langsam hochfahren geht, aber hinunter steht mir der Angstschweiß auf der Stirn: Ich bremse angestrengt auf Schrittgeschwindigkeit, lehne meinen Körper weit in die enge Kurve und schaffe es gerade noch ohne umzukippen zurück in die Ebene.
"Was, wenn ich jetzt jemandem ausweichen müsste?", denke ich und lenke schnell nach links. Das war zu viel: Das linke Vorderrad hebt ab, ich versuche noch, mich abzustützen, aber das hohe Dach zieht den Hopper nach unten und ich falle auf die Seite. Mir ist nichts passiert, aber die glänzende Karosserie hat Schrammen abgekriegt. Als ich dem Geschäftsführer, Martin Halama, von meiner Fahrt berichte, erklärt er, dass man bereits an der Optimierung der Fahrdynamik arbeite: mit Veränderungen am Fahrwerk und elektronischer Regulierung der Geschwindigkeit in den Kurven. Ich solle den Hopper noch einmal testen, wenn diese Features integriert sind.
E-Tretfahrzeug Hopper (6 Bilder)
(Bild: Hopper Mobility GmbH)
Zweiter Test – es wird nicht besser
Ein halbes Jahr später teste ich den Hopper im Kölner Rheinpark erneut. Um die Seitenstabilität zu verbessern, sei die Spur um 17 auf 105 cm verbreitert und das Fahrwerk vorn abgesenkt worden, erklärt Pressesprecher Sebastian Weber. Die Lenkung sei jetzt weniger direkt. Elektronische Fahrhilfen gibt es allerdings immer noch nicht. Ich fahre ein paar Runden und bin froh, dass es keinen Autoverkehr gibt, denn ich kann keine Verbesserung feststellen. Den Ausweichtest lasse ich lieber den Pressesprecher machen. Er fährt mit knapp 10 km/h, weicht circa einen Meter aus und fährt dann wieder zurück in die Spur, ähnlich dem Elchtest für Pkw. Schon beim Zuschauen habe ich Angst, dass er umkippt.
Weber sieht es pragmatisch. "Das ist kein Gokart, sondern ein Fahrrad", sagt er. In kritischen Situationen müsse man nicht lenken, sondern bremsen. Mich überzeugt das nicht. Bei allen mehrspurigen Fahrrädern, die ich bisher gefahren bin – vom klassischen Lastenrad mit drei bis zu Velomobilen mit vier Rädern –, lag der Grenzbereich zum Umkippen wesentlich höher. So charmant die Idee mit dem lenkenden Hinterrad auch sein mag, sie ist nicht gut für das Gesamtkonzept. Klar: Hohe, schmale Fahrzeuge können umkippen, das ist Physik. Aber Reflexe lassen sich nun einmal nicht abschalten.
(jle)