Ubuntu 8.04 LTS: Erster Test

Seite 4: Neue Software

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Eine Reihe der Anwendungen in Ubuntu 8.04 sind neu oder grundlegend überarbeitet. Der aktuelle Firefox 3 ist noch in einer Beta-Version enthalten, die finale Version soll über die Update-Funktion nachgeliefert werden. OpenOffice hat den Sprung auf Version 2.4 gemacht, die gegenüber der Vorversion aber kaum neue Funktionen enthält.

Brasero, die neue Brenn-Suite des Gnome-Desktops.

Der Gnome-Desktop bringt jetzt zusätzlich zu der Brennfunktion im Dateimanager Nautilus die Brenn-Suite Brasero mit, die vom Kopieren von Audio-CDs bis hin zum Erstellen einer Daten-DVD alles unter einer einheitlichen Oberfläche erledigt. Die Bedienung ist einfach und durchdacht, die Füllstandsanzeige am unteren Fensterrand passt sich der Kapazität des Rohlings an – so sieht man auf einen Blick, wie viel Platz noch zur Verfügung steht. Brasero lässt wenig Wünsche offen: Das Programm brennt CDs, DVDs und Blu-ray Discs, wiederbeschreibbare Medien lassen sich manuell formatieren und löschen.

Das Uhr-Applet ist um eine Weltzeitfunktion erweitert.

Transmission ist ein neuer, schön in den Desktop integrierter BitTorrent-Client. Das Zeit-Applet im Panel zeigt jetzt neben in Evolution eingetragenen Terminen auch die Uhrzeiten weiterer Orte an zusammen mit einer Weltkarte an – nicht lebenswichtig, aber ein netter Hingucker. Der Videoplayer Totem bringt standardmäßig ein Plug-in zum Suchen nach YouTube-Videos mit, das Abspielen erfordert allerdings die Nachinstallation des Codec-Pakets gstreamer-0.10-plugins-bad und funktionierte in unserem Test noch nicht zuverlässig.

Schon länger ist es ist möglich, den Ubuntu-Desktop via VNC fernzusteuern. Die Freigabe des Desktops für den Fernzugriff erfolgt dabei über das Tool "Entfernter Desktop" im Einstellungen-Menü. Neu in Ubuntu 8.04 ist der VNC-Client Vinagre, der deutlich komfortabler zu bedienen ist als der alte Vncviewer. So findet Vinagre selbstständig freigegebene Desktops im LAN und kann mehrere Verbindungen gleichzeitig halten.

Der aktuelle Kernel 2.6.25 hat es nicht mehr in die Distribution geschafft, Ubuntu 8.04 enthält noch den Kernel 2.6.24. Der bringt unter anderem neue WLAN-Treiber mit; der WLAN-Zugriff lässt sich bequem über den Networkmanager konfigurieren – natürlich inklusive WPA-Verschlüsselung. Die Stromsparmechanismen auf modernen x86-Prozessoren sind verbessert, Bereitschaft (Suspend to RAM) und Ruhezustand (Suspend to Disk) sollten auf den meisten Notebooks zuverlässig funktionieren. Ein neuer Scheduler in Verbindung mit einer feineren internen Zeitauflösung sorgen dafür, dass der Desktop auch unter hoher Last noch geschmeidig reagiert.

Die Virtualisierungslösung KVM und das Verwaltungswerkzeug virt-manager sind jetzt offizieller Bestandteil der Distribution; Xen 3.1 und 3.2 sind über das Universe-Repository verfügbar. Das der Vmware Workstation ähnliche VirtualBox ist in der Open-Source-Variante enthalten.

Die neue Version 7.3 des Grafiksystems X.org hat in Sachen Hardwareerkennung deutlich dazugelernt – in den meisten Fällen dürfte keinerlei Handarbeit mehr erforderlich zu sein, um zu einer korrekten Darstellung zu kommen. Ein neues Tool zur Einstellung der Bildschirmauflösung im laufenden Betrieb unterstützt den Betrieb von zwei Monitoren, etwa beim Anschluss eines Beamers an das Notebook.

Selbstverständlich bietet Ubuntu 3D-Effekte auf dem Desktop, aktivierbar über den Reiter "visuelle Effekte" im Einstellungsdialog Erscheinungsbild. Auf Anhieb klappen wird das allerdings nur bei der integrierten Chipsatzgrafik von Intel; sowohl Nvidia- als auch ATI-Karten erfordern die Installation eines proprietären Treibers. Die sollten sich normalerweise über das Tool "Hardwaretreiber" in der Systemverwaltung aktivieren lassen; bei der Radeon X1600 unseres Testrechners mussten wie allerdings zunächst den "ATI binary X.org driver" über "Anwendungen hinzufügen/entfernen" nachrüsten und den enthaltenen fglrx-Treiber von Hand in die X11-Konfigurationsdatei /etc/X11/xorg.conf eintragen – möglicherweise ein Bug im getesteten Release Candidate, der in der finalen Version behoben ist.

Für die grafischen Effekte ist wie in den Vorversionen der Compositing Manager Compiz zuständig. Mittlerweile beherrscht allerdings auch Metacity, der Standard-Fenstermanager des Gnome-Desktops, Compositing-Effekte, sodass man auch ohne Compiz auskommt – solange man sich auf einige rudimentäre, nicht weiter konfigurierbare Effekte wie Fenster mit Schattenwurf und Vorschaubilder beim Fensterwechsel beschränkt.

PulseAudio ist ein neuer Soundserver mit erweiterten Möglichkeiten.

Der neue Soundserver PulseAudio mischt die Tonausgaben verschiedener Programme zusammen und verteilt sie auf unterschiedliche Ausgabegeräte. Um seine Fähigkeiten ausnutzen zu können, muss man sich allerdings auf die Kommandozeile begeben – oder das Programmpaket pavucontrol nachinstallieren, das ein GUI-Tool für die Steuerung enthält.