Was taugt das iPhone X?

Seite 3: Face ID: Gesichtserkennung

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Anstelle des Fingerabdrucksensors im Home-Button kommt beim iPhone X erstmals Apples neue Gesichtserkennung namens Face ID zum Einsatz. Zum Einrichten muss man zwei Mal hintereinander den Kopf kreisförmig vor der Frontkamera bewegen. Dabei tastet die integrierte Infrarotkamera das Gesicht mit Hilfe von 30.000 unsichtbar darauf projizierten Punkten in 3D ab. Apple nennt das "TrueDepth". Face ID fertigt dann ein mathematisches Modell des Gesichts an und legt es in der Secure Enclave des Gerätes ab – einem gesondert gesicherten Coprozessor, der bisher auch schon die biometrischen Merkmale des Fingerabdrucks speicherte.

Der Infrarotsender überzieht das Gesicht beim 3D-Scan – normalerweise unsichtbar – mit 30.000 Punkten.

Jedes Mal, wenn der Besitzer aufmerksam auf das gesperrte iPhone X blickt, vergleicht der Algorithmus das Gesicht mit dem gespeicherten. Nur, wenn er das richtige erkennt – das dauert etwa eine Sekunde –, öffnet sich das Schloss am oberen Display-Rand. Anschließend lässt sich das System etwa sieben Sekunden lang durch einen Wisch vom unteren Display-Rand nach oben entsperren. Erfolgt dieser Wisch nicht oder wird das rechtmäßige Gesicht nicht erkannt, bleibt das Schloss zu; das System lässt sich dann nur per Passphrase entsperren. Ein seitlicher Blick des rechtmäßigen Besitzers wird genauso wenig anerkannt wie geschlossene Augen. Ebenso verweigerte sich Face ID, wenn wir einen dicken Schal im Gesicht oder eine spiegelnde Sonnenbrille trugen. Auf Fotos fiel es nicht herein. Von einer Mütze oder einer dunklen Sonnenbrille ließ es sich hingegen nicht irritieren. Sich verändernde Merkmale wie Bartwuchs oder unterschiedliche Frisuren soll das System im Lauf der Zeit lernen.

Im Test funktionierte Face ID zuverlässig, auch im Dunkeln. Kurzfristige Verzögerungen gab es nur, wenn der Infrarot-Sensor direkt von Leuchtstoffröhren beschienen wurde.

Apple sagt, Face ID sei sicherer als Touch ID, warnt aber scherzhaft vor "Evil Twins": eineiige Zwillinge könne das System nicht unterscheiden. Um das zu überprüfen, haben wir die 18-jährigen Zwillingsschwestern Jule und Louisa aus Hannover gebeten, die Gesichtserkennung auf die Probe zu stellen. Jule hat dazu Face ID auf ihr Gesicht trainiert. Und tatsächlich konnte Louisa es mit ihrem Konterfei entsperren.

Jule trainiert die Gesichtserkennung Face ID auf dem iPhone X:

Ihre Zwillingsschwester Louisa kann kurze Zeit später das iPhone X mit ihrem Gesicht entsperren.

Bei Youtube demonstrierten zwei Brüder, dass man Face ID überlisten kann, ohne Zwillinge zu sein. Wer sensible Daten vor Geschwistern verbergen möchte, sollte die Technik möglicherweise besser abschalten.

Merkte sich Touch ID noch bis zu fünf Fingerabdrücke, kann Face ID nur ein einziges Gesicht speichern. Wollen also mehrere Menschen das Gerät nutzen, müssen sie den Entsperrcode verwenden.