Von der Orgel zum Motorrad

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Die Entwickler wollten im Laufe der Firmengeschichte mehr als einmal neue Wege beschreiten, indem sie Gewohntes in Frage stellten und kompromisslos auf ein Ziel hinarbeiteten. Das gilt vor allem für Sportmotorräder. So sind die aus den Rennmaschinen abgeleiteten und ab 1973 gebauten Zweitakter RD 250 und RD 350 bis heute die meistverkauften Yamaha-Modelle. 1980 erschien die erste RD 350 LC mit Wasserkühlung, ein Novum bei den Serien-Zweitaktern. Drei Jahre später erhielt sie als RD 350 LC YPVS eine Walze, die die Größe des Auslasskanals drehzahlabhängig variierte und damit in Leistungsdimensionen vorstieß, die bislang doppelt so großen und wesentlich schwereren Viertaktern vorbehalten waren.

Enduro-Urgestein

In der Yamaha-Historie herrscht kein Mangel an Bestsellern: 1976 erschien die legendäre XT 500, die als Erste aller Enduros gilt und 13 Jahre lang im Programm blieb. Sie verfügte über lange Federwege und einen simplen, aber robusten Einzylinder-Viertakt-Motor – fertig war das Abenteuer-Bike, sowohl für die Kiesgrube als auch für die Sahara-Durchquerung. Bei der Erstauflage der berüchtigten Rallye Paris-Dakar holte sie prompt den Sieg und wiederholte den Erfolg ein Jahr später. Die Nachfolgerin XT 600 und deren Langstrecken-Variante, die XT 600 Ténéré mit Riesentank, gehörten in den 1980er Jahren zu den meistverkauften Motorrädern weltweit.

Dabei hat Yamaha erst 1969 seinen ersten Viertakter gebaut, die XS 1. Die Entwickler hatten deutliche Anleihen bei den erfolgreichen britischen Paralleltwins genommen, verlegten jedoch die per Kette angetriebene Nockenwelle nach oben. 1973 erschien die TX 500 als erster Zweizylinder-Viertakter nach dem Zweiten Weltkrieg mit vier Ventilen pro Zylinder. 1985 legten sie noch einen drauf, als sie mit der FZ 750 einen Motor mit Fünfventil-Technik präsentierten, was für eine bessere Befüllung der Brennräume sorgte. Der Vierzylinder leistete für damalige Verhältnisse unglaubliche 100 PS aus 750 cm3 und war der Grundstein für eine neue Motoren-Generation bei Yamaha.

Wilde Träume

Schon ein Jahr zuvor, 1984, hatte die Marke demonstriert, dass sie manchmal ihre Ingenieure auch wilde Träume verwirklichen lässt und brachte die Vmax auf den Markt. Dieses brachiale Dragster-Bike verfügte über einen 1,2-Liter-V4-Motor mit V-Boost-System, der sagenhafte 145 PS leistete und dazu konzipiert war, die gesamte Konkurrenz in der Beschleunigung abzuhängen. Das Kultmotorrad wurde unglaubliche 21 Jahre lang gebaut. Normalerweise ist die Halbwertszeit von japanischen Motorradmodellen eher kurz, bevor ein Nachfolgemodell auftaucht, doch bei Yamaha gibt es einige rühmliche Ausnahmen. Fast genauso lange wie die Vmax ist auch die XJR 1300 im Yamaha-Programm, die 1995 als 1200er vorgestellt wurde, bevor 1999 der Hubraum dezent erhöht wurde.