WHEC 2010: World Hydrogen Energy Conference tagt vom 17. bis 21. Mai in Essen

Daimler will Brennstoffzellen-Antrieb erschwinglich machen

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  • ssu
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Essen, 17. Mai 2010 – Die Autoindustrie kann nach eigenen Angaben ab 2015 erste Großserien-Autos mit Brennstoffzellen anbieten, welche Strom aus Wasserstoff erzeugen. Derzeit bietet zum Beispiel Daimler die B-Klasse in einer Kleinserie auf Leasingbasis mit dieser Technik an. Daimler werde in den nächsten Jahren versuchen, den Preis in der Großserie auf den von Hybridfahrzeugen zu bringen, sagte Entwicklungsmanager Christian Mohrdieck zum Auftakt der 18. Weltwasserstoffkonferenz. Die „World Hydrogen Energy Conference“ (WHEC 2010) tagt vom 17. bis zum 21. Mai auf dem Messegelände in Essen (Ruhr).

Pluspunkt: Schnelle Tankzeit

Als Vorteile sieht Mohrdieck bei der Brennstoffzelle, dass sich Wasserstoff in Minutenschnelle tanken lässt, während batterieelektrische Fahrzeuge Stunden für den Ladevorgang benötigen, der eine vergleichbare Reichweite ermöglicht. Beide Antriebe werden bei Daimler aber parallel entwickelt. Die Brennstoffzelle hinkt großtechnisch gesehen allerdings hinter dem Batterieantrieb hinterher. Weitere ungeklärte Punkte sind erstens die Frage, wie ausreichende Mengen H2 mit einer vertretbaren Kosten- und Öko-Bilanz hergestellt werden können. Zweitens harrt das Henne-Ei-Problem einer Lösung, wer in ein Netz von Wasserstoff-Tankstellen investiert, solange kaum ein Brennstoffzellen-Auto herumfährt.

In Serie hergestellte batterieelektrische Fahrzeuge werden hingegen ab 2011 erwartet. Auch wenn es ganz danach aussieht, dass die ersten weder in Deutschland gebaut noch hierzulande zuerst verkauft werden, hat die Bundesregierung Deutschland jüngst zum Leitmarkt für Elektromobilität auserkoren. Subventionen für E-Mobile – wie sie andere EU-Länder schon eingeführt haben – soll es in Deutschland zunächst aber nicht geben.

Alternative zu Platin gesucht

Frühere Prognosen für die Brennstoffzelle als Autoantrieb ab 2010 seien zu optimistisch gewesen, sagte Kongressleiter Prof. Detlef Stolten vom Jülicher Institut für Energieforschung. Derzeit sind einsatzbereite Brennstoffzellen zu teuer. Zwar könnten jetzt schon technisch ausgereifte Zellen mit einer Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren gebaut werden. Sie seien aber wegen des hohen Platingehalts teuer. Da gebe es noch hohes Einsparpotenzial, sagte Mohrdieck.

RWE: „Minibatterie“ plus Range Extender

Der Energiekonzern RWE, der sich öffentlichkeitswirksam als Autostromanbieter positioniert hat, hofft bei Elektroautos in Zukunft auf eine höhere Energiedichte der Batterien für höhere Reichweiten und schnellere Ladezeitungen im Bereich von 10 bis 15 Minuten. Bei der derzeit verfügbaren Akku-Technologien ziehen sich Ladevorgänge am öffentlichen Stromnetz, mit denen Batteriefahrzeuge auf eine Reichweite von etwa 150 Kilometern kommen, über Stunden hinweg. Interessant wäre nach RWE-Darstellung eine „Minibatterie“ für etwa 60 Kilometer Reichweite kombiniert mit einer Brennstoffzelle als Range Extender.

U-Boote als Vorreiter

Brennstoffzellen können auch in größeren Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Neben Bussen und Lkw lassen sie sich nach Einschätzung des Bundesverkehrsministeriums auch in Schiffen oder zur Bodenversorgung bei Flugzeugen einsetzen. Im Militärbereich gibt es bereits die Brennstoffzelle im U-Boot-Bau.

Besichtigungs-Tour durchs Ruhrgebiet

Bis Donnerstag den 20. Mai 2010 beraten rund 1500 Kongressteilnehmer über die Anwendungen von Wasserstoff als Zukunftsenergie. Begleitet wird der Kongress von einer Ausstellung auf dem Essener Messegelände. Dazu kommen Brennstoffzellen-Fahrzeuge von Daimler, Ford, GM/Opel, Toyota und VW zum Einsatz, darunter zwei Busse. Am Freitag, dem 21. Mai ist in Anlagen wie dem Zentrum für Brennstoffzellentechnologie in Duisburg oder dem Anwenderzentrum in Herten (Kreis Recklinghausen) praktischer Anschauungsunterricht geplant.

Veranstalter der Weltwasserstoffkonferenz ist die EnergieAgentur.NRW, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums von Nordrhein-Westfalen „öfffentlichkeitswirksame Initiativen“ koordinieren und „Marktimpulse“ in dem bis heute von Kohle- und Stahlindustrie geprägten Bundesland setzen soll. (Mit Material der dpa)