Dauertest Kia e-Soul: Batteriehub & Reichweite

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Selbst mit dieser 64-kWh-Batterie muss der Elektroauto-Fernfahrer also deutlich geringere Tagesfahrleistungen einkalkulieren, deutlich niedrigere Schnitte und deutlich niedrigere Geschwindigkeiten, um überhaupt sinnvolle Tagesschnitte zu erreichen. Ich werde natürlich noch einmal eine Tour mit DC-Nachladen bei optimalen Wetter messen, auch um den Zustand der Fernfahr-Infrastruktur zu beurteilen. Aber die Banalität endet beim Fernfahren. Hier lohnt sich weiterhin die Beschäftigung mit den Besonderheiten des E-Antriebs.

Außerdem müssen Kia-Fahrer eine eigene Reichweitenschätzung vornehmen. Die des Fahrzeugs wird sie stranden lassen. Wir haben mit Kia geredet über die Vorhersage: Sie bezieht eine längere Reihe von Lade-Etappen ein und lässt sich vom Benutzer nicht zurücksetzen, sondern nur in der Werkstatt (etwa beim Besitzerwechsel). So wie aktuell ist sie jedoch über einen zu weiten Bereich integriert: Die vorhergehende Jahreszeit verfälscht die aktuelle Vorhersage.

Stadtrauschen

Auch das Wetter bleibt als maßgeblicher Einflussfaktor auf die Reichweite erhalten. Das gilt selbst im Stadtbetrieb. Dort verbrauchte ich im e-Soul 19,1 kWh auf 100 km im kalten Nieselwetter. Der Dauertester hat bisher noch keinen trockenen Fahrtag gesehen. Eine Bruttomessung dazu fehlt, weil die EnBW-Säule zwar lud, aber nicht abrechnete (das passiert häufiger). Rechnen Sie rund 10 Prozent dazu. Für meine Historie und den sparsamen Fahrstil ist das ein hoher Wert.

Ich habe mich mit einem Zulieferer unterhalten, der mich darauf aufmerksam machte, dass ein modernes Thermomanagement im BEV außer der Kabine auch die Batterie durchheizen muss bei jedem Start. In meinem üblichen Stadtbetrieb mit vielen kurzen Etappen von 5 bis 9 km geht also ein großer Teil der Energie für die Heizung drauf. Es ist mit Wärmepumpe nicht so extrem wie im Mercedes E 300 de auf reiner Elektrofahrt, aber dennoch deutlich spürbar. Im Kurzstreckenbetrieb im Winter kann es also durchaus passieren, dass der e-Soul selbst in der Stadt keine 300 km weit kommt – verschmerzbar, aber wissenswert.

Brummt im Stand

In der Stadt fiel mir zudem auf, dass Kia auch beim gesetzlich vorgeschriebenen Lärmgenerator über das Geforderte hinaus geht: Der Geräuscherzeuger generiert sogar im Stand ein leicht brummendes Rauschen, das ich zunächst auf Pumpenaktivität im Thermomanagement schob, aber dem Geräuschgenerator zuordnen konnte, weil es mit Druck auf dessen Abschaltknopf sofort verstummt.

Wie beim Anschnallen geht Kia also die Extrameile in Sachen Sicherheit. Die Attitüde ist sicher nicht für alle Kunden die passendste, aber als Familienautos empfehlen sich die Koreaner damit noch einmal besonders. Beim Reichweitenschätzeisen existiert eine theoretische Chance, das auch im Bestand nachzubessern. Rechenleistung für vernünftige, zeitgemäße, deutlich bessere Vorhersagemodelle wäre im e-Soul vorhanden. Sie könnten per Software-Update beim Service aufgespielt werden.

Als nächstes

Langsam trocknet die Großwetterlage etwas durch, sodass ich als nächstes Messwerte für optimales Frühlingswetter einfahren will, und zwar auf längeren Touren mit Nachtanken unterwegs am Schnelllader. In diesem Artikel gebe ich dann auch Tipps zu den wichtigsten kostenlosen Ladekarten, die Sie gleich zur Anschaffung in Ihr Elektroauto werfen sollten. (cgl)