Dauertest Kia e-Soul: Ladekarten

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Beide Systeme verwende ich jedoch nur als Fallback, und zwar aufgrund ihrer byzantinischen Kostenstruktur: Sie rechnen nach Ladezeit und/oder Ladeart ab, also einen Minutentarif am Schnelllader, einen am AC-Lader. Bei Newmotion kann noch eine Grundgebühr pro Ladevorgang plus die Energiekosten pro kWh dazukommen. Damit kann der Strom sehr schnell sehr teuer werden, und wichtiger: Viele Ladestationen verraten nicht, was sie nachher abrechnen. Ich habe schon über 80 ct / kWh bezahlt.

Die jeweils entsprechenden Apps der Betreiber zeigen den Preis an – wenn sie Daten erhalten und installiert sind. Letztendlich ist der Preis unterwegs häufig schwer vorhersehbar, und ganz ehrlich: Ich will mich auch nicht jedes Mal durch eine neue App wurschteln, nur um zu sehen, was ich an einem neuen Ort bezahlen soll. Die ADAC-Lösung ist deutlich transparenter.

Doch wie so viele Probleme ist auch dieses aktuell ein virtuelles, denn viele bis bei mir sogar die meisten Ladevorgänge funktionieren schlicht nicht im Sinne des Erfinders. Meine Angst vor Plugsurfing-Abrechnungen schwindet mit jeder nicht erstellten Rechnung. Newmotion hat kurz eine (erfolgte) Ladung angezeigt, aber heute morgen war sie wieder weg. Heute Mittag war sie wieder da, aber ohne Kosten (Ladestation zeigte 8 Euro an), von denen ich annehme, das sie nicht kommen werden. Ich fahre größtenteils kostenlos.

Nichts funktioniert

Die Funktionsfrequenz aller dieser Lader quer durch die Republik mag sich gebessert haben, gut ist aber anders. Ich habe mich häufig genug über die EnBW aufgeregt, aber das eben nur, weil sie mich am häufigsten betreffen. Leser berichten von anderswo. Es scheint mir überall problematisch. Immerhin geht das Verständnis der Energiekonzerne mittlerweile so weit, dass ihnen klar ist: Der Kunde, der mit seinem letzten Volt Spannung zur per App als funktionierend versprochenen Ladestations-Oase kriecht, wird nicht erfreut sein, wenn er dort ohne Stromlieferung versauert. Deshalb liefern die Stationen zumindest häufiger Strom, als dass gar nichts geht. Das reicht aber nicht.

Der am Elektroauto interessierte Leser mag sich zum Gedanken versteigen, dass kostenloser Strom ja super für E-Auto-Fahrer sei. Das stimmt aber nur, wenn er absichtlich verschenkt wird, mit einem Plan. Die Energiekonzerne wollen jedoch mit verkauftem Fahrstrom Geld verdienen. Wenn dieses Geschäft Traktion findet, fallen dem Betreiber die nötigen Investitionen in Infrastruktur leichter. Aktuell fühle ich mich wie in einem Restaurant, in dem ich alles geschenkt kriege, weil der Wirt zu blöd ist, seine Kasse zu bedienen. Ja, klar freue ich mich über eine Gratismahlzeit. Aber ich weiß doch auch, dass er sein Geschäft auf diese Art nicht dauerhaft betreiben können wird. Und wo wird er als erstes sparen? Am Essen, das er ausliefert. Wenn der Energiekonzern kein Geld mit Fahrstrom verdient, wird der aktuelle, beklagenswerte Zustand sich nicht verbessern.

Von zehn Plugsurfing-Abrechnungen wurde eine gebucht. Bei der EnBW sind am Wochenende geschätzt zwei Drittel bis drei Viertel der Ladestationen ausgefallen, weil das Backend gecrasht ist und ab Montag langsam wieder instand gesetzt wurde. Bitte rechnet meinen Strom ab, dass ihr euch eine Wochenend-Bereitschaft leisten könnt! Egal aus welchem Grund: Manchmal, wenn die App versagt, geht es doch noch mit Ladekarte, aber dann wird mit Sicherheit nichts abgerechnet. Wahrscheinlich fehlt die Verbindung zur Zentrale.

Ich habe fünf Mal am EnBW-Schnelllader an der Autobahn geladen. Die App funktionierte davon ein Mal, wie sie sollte. Bei den restlichen Ladevorgängen musste ich auf die Kreditkarte zurückgreifen, für die es einen Schlitz gibt. Das kostet pauschal 5 Euro. Die wurden bei mir je einmal pro Tag abgerechnet. Ich weiß nicht, ob das Absicht ist, aber ich weiß, dass sich das nicht lohnen kann für fast 40 kWh Ökostrom.