Siemens betreibt Lkws an Oberleitungen

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Statt die beim Bremsen und Ausrollen erzeugte Energie also nur in eine Batterie im Fahrzeug zu speisen, kommt sie dem gesamten Stromnetz zugute. Sicher kann man die Konzepte auch mischen, also eine Batterie plus Rückspeisung ins Netz. Denn bei langen Autobahnabfahrten kann unter Umständen mehr Strom produziert werden, als eine Batterie an Bord speichern kann. Ohnehin lässt die eigentlich naheliegende Idee von Oberleitungen mit verschiedenen "skalierten" Antriebskonzepten verbinden, bis hin zum reinen Elektro-Lkw. Das setzt allerdings eine vollständig ausgebaute Infrastruktur voraus. Zudem würde ein Stromausfall bei reinen Elektrovehikeln zur Totalblockade der Straßen führen – diese Gleichabschaltung gibt es mit klassischen Energieträgern nicht.

Im Stillen geforscht

Der eHighway ist bisher ein reines Forschungsprojekt, das – vom Bundesumweltministerium gefördert – unter dem Namen ENUBA durchgeführt wurde. Dabei ging es um die Entwicklung des seriellen Hybridantriebs, der Integration von Doppelschichtkondensatoren, die wohl als reaktionsschneller Speicher für kleinere Energiemengen gedacht sind, sowie die Entwicklung des Stromabnehmersystems. Letzteres stellt offenbar eine besondere Herausforderung dar – nicht nur, weil das An- und Abbügeln klaglos automatisch funktionieren muss, sondern auch weil ein Lkw weder horizontal noch vertikal die "Spurtreue" eines schienengebundenen Fahrzeugs bieten kann. Dennoch: In den bisherigen Tests hat sich die Technik laut Siemens bei Geschwindigkeiten bis 90 km/h als zuverlässig erwiesen.

Dass über diese eigentlich naheliegende Idee bisher so wenig geredet wurde, mag daran liegen, dass ein System mit Oberleitungen filigraner ist als etwa induktive, in die Straße verlegte Systeme. Sie sind allerdings wohl teurer und mit Verlusten verbunden. Auffällig ist allerdings auch, dass Siemens in Deutschland das Thema eHighway kaum kommuniziert – taugt die Idee nur für amerikanische Highways und Interstates? Im Übrigen mag der eHighway zwar Schadstoff-Emissionen vermeiden, doch die sind ausgerechnet auf Langstrecken weniger kritisch als in Innenstädten. So bliebe nur die Einsparung fossiler Kraftstoffe, sofern der Strom denn auf regenerativem Wege erzeugt wird – sonst werden die Argumente noch dünner. (ggo)