Test: Mazda 6 Skyactiv-D 184

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Mit der Überarbeitung stiegen auch Leistung und Drehmoment. Statt 175 sind es 184 PS, statt 420 nun 445 Nm. Diese Zuwächse wären für einen fühlbaren Unterschied ohnehin zu klein, doch bei den Fahrleistungen geht es sogar rückwärts: Für das alte Modell wurden 8,4 Sekunden im Standardsprint versprochen, nun sind es 9 Sekunden. Da Achse und Getriebe unverändert übersetzt sind, bleibt als Erklärung nur das deutlich höhere Gewicht: Der Vorgänger war inklusive 75-kg-EU-Zuladung 1495 kg schwer, der Neue 1636 kg. Mazda erklärt für das deutlich höhere Gewicht unter anderem mit dem SCR-Kat sowie Modifikationen an Fahrwerk, der Karosseriestruktur und an der Geräuschdämmung. Um die vergleichsweise maue Beschleunigung einmal in Relation zu setzen: Ein Mercedes E 220d braucht 7,3 Sekunden, ein Skoda Superb mit 190 PS-TDI 8,3 Sekunden, ein Opel Insignia mit 170 PS 8,9 Sekunden.

Schaltstrategie

Der praxisferne Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 spielt im Alltag kaum eine Rolle. Wichtig ist hier das Durchzugsvermögen, und auch da kann sich der Mazda mit dem 184-PS-Diesel gefühlt kaum vom Modell mit 150 PS absetzen. Dem Mazda fehlt es mitunter einfach etwas an Biss. Dazu trägt auch das Automatikgetriebe bei, das mitunter eine nicht immer nachvollziehbare Schaltstrategie fährt. Wer selbst eingreift, spürt wieder etwas von jener mitreißenden Agilität, die uns vor zwei Jahren im Kombi so gut gefallen hat. Absolut positiv ist anzumerken, dass Mazda den Fahrer nicht mit einer Fülle von Fahrprogrammen quält, die mehr Komfort oder Sportlichkeit, wahlweise auch weniger Verbrauch suggerieren. Ob man diese Enthaltsamkeit nun soweit treiben muss, dass es beim Automatikgetriebe nicht einmal eine "Sport-Gasse" gibt? Geschmackssache.

Ich als bekennender Schaltmuffel würde zwei Schritte in der Preisliste zurückgehen: Der 150-PS-Diesel mit dem präzisen und auf kurzen Wegen zu betätigenden Schaltgetriebe fährt kaum schlechter. Mit etwas weniger Ausstattung kostet die Limousine damit 35.490 Euro, der wertbeständigere Kombi keinen Cent mehr.

Nicht leise

Mit der Überarbeitung will Mazda auch die Geräuschdämmung verbessert haben. Mir ist der eigentlich in dieser Hinsicht benachteiligte Kombi viel leiser in Erinnerung als die aktuelle Limousine. Wenn man die Maschine fordert, meldet sie sich recht vernehmlich – weniger wäre hier eindeutig viel mehr. Gerade beim Kaltstart war ein deutliches Nageln zu hören. Auch die Konkurrenz kann das fast immer etwas besser, sprich leiser.

Temperament und Dämmung überzeugen also nicht komplett, dafür ist der Verbrauch erfreulich. Wer die große Limousine gleiten lässt, kann mit deutlich unter fünf Litern auskommen. Über den gesamten Test waren es bei uns 5,6 Liter, wobei der Mazda meistens über Land bewegt wurde. Nicht verschwiegen sei an dieser Stelle, dass uns der Testwagen mit einem Verbrauch von 7,1 Litern übergeben wurde. Ein paar Betankungen zeigen, dass der Bordcomputer recht genau rechnete.

Handlich

Überarbeitet haben will Mazda auch die Fahrwerksabstimmung, wobei der Bedarf hier meines Erachtens recht gering war. Die Limousine rollt etwas komfortabler ab als der Kombi, trotzdem wirkt das Auto recht handlich. Allerdings ist zu spüren, wie das Fahrwerk arbeitet – es gibt Autos in dieser Klasse, die das geschickter kaschieren. Die Lenkung ist sehr leichtgängig, eine Spur straffer könnte sie für meinen Geschmack sein.

Das inzwischen serienmäßige Navi samt Online-Verkehrsmeldungen erfüllt Grundbedürfnisse, mehr nicht. Kartendarstellung, Auflösung des Displays und Tempo der Routenberechnung hinken den besten ein gutes Stück hinterher. Von dem, was beispielsweise BMW für sehr viel Geld in diesem Bereich bietet, bleibt Mazda mit seinem Inklusiv-Angebot weit entfernt. Dafür ist die Bedienung in weiten Teilen selbsterklärend, das Display im Kombiinstrument gut ablesbar und der Klang der Bose-Anlage passabel. Positiv vermerkt seien auch Lenkradtasten, die ohne Touch-Quatsch schon beim ersten Mal genau das machen, was sie sollen. Leider ist das keine Selbstverständlichkeit mehr. Doch solche Dinge prägen den täglichen Umgang mit einem Auto. Und der ist trotz manch kleiner Schwäche im Mazda 6 durchaus angenehm. (mfz)