US-Schrottautos auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt

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„Die technische Infrastruktur für ihre Nutzung steht längst bereit“, sagt Frank Brüggink von Carfax. Verarbeitet würden keine persönlichen, sondern ausschließlich fahrzeugbezogene Daten. Um die Transparenz zu verbessern, führt Carfax seit Jahren Gespräche mit Ministerien, Abgeordneten und Datenschutzbeauftragten, bislang jedoch ohne Erfolg. „Die Bundesregierung muss hier endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, um den Austausch von technischen Informationen auf Basis der Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) zu erlauben“, lautet die Forderung des Dienstleisters. Dies sei bereits in fast allen EU-Ländern die Regel.

ZDK: Datenbank ist keine Lösung

Doch es gibt auch Skepsis. „Eine Datenbank, vergleichbar mit der in den USA, wird es unseres Erachtens nicht geben“, meint Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. Zudem lösten die Datenbanken in europäischen Nachbarländern das mit den Salvage-Titeln zusammenhängende Problem in keiner Weise. Denn die Angaben zur Reparaturhistorie seien dort freiwillig. Bei neueren Fahrzeugen könne man im Übrigen auch über den Hersteller die Historie abfragen. Doch auch hier beruht die Datenbank laut ZDK lediglich auf freiwilligen Daten.

Bei Michael Binser war es Misstrauen, das ihn letztlich doch an seinem Wunsch-BMW zweifeln ließ. Als der Händler auf Nachfrage doch einen leichteren Unfallschaden eingestand, besorgte sich Binser auf Anraten eines Freundes ein Carfax von dem BMW 228i aus den USA. Darin war dokumentiert, dass das Cabriolet innerhalb weniger Monate gleich zwei schwere Unfälle hatte, davon einer mit Totalschaden. Mit der Dokumentation konfrontiert, zeigte sich der westdeutsche Gebrauchtwagenhändler überrascht: „Angeblich wusste er das nicht“, sagt Michael Binser. Die 1000 Euro Anzahlung habe der Händler dennoch rasch zurückgezahlt, nachdem Binser seinen Anwalt eingeschaltet hatte.

„Ich habe mich einfach blenden lassen“, sagt Michael Binser heute über den Fall. Inzwischen hat sich der 48-Jährige ein anderes BMW-Cabrio gekauft – zwar nicht mit Vollausstattung, aber dafür mit sauberer Historie. Und der verunfallte 228i, dem er fast auf den Leim gegangen wäre? Das Auto steht inzwischen bei dem dubiosen Händler wieder zum Verkauf – zum gleichen Preis und mit gültiger HU-Plakette. Nur von einem Unfallschaden findet sich kein Wort. (chlo)