Fahrbericht Renault Mégane RS

Wenn sie nur wollen ...

Franzosen beweisen weltweit im Rennsport, dass sie begnadet Fahrzeuge bauen können, wenn sie nur wollen. Beim Renault Mégane RS hat jemand wirklich gewollt. Er ist besser als OPC und GTI zusammen

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Drei Meter gefahren und schon verliebt. Der RS ist die derzeit beste Ausführung des Ideals, das die Briten einen "Hot Hatchback" nennen. 26 Bilder
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Oppenau, 10. Juli 2014 – Meine Beziehung zum französischen Fahrzeugbau ist schwer belastet. Im Motorsport können wir alle sehen, dass Franzosen ganz vorne mitmischen, dass sie es sehr wohl können. Aber in Serie kommt dann ein Peugeot 3008, dieses "Pöh, mir doch egal!" des Fahrzeugbaus. Sie können es. Sie tun es aber irgendwie nicht. Das ist wie mit dem Essen. Unbestritten gehört die französische Küche zum Besten, was ein Genießer erleben kann. Aber versuchen Sie mal, dieses Essen aufzuspüren. Während es in Italien leicht ist, das gute Essen zu finden, ist es in Frankreich nur leicht, ein Achselzucken zum mir-doch-egal-Essen zu finden.

Frankophile kennen natürlich die Orte, an denen es sich gut speist. Mir dagegen passiert das beste Essen in Frankreich meistens zufällig, was es umso besser macht. Mittags in den Vogesen irgendwo in einem Kaff angehalten, französische Mittagszeit einhalten, sonst gibt es nichts mehr. Vier Stunden später signifikant beschwert wieder aufs Motorrad gestiegen, erleichtert um einen lächerlichen Betrag an Öros. Genauso zufällig bin ich dem Renault Mégane RS begegnet. Eigentlich hielt ich den für die lebensfrohere, aber letztendlich schlechtere Alternative zum aktuellen Golf GTI. In Wirklichkeit entpuppte er sich jedoch als der mit Abstand beste schnelle Kompakte. Sie können es, die werten Nachbarn. Wenn sie wirklich wollen, können sie es.

Ein Herz, eine Seele, zwei Sahnestückchen

Die erste große Auffälligkeit: der herrliche Motor. Dieses Sahnestückchen kann alles. Er dreht freudig nach oben heraus, in einen hart stotternden Begrenzer, wie wir Hools ihn hören wollen. Er hat eine fleischig-saftige Mitte. Und er schiebt sogar von ganz unten mit einer Sämigkeit an, die erstaunt. Der Turbo-Vierzylinder passt daher perfekt zu einem schnellen Kompakten, denn der muss ja alles können. Im NEFZ-Zyklus kommen kombiniert 7,5 Liter pro 100 km heraus, die erreichbar sind, weil sich der Motor so tieftourig fahren lässt. Beim Vorgängermodell gaben viele Kunden um die 8 Liter im Alltag an. Eine Tankfüllung im Schwarzwald, getreten und gescheucht, reichte beim Nachfüllen (50,4 l) für 272 km, Schnittverbrauch also 18,5 l pro 100 km. Der Preis der Drehzahl. Wer nie mit hohen Dauerdrehzahlen fährt: Das ist kein bemerkenswert guter, aber normaler Wert im erwarteten Bereich.

Madame RS gibt dazu auf dem Display in der Mitte sehr brauchbare Schalt-Empfehlungen. Sie empfiehlt immer den Gang, der die beste Beschleunigung bringt statt den mit dem besten Verbrauch. Mitgedacht. Verbrauchsfreunde kaufen sich einen Mégane Diesel. Auf diesem Display stehen noch viele mehr oder minder interessante Dinge wie eine Stoppuhr, und grundsätzlich funktioniert das Infotainment-System mit dem Touchscreen gut, aber ich würde jetzt keine 890 Euro dafür ausgeben wollen, die das Zeug in der Aufpreisliste kostet. Dazu kommt, dass das Gerät gelegentlich komplett abstürzt, was keine Auswirkungen auf den Fahrbetrieb hat, aber die Steffi aus dem Navi schweigt dann eben auch, bis der Watchdog irgendwann das BS neu bootet. Der RS-Monitor mit seinen Messdaten zu G-Kräften, Drücken, Schlupf, Zeiten, der kostet 300 Euro. Beispiele in der Bildergalerie. Das Geld würde ich lieber in eine Rückfahrkamera stecken (450 Euro), denn wie Opel baut Renault hier Heckscheiben mit Rücksicht wie im Schützenpanzer.

Das zweite Sahnestückchen ist das Sechsgang-Getriebe mit Handschaltung. Richard Hammond hat einmal optimal zusammengefasst, wie eine gute Handschaltung sein muss: "like shaking hands with an old friend" Es passt einfach, keine Unsicherheiten, kein zähes Gestocher. Die Wege sind kurz, die Schaltkräfte niedrig, das Feedback der Führung exakt. Ich habe mich trotz aller Hektik nie verschaltet, obwohl mir das ansonsten durchaus öfter mal passiert. Normalerweise nervt mich jeder Schaltvorgang, denn er unterbricht den Kraftfluss. Im RS dagegen habe ich manchmal nur geschaltet, weil es so schön war.