Die Neuerungen von Linux 2.6.38

Seite 3: Grafik

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Die Radeon-DRM/KMS-Treiber des Kernels unterstützen nun auch den Grafikkern der von AMD unter dem Oberbegriff Fusion vermarkteten und Anfang Januar eingeführten Ontario-Prozessoren (u. a. 1, 2, 3, 4, 5, 6). Im Schnellverfahren stießen Patches zur Unterstützung der die Radeon-HD-Modelle 62xx bis 68xx zum Kernel (u. a. 1, 2, 3, 4), denn die war erst zwei Tage nach Beginn des Merge Window von 2.6.38 veröffentlicht worden. Die Chips auf diesen seit Oktober verkauften Grafikkarten gehören zur "Northern Islands" (NI) genannten Familie, zu der auch die GPUs (Graphics Processing Units) der im Dezember vorgestellten Radeon-HD-Modelle 6950 und 6970 zählen. Ein DRM/KMS-Treiber für Letztere sollte in 2.6.39 einziehen; der wird aber vermutlich noch keine 3D-Beschleunigung bieten, wie sie Linux 2.6.38 bei den anderen NI-Grafikchips und den GPUs der Ontario-Prozessoren beherrscht.

Der DRM/KMS-Treiber für Grafikchips von Intel aktiviert bei den Grafikkernen der Anfang Januar vorgestellten Sandy-Bridge-Prozessoren (Core-Serien i3-2000, i5-2000 und i7-2000) nun wenn möglich den Self-Refresh, um die Leistungsaufnahme zu reduzieren. Durch den Dynamic Render P-state Support und die Overclocking-Unterstützung kann der Grafikkern von Sandy-Bridge-CPUs jetzt die Taktfrequenz ändern, was je nach Umgebungsbedingungen die Performance steigert oder den Stromverbrauch reduziert.

Der Nouveau-DRM/KMS-Treiber von 2.6.38 wird alles Nötige zum Nutzen der 2D- und 3D-Beschleunigung der auch als NVC0 bezeichneten Fermi-Chips mitbringen, die auf den GeForce-Modellen der 400er- und 500er-Serie sitzen (u. a. 1, 2, 3, 4). Um diese Funktionen zu nutzen, bedarf es derzeit einer proprietären Firmware. Wie üblich sind natürlich auch Unterstützung in Libdrm, Mesa 3D und dem Nouveau-Treiber für X.org erforderlich. Die Nachfolger der derzeit aktuellen Mesa-3d-Version 7.10 dürften diese mitbringen, da der Entwicklerzweig bereits alles Nötige enthält.

Die DRM-Infrastruktur haben die Kernel-Hacker um Unterstützung für die im Commit-Kommentar detailliert erläuterten und für die Einhaltung der OpenML (Open Media Library) wichtigen "Precision Vblank Timestamps" erweitert. Die ebenfalls neue und via DRI2 nutzbare Pageflipping-Unterstützung kann diese Zeitstempel ebenfalls zu Hilfe nehmen. Durch sie ist der Kernel besser und effizienter als zuvor in der Lage, die Freigabe eines aktualisierten Bildes mit dem Moment zu synchronisieren, in dem die Grafik-Hardware mit der Ausgabe eines neuen Bilds beginnt (Vsync). Das beseitigt Bildstörungen wie Flackern, Tearing oder unvollständiges Rendering und kann zudem die 3D-Performance verbessern. Die für beide Funktionen nötige Unterstützung in den Grafiktreibern bieten ab dem 38er-Kernel die Treiber für AMD (1, 2) und Intel (1, 2); der Nouveau-Treiber für Nvidia-GPUs kann bislang nur Page-Flip-Unterstützung (1, 2).