Das letzte Alpha-Prozessormodell erscheint

Mit dem Prozessor Alpha EV7z stellt Hewlett-Packard das letzte Mitglied der leistungsfähigen Prozessorfamilie vor.

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Mit dem Prozessor Alpha EV7z stellt Hewlett-Packard das letzte Mitglied der leistungsfähigen Prozessorfamilie vor und löst damit die Zusage ein, die mit der HP/Compaq-Fusion übernommene Alpha-Serverfamilie zumindest vorerst noch weiter zu entwickeln. Der Alpha EV7z-Prozessor läuft mit 1,3 GHz und entspricht ansonsten seinem Anfang 2003 beim AlphaServer GS1280 eingeführten Vorgänger EV7 (21364, 0,18-Mikrometer-Fertigung, maximal 1,15 GHz).

Der Server GS1280 ist in Konfigurationen für maximal 8, 16, 32 oder 64 Prozessoren erhältlich und lässt sich mit bis zu 512 PCI-X-Karten, 192 PCI-Karten und 64 AGP-4X-Karten erweitern. Jeder Prozessor hat einen eingebauten Speichercontroller für acht Rambus-Speicherkanäle, sodass die maximale Hauptspeicher-Datentransferrate mit der CPU-Anzahl skaliert. Anders als ursprünglich geplant, sind zurzeit maximal 8 GByte RAM pro Prozessor installierbar (Mitte 2004 sollten eigentlich jeweils 16 GByte möglich sein), weshalb der maximale RAM-Ausbau des 64-Wege-Servers auf ein halbes Terabyte begrenzt ist. Eine vor zwei Jahren von Compaq bei der Ankündigung des GS1280 (Codename Marvel) und des EV7 noch erwähnte Konfigurationsoption mit 128 Prozessoren und 4 TByte RAM scheint nun ebenso wenig noch geplant zu sein wie die 130-Nanometer-Prozessorvariante EV79 oder erst recht der EV8 -- bekanntlich steht HP felsenfest zum gemeinsam mit Intel entwickelten Itanium (IA-64) als Nachfolger von Alpha und PA-RISC.

Während Compaq noch versprochen hatte, neue Alpha-Server bis 2007 zu verkaufen und bis über 2010 hinaus Support zu leisten, präzisiert und beschneidet Hewlett-Packard diese Zusagen auf die Jahre 2006 und 2011.

Was die Performance betrifft, so schlägt sich der GS1280 mit 64 EV7z-Alphas nach HP-Angaben recht gut: In den SPEC-CPU2000-Benchmarks erreichen zwar mehrere Einzelprozessoren deutlich mehr als 994 CINT2000- und 1684 CFP2000-Peak-Punkte, doch mit einem CFP2000-Rate-Wert von 1224 Punkten ist der GS1280 nur dem SGI Altix 3000 mit 64 Itanium-2-Prozessoren mit jeweils 1,5 GHz und 6 MByte L3-Cache unterlegen sowie einigen anderen Servern mit 128 oder 256 Prozessoren (den IBM pSeries 690 gibt es mit maximal 32 Prozessoren). Bei vielen Alpha-Systemen fällt allerdings ein sehr großer Unterschied zwischen den Basis-Ergebnissen und den noch stärker getunten Spitzenwerten beim CPU2000-Gleitkomma-Benchmark auf. Die für viele Server-Standardanwendungen wichtigere Festkomma-Rechenleistung der Alphas liegt noch unter der des Intel Itanium 2 und deutlich hinter sehr viel preiswerteren Prozessoren wie dem AMD Opteron (die es aber bisher kommerziell nur mit maximal 4 Prozessoren gibt).

Durch die Weiterentwicklung der CPU-Konkurrenten (Itanium 2, Power5, UltraSPARC IV und SPARC64 V) wird der Alpha EV7z wohl auch -- anders als sein Vorgänger noch Anfang letzten Jahres -- im SAP-SD-Benchmark für Tier 2 keine herausragende Spitzenposition bei den 32-Wege-Servern mehr erreichen können.

Im Laufe des Jahres 2006 wird also die Ära des ursprünglich vor 12 Jahren von der Digital Equipment Corporation (DEC) als 21064-AA mit 200 MHz Taktfrequenz vorgestellten 64-Bit-Serverprozessors, der einstmals sogar in Desktop-Rechnern und mit einer Windows-NT-Spezialversion gegen x86-er antreten sollte, zu Ende gehen. In kommende Itanium-Generationen sollen aber viele der Ideen (wie SMT und IA32-EL) seiner Entwickler einfließen, die auch bereits die ursprünglich als "Lightning Data Transport" vorgestellte Hyper-Transport-Technik ebenso mitgestalteten wie den Athlon-Frontsidebus. Doch der durchschlagende wirtschaftliche Erfolg blieb eben aus, obwohl erfolgreiche Projekte wie die 1995 eingeführte Web-Suchmaschine AltaVista eng mit den Alphas verknüpft sind. (ciw)