Elektroautos: Automobilindustrie beklagt zu langsamen Ausbau des Ladenetzes

In Deutschland gibt es immer mehr öffentliche Ladepunkte für E-Autos. Ihrem Ziel hängt die Bundesregierung aus Sicht der Automobilindustrie weiter hinterher.

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Ein VW ID.3 an einer Ladestation in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

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Fahrer von Elektroautos finden in Deutschland immer leichter einen öffentlichen Platz, um Strom zu laden. Aus Sicht des Verbands der Automobilindustrie (VDA) müsste die Ladeinfrastruktur allerdings schneller ausgebaut werden. Zum 1. Juli dieses Jahres kamen auf einen öffentlichen Ladepunkt in Deutschland rund 21 Elektrofahrzeuge, wie aus dem aktuellen Ladenetzranking des VDA hervorgeht. Zu Beginn dieses Jahres waren es mehr als 23 E-Fahrzeuge.

Innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres hat sich die Zahl öffentlicher Ladepunkte in Deutschland laut VDA um fast 17.000 auf rund 97.500 erhöht. Davon wuchs die Anzahl der Schnellladepunkte um 5300 auf 18.500. Gleichzeitig waren zum 1. Juli in der Bundesrepublik rund 2 Millionen Elektro-Pkw registriert. Darunter fallen sowohl batterieelektrische Antriebe (BEV) als auch Plug-in-Hybride. Damit kamen 110 Elektroautos auf einen Schnellladepunkt.

Der VDA wertet die Verfügbarkeit von Ladepunkten auf Basis von Daten des Kraftfahrt-Bundesamts sowie der Bundesnetzagentur für Bundesländer, Landkreise und Städte aus. Insofern verwundert es nicht, dass die Zahlen des VDA zur Ladeinfrastruktur etwa jenen entsprechen, die die Bundesnetzagentur im September dieses Jahres bekannt gegeben hatte. Die Bundesregierung strebt an, dass bis 2030 bundesweit mindestens eine Million öffentliche Ladepunkte verfügbar sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sich das Ausbautempo dem VDA zufolge verdreifachen. "Die Menschen brauchen die Gewissheit, überall und zu jeder Zeit unkompliziert laden zu können, damit sie auf die E-Mobilität umsteigen", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zählte im August ebenfalls etwa 100.000 Ladepunkte, kam aber zu einer anderen Schlussfolgerung als der VDA. Für den BDEW ist das Angebot an öffentlichen Ladesäulen für Elektroautos mehr als ausreichend. Dabei verwies die Energieversorger darauf, dass die öffentlichen Ladepunkte im Durchschnitt zu 11,6 Prozent der Zeit belegt seien. Je nach Landkreis ergebe sich eine Belegung zwischen 3 und maximal 25 Prozent des Tages (über 24 Stunden). Selbst zwischen 9 und 20 Uhr läge die durchschnittliche Belegung laut BDEW nie über 20 Prozent.

Laut der Auswertung des VDA gibt es große Unterschiede in den einzelnen Regionen. Am besten schneidet dabei die Stadt Ingolstadt ab. Hier müssen sich rund vier Elektroautos einen öffentlichen Ladepunkt teilen. Am wenigsten Lademöglichkeiten gibt es in Wiesbaden. Auf einen öffentlichen Ladepunkt kommen dort 115 E-Pkw. Unter den Bundesländern steht Sachsen am besten da, das Saarland am schlechtesten. In rund der Hälfte aller Gemeinden in Deutschland gibt es noch keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt. Das sei "ernüchternd und verdeutlicht den politischen Handlungsbedarf", sagte Müller.

(anw)