Hybridantrieb: Lieferengpass für Hybrid-Akku kostet Mercedes halbe Milliarde

Mercedes schreibt hohe Verluste, weil Bosch die nötigen Stückzahlen von Hybridakkus nicht liefern kann. Für 2023 rechnet Mercedes mit 500 Mio. Euro Ausfall.

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Mercedes Startergenerator

Mercedes Startergenerator

(Bild: Mercedes-Benz)

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Mercedes erleidet aktuell Milliardenverluste, weil sein Zulieferer Bosch mit der Fertigung von Batterien für die Mildhybridsysteme seiner Verbrennungsmotoren nicht nachkommt. Für 2023 veranschlagt Mercedes-Benz inzwischen einen Rückstand von rund 100.000 Fahrzeugen, was einem Umsatz von fünf bis sieben Milliarden Euro und einem Gewinnausfall von 500 Millionen Euro entspricht. Die Zahlen stammten dem Handelsblatt zufolge aus Konzernkreisen. So sei im dritten Quartal 2023 die Auslieferung des Mercedes[ ]GLC um 17 Prozent eingebrochen. Es ist das momentan global meistverkaufte Modell der Marke.

Da es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen vorübergehenden Engpass handelt, dürfte ein großer Teil der Auslieferungen im kommenden Jahr nachgeholt werden können und die geschäftliche Bilanz größtenteils wieder ausgleichen. Mercedes geht allerdings auch von einer nennenswerten Zahl an Stornierungen bereits existierender Bestellungen aus. Das Management des Autoherstellers ist überrascht und alarmiert über die schleppende Produktion am Standort Eisenach. "Von Bosch hätten wir das nicht erwartet" habe ein nicht namentlich genannter Manager gesagt. Vorausgegangen waren mehrere Treffen der beiden Firmenchefs Ola Källenius (Mercedes-Benz) und Stefan Hartung (Bosch).

Um das Problem gemeinsam angehen zu können, haben sich die Partner auf die Entsendung eines Expertenteams Anfang Dezember zu Bosch nach Eisenach geeinigt. An die Spitze der "Taskforce 48V-Batterie" habe Mercedes Thomas Brandstetter, Chef seiner konzerneigenen Batteriesparte Accumotive gesetzt. Man gehe allerdings davon aus, dass sich der Rückstand noch bis weit ins erste Quartal 2024 hinein ziehen werde.

Die Batterie wird in den meisten nicht-batterieelektrischen Mercedes-Modellen dazu genutzt, den Verbrennungsmotor mit einer Elektromaschine zu unterstützen, wenn er in einem für den Verbrauch oder die Leistung ungünstigen Lastbereich arbeitet. Überschüssige Energie kann zum Teil beim Verzögern über den E-Motor, der dann als Generator arbeitet, wieder abgegriffen werden. Die Batterie lagert sie zwischen, um sie beim nächsten Unterstützungsvorgang erneut abgeben zu können. Nicht nur für Mercedes ist dieser "Integrierte Starter-Generator" ein probates Mittel, die Flottenverbräuche zu senken. In einigen Mercedes-AMG-Modellen hilft diese Energie-Wiederverwendung zusätzlich, den Turbolader zu beschleunigen, bevor der normalerweise dazu nötige Abgasdruck ansteht. Damit kann die Ansprechverzögerung des Laders situationsgerecht elektrisch überbrückt werden.

(fpi)