Nissan investiert 600 Millionen Euro in Renaults Elektroauto-Sparte Ampere

Renault und Nissan versuchen, ihre zuletzt angespannte Beziehung zu retten. Nissan soll 600 Millionen Euro in Renaults Elektroauto-Sparte Ampere investieren.

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Elektroauto Renault 5

Elektroauto Renault 5

(Bild: Renault)

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Nissan und Renault haben die Bedingungen präzisiert, unter denen sie künftig zusammenarbeiten wollen. Unter anderem verpflichtet sich der japanische Autohersteller, bis zu 600 Millionen Euro in die Elektrofahrzeugsparte Ampere seines Partners zu investieren. Das gaben sie heute gemeinsam in Paris und Yokohama bekannt.

Eine weitere Vereinbarung besagt, dass Renault seinen Anteil an Nissan auf 15 Prozent reduzieren und den Rest seiner derzeitigen 43-Prozent-Beteiligung an einen französischen Treuhänder überträgt. Das hatten die Partner bereits im Februar verlauten lassen, doch wegen interner Abstimmungsprobleme verschoben. Der Deal soll vorbehaltlich behördlicher Genehmigung nun im vierten Quartal 2023 abgeschlossen werden.

Langfristig sollen dadurch Synergien frei werden, gleichzeitig soll die Partnerschaft damit nicht nur in finanzieller Hinsicht auf Augenhöhe gebracht und beispielsweise die langwierigen, teils angespannten Verhandlungen über Themen wie die gemeinsame Nutzung künftigen geistigen Eigentums beendet werden.

Nissan ließ verlauten, die Investition in Ampere stehe im Einklang mit der Rolle des Unternehmens als strategischer Investor und der Sicherung eines Vorstandssitzes im neuen Unternehmen. Makoto Uchida, CEO von Nissan sagte zudem, "es ist für uns schwierig, allein in Europa Geschäfte zu machen, deshalb gab uns die Investition in Ampere die Möglichkeit, mit anderen Unternehmen in Kontakt zu treten".

Renault-Chef Luca de Meo sagte: "Die Vereinbarungen bieten uns eine solide Basis, den globalen Geschäftsbetrieb in Schlüsselmärkten wieder in Gang zu bringen, mit dem Potenzial, einen Wert in Höhe von Hunderten Millionen zu generieren. Sie geben uns die strategische Agilität, die wir im heutigen, sich schnell entwickelnden Umfeld mehr denn je brauchen." Explizit genannt wurden in diesem Zusammenhang die Märkte Lateinamerika, Indien und Europa.

Das Abkommen bezüglich Ampere sei ein Vertrauensbeweis für de Meos Strategie, schreibt dazu das Branchenblatt Automotive News Europe heute. De Meo habe die Unternehmensstruktur des Autoherstellers umgestaltet, um die Umstellung auf Elektrofahrzeuge besser zu bewältigen und die Gewinne zu steigern, und gleichzeitig versucht, die französisch-japanische Allianz zu reparieren, zu der auch der kleinere Partner Mitsubishi Motors gehört. Mitsubishi gab diese Woche bekannt, dass es frühestens Ende 2023 über eine Investition in Ampere entscheiden werde.

Renault hat Ende vergangenen Jahres eine gleichberechtigte Zusammenarbeit im Bereich Verbrennungsmotoren mit der chinesischen Zhejiang Geely Holding verkündet. Ziel ist eine Fertigungskapazität von fünf Millionen Verbrennungs-, Hybrid- und Plug-in-Hybridmotoren sowie Getrieben pro Jahr.

Bei Halbleitern arbeitet Renault mit Qualcomm zusammen. Nissan verstärkt sein Engagement bei Elektroautos und versucht gleichzeitig die Margen zu verbessern. Darüber hinaus arbeitet der japanische Hersteller an Feststoffbatterien, die ab 2028 serienreif sein sollen.

Renault und Nissan müssen sich gegen Tesla und die zunehmend stärker werdenden chinesische Elektroautohersteller behaupten. Nun versuchen sie, ihre zuletzt angespannte Beziehung zu retten. Die Verhaftung des ehemaligen Chefs der Allianz, Carlos Ghosn, im Jahr 2018 und seine Flucht aus Japan war dabei einer der dramatischen Höhepunkte. Er verklagt Nissan auf hohen Schadenersatz.

(fpi)