Paketdienste liefern zunehmend elektrisch, doch die Umstellung kostet Zeit

Zusteller fahren zunehmend elektrisch, doch kostet die Umstellung viel Zeit. Der Gütertransport mit Lkw ist noch einer der CO₂-Hauptemittenten im Verkehr.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Fiat E-Ducato

Fiat E-Ducato an der Ladesäule

(Bild: pressinform)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Der Paketlogistik-Konzern DHL setzt im Großraum Berlin 13 auf neue batterieelektrische Lastkraftwagen für den Transport Tausender Pakete und Briefe zwischen seinen Depots. Sie gehören zu den neuen Fahrzeugen, mit denen der Konzern die eigene Flotte auf weniger umweltschädliche Antriebsarten umstellt. Bei der Zustellung auf der letzten Meile kommen Paketdienstleister hier gut voran. Laut DHL erfolgen immerhin rund 50 Prozent der eigenen Paketzustellungen in Deutschland elektrisch. Tausende E-Transporter und Lastenräder hat das Unternehmen im Einsatz.

Anders sieht es auf längeren Strecken zwischen den Städten oder Brief- und Paketzentren aus, wo größere und schwerere Transporter benötigt werden. Der Anteil alternativer Antriebe an eingesetzten Fahrzeugen in der Kurier-Express-Paket-Branche lag 2022 bei nur 16 Prozent, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (Biek) mitteilte. "Der Anteil wird in Zukunft weiter steigen, besonders, wenn die Hersteller die Fahrzeuge zu niedrigeren Preisen anbieten können."

Die Hindernisse sind aus Sicht der Branche vielfältig. Zum einen sind die Anschaffungskosten für nachhaltigere Alternativen im Vergleich zu gängigen Transportern mit Dieselmotoren nach wie vor "um ein Vielfaches höher", so der Biek. Außerdem fehle es insbesondere auf der Langstrecke an der notwendigen Infrastruktur. Lediglich bei Biokraftstoffen, mit denen Bestandsfahrzeuge anstelle von Dieselkraftstoff betankt werden können, sei die Tankinfrastruktur bereits vorhanden. Allerdings liege der Preis für flüssige Biokraftstoffe zwischen 15 und 40 Cent über dem Abgabepreis für mineralischen Kraftstoff für Dieselmotoren. Dies erschwere den Umstieg.

Aus Sicht des Paketlieferdienstes DPD können Biokraftstoffe ohnehin nur eine Übergangslösung sein. "Mit Blick auf Treibhausgasemissionen sind sie kein Fortschritt", sagte DPD-Manager Gerd Seber. Hersteller setzten daher bei langen Distanzen und schweren Lkw auf Wasserstoff. Doch sowohl die Verfügbarkeit der Fahrzeuge als auch der Ausbau einer Wasserstoff-Tank-Infrastruktur sei nach wie vor mangelhaft.

Dennoch sei die Branche offen für Erprobung und Einsatz innovativer Konzepte, "die eine klimafreundliche und effiziente Paketlogistik fördern", heißt es beim Branchenverband. Stadtlogistik-Experte Kai-Oliver Schocke bestätigt das. "Alle Zusteller sind auf der letzten Meile bereits elektrisch unterwegs – in manchen Städten sogar zu 100 Prozent", sagte der Präsident der Frankfurter Universität für angewandte Wissenschaften (Frankfurt University of Applied Sciences). "Das Problem der Umstellung auf ressourcenschonende Fahrzeuge lag weniger am Willen der Unternehmen als daran, dass rein technisch lange Zeit gar keine Fahrzeuge zur Verfügung standen."

Dieser Umstand ändere sich allmählich. Die 13 neuen DHL-Elektro-Lkw in Berlin seien dafür ein Beispiel. Auch Wettbewerber Hermes weist auf solche Versuche hin. "Aktuell hat Hermes Germany zwei E-Lkw im täglichen Linienverkehr im Einsatz – einen im Raum Hamburg, einen im Raum Berlin", teilte das Unternehmen mit.

Neben neuen Antrieben wird auch an anderer Stelle daran gearbeitet, den Lkw-Verkehr emissionsfrei zu gestalten: In einigen Regionen wurden im Rahmen von Pilotprojekten Oberleitungen über den Autobahnen installiert, mit denen Lkw vollelektrisch unterwegs sein können. Solche Versuche gibt es etwa in Hessen, wissenschaftlich betreut von der Technischen Universität Darmstadt. "Allerdings wird mittelfristig nicht das gesamte deutsche Straßennetz mit Oberleitungen für Lastwagen ausgestattet werden", sagte Schocke.

Potenzial sieht der Logistikexperte zudem in der Verlagerung von Pakettransporten auf die Schiene. Unter anderem DHL, aber auch die Wettbewerber DPD und Hermes nutzten und nutzen bereits diese Möglichkeit in Kooperation mit der Deutschen Bahn.

Doch aus Sicht mancher Unternehmen ist die Vielzahl der Modellversuche auch ein Hindernis. "Insgesamt wäre eine gewisse Planbarkeit und Zukunftssicherheit auch mal ganz schön", sagte DPD-Nachhaltigkeitschef Seber. "Man sollte sich mal auf ein oder zwei Technologien in irgendeiner Form konzentrieren und dafür dann die politischen Voraussetzungen schaffen." Nur dann könnten sich Produzenten und Zulieferer darauf einstellen.

(fpi)