Für Steve Ballmer ist ein Aufkauf von Yahoo weiterhin eine Option
Microsoft soll vorgeschlagen haben, Yahoo aufzuteilen; das Geschäft mit Online-Suchanzeigen ginge dabei an Microsoft. Eine komplette Übernahme ist für den Microsoft-Chef aber weiterhin eine mögliche Alternative.
Nach der gescheiterten Übernahme von Yahoo und der Rücknahme des Übernahmeangebots für den Suchmaschinen- und Internetportal-Betreiber will Microsoft nicht zurückstecken. Der Komplett-Aufkauf von Yahoo bleibe weiterhin eine Option, erklärte Microsoft-Chef Steve Ballmer in einem Interview mit der ungarischen Wirtschaftswochenzeitung Figyelö. Zu diesem Zwecke werde Microsoft möglicherweise auch mit dem Yahoo-Investor Carl Icahn gesondert verhandeln, betonte Ballmer. Dieser hatte die Ablehnung der letzten Microsoft-Offerte durch Yahoo-Chef Jerry Yang massiv kritisiert und einen Machtkampf bei dem Internet-Konzern angezettelt.
"Derzeit sprechen wir nicht über einen Komplett-Aufkauf von Yahoo, sondern suchen nach anderen Lösungen", sagte Ballmer in dem Interview. "Doch wir halten uns die Option offen, dass wir ein Angebot für Yahoo als Ganzes unterbreiten, oder wir verhandeln mit Aktionärsrebellen wie zum Beispiel Carl Icahn", fügte er hinzu. Die Print-Ausgabe des Figyelö mit dem gesamten Interview erscheint laut dpa am kommenden Donnerstag.
Microsoft hatte am Sonntagabend in Redmond mitgeteilt, dass die Gespräche mit dem Suchmaschinenanbieter wieder aufgenommen wurden. Dabei wolle man unter anderem die Möglichkeiten einer "Transaktion" ausloten, hieß es in der Erklärung. Welche Art von Transaktionen Microsoft anstrebt, konkretisierte das Unternehmen darin nicht. Für einen späteren Zeitpunkt sei eine komplette Übernahme jedoch nicht ausgeschlossen, hielt die Unternehmensmitteilung fest.
Bebobachter gehen davon aus, dass Microsoft mit Yahoo derzeit vor allem über die Suchmaschinensparte und das damit verbundene Online-Anzeigengeschäft verhandelt. Für diesen Bereich hatte Yahoo bereits eine Zusammenarbeit mit Google ausgelotet, was aber noch nicht zu konkreten Vereinbarungen geführt hat. Ein Vorschlag von Microsoft soll darin bestehen, Yahoo aufzuteilen und die Yahoo-Geschäfte in Asien komplett zu verkaufen, berichtet das Wall Street Journal. Die Redmonder würden das Geschäft mit Online-Anzeigen bei Suchanfragen übernehmen und einen Minderheitsanteil an dem kaufen, was von Yahoo noch übrig bliebe. Der Vorschlag sei vom Yahoo-Management aber nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen worden; möglicherweise habe Microsoft ihn auch nur vorgelegt, um die Verhandlungen zwischen Google und Yahoo über die Zusammenarbeit bei Suchanzeigen zu torpedieren.
Ballmer war am Montag nach Budapest gereist, um ein Kooperationsabkommen mit der ungarischen Regierung zu unterzeichnen, mit dessen Hilfe der Computereinsatz und die Nutzung des Internets in breiteren Bevölkerungsschichten popularisiert werden sollen. Am Nachmittag hielt er einen Vortrag an der Budapester Wirtschaftsuniversität. Dabei wurde er von einem Microsoft-Gegner mit Eiern beworfen, denen er jedoch auszuweichen vermochte, berichtet dpa. Der Störenfried wurde aus dem Saal geleitet.
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